Episode Transcript
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Music.
(00:11):
Podcast. Hier dreht sich alles um die faszinierende Verbindung von Technologie und Gesundheit.
Jede Woche beleuchten wir, wie
digitale Innovationen unsere Gesundheit verbessern und verändern können.
Freut euch auf spannende Interviews, neueste Trends und tiefgreifende Einblicke
direkt aus der Welt der Digital Health.
(00:31):
Gute Unterhaltung bei einer neuen Folge mit Heiko Manja.
Ja, hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Episode von Tech Care.
Diesmal mit einem Special, denn wir sind unterwegs. Wir sind unterwegs von Aachen
nach Paris und wollen dort die Sond Expo 2024 besuchen.
(00:55):
Aber zunächst ereignet uns auf dem Bahnhof Aachen ein Problem,
was sehr deutschlandtypisch ist.
Diesmal aber mit dem Eurostar.
(01:16):
Ja, und so erreichen wir dann mit etwas Verspätung den Bahnhof von Paris am Pfingstmontagabend.
Dienstagfrüh um 9 Uhr startet sie dann die Sondexpo 2024.
Aber was ist diese Messe? Ja, es ist die Leitmesse in Frankreich für das Gesundheitswesen.
(01:39):
Es wird von der Föderation Hospitalier de France organisiert.
Das ist vergleichbar mit der DKG in Deutschland und ist eigentlich sozusagen
eine Mischung aus DEMEA in Berlin und Medica in Düsseldorf, die wir hier in Deutschland kennen.
(01:59):
Sie findet immer drei Tage im Messegelände in Paris statt.
Der Schirmherr ist der Präsident selbst, Emmanuel Macron.
Und es ist eigentlich das führende Event für den Bereich Gesundheit.
Patientenerfahrung, digitale Gesundheitslösung, Gesundheitsmanagement,
aber auch für Gesundheitsausrüstung und Einrichtungen.
(02:21):
So ein paar Kennzahlen, jährlich sind ungefähr 30.000 Besucher vor Ort,
750 Aussteller sind es in 2024.
Es werden 350 Vorträge angeboten und ungefähr 550 Referenten sind vor Ort.
Neben den Einzelausstellern gibt es auch sogenannte Villages oder Themendörfer,
(02:44):
die dann halt Aussteller in Einzel- und Kleinständen zusammenführt für Startups,
für IT-Sicherheit oder viele andere Themen,
die halt Gesundheits-IT oder mit Gesundheitswirtschaft zu tun haben.
Auch sehr spannend ist, dass diese Veranstaltung zum 58. Mal stattfindet,
(03:05):
also schon viele, viele Jahre etabliert ist.
Und die französische DKG, also die FHF, feierte in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen.
Sie wurde 1924 gegründet und vertritt die Interessen aller öffentlichen Krankenhäuser
und medizinisch-sozialen Einrichtungen in Frankreich und setzt sich dabei für
(03:27):
die Verbesserung des Gesundheitssystems ein,
fördert Innovationen und unterstützt ihre Mitglieder in verschiedenen Bereichen wie Management,
Finanzierungen, Qualität der Versorgung und eben auch die digitale Transformation.
Wie ihr wisst, findet in wenigen Wochen in Paris die Olympia statt, Olympia 2024.
Und deshalb war in diesem Jahr die Messe nicht in einer großen Halle,
(03:52):
sondern über zwei Etagen aufgeteilt.
Im oberen Stockwerk waren hauptsächlich die Krankenhausvertreter und das Kongressprogramm
und eine Etage tiefer waren dann die Villages und die Einzelaussteller,
vor denen man viele auch in Deutschland kennt.
Denn auch einige Größen, die bei uns sich Kissen nennen, wie CompuGroup oder
(04:16):
Nexus, sind dort genauso vertreten.
Daedalus auch, haben große Stände.
Aber auch andere Vertreter, die man auch in der deutschen Industrie kennt,
wie Kerscher oder Computer Center, sind dort auch mit Ständen vertreten.
Die SONDEXPO 2024 hatte auch ein Motto.
(04:36):
Das werde ich jetzt nicht auf Französisch vortragen, weil ich spreche gar kein
Französisch. Das ist aber in Deutsch, die Gesundheit von morgen gestalten.
Ja und hier liegt die Betonung auf Innovation, Zusammenarbeit und Exzellenz im Gesundheitswesen.
Und das hat sich durch alle Vorträge und durch viele Exponate dann auch nochmal sehr gut dargestellt.
(05:01):
Parallel fand auch ein Pflegekongress statt und das war dann auch sehr deutlich zu spüren,
denn viele Pflegekräfte sind dann in den Pausen und nach dem Kongressprogramm
durch die Hallen spaziert, haben sich sehr viel Informationen geholt,
haben ein großes Interesse, hier auch in der Digitalisierung sich zu entwickeln
(05:23):
und auch hier die Transformation aktiv zu gestalten.
Drei wesentlichen Themen sind mir aufgefallen, die so Schwerpunkte waren bei den Ausstellern.
Das eine waren Roboter. Ich habe sehr viele robotische Systeme rumfahren sehen,
meistens als Service-Roboter,
die dann irgendwelche Dinge transportiert haben oder auch ein Apothekenwagen
(05:48):
oder Medikamentenwagen,
der den Pflegekräften folgt, wo alles drauf ist, was man braucht.
Auch von der Infusion bis hin zu oralen Medikationen, aber auch eben Roboter zur Unterhaltung bzw.
Eben als letztendlich Service-Roboter.
Was noch sehr stark als Thema natürlich im Fokus stand, war künstliche Intelligenz.
(06:11):
An jedem zweiten Stand gab es irgendwelche Angebote und Verknüpfungen von Informationssystemen
im Krankenhaus oder im Gesundheitswesen mit AI.
Das ist von der automatischen Arztbriefschreibung bis hin zu Unterhaltung für
Bewohner ein großes Thema an der Stelle gewesen. Und das dritte riesige Thema
(06:33):
ist nach wie vor Interoperabilität.
Also auch das Thema FIRE und Interoperabilitätsplattformen
stößt auf riesiges Interesse in Frankreich und in der Struktur der entsprechend
vielen Kliniken und ja doch einem großen Land geht man immer mehr auch in den
Gedanken weg von diesen monolithischen,
(06:56):
klassischen,
elektronischen Patientenaktionen.
Hin zu interoperablen, sich letztendlich über Vernetzung ergänzenden, strukturierten Daten.
Am zweiten Messetag habe ich Sturian Hakalew besucht,
einer der Geschäftsführer vom NERSC-IT-Institut, den ich fragen wollte,
(07:17):
warum NERSC-IT hier auf einer französischen Messe ausstellt und wie die Erfahrungen sind,
gerade wenn man den Vergleich jetzt hat, auch zwischen der DEMEA in Deutschland
oder vielleicht sogar der HIMSS in Amerika und was so seine Erlebnisse bzw.
Seine Sicht auf die SONDEXPO in Paris ist. So, wir starten die Aufnahme.
(07:44):
Stojan, du bist mit NURSE-IT das erste Jahr hier auf der SONDEXPO in Paris.
Was ist dein Eindruck als Aussteller, aber auch von der Messe selber?
Was sind die Highlights?
Wo hättest du dir mehr erhofft? Wo bist du positiv überrascht?
Gib einfach mal ein Feedback.
(08:04):
Wir sind das erste Mal hier als NIRS-IT, als Aussteller dabei,
aber eigentlich waren wir letztes Jahr auch als Besucher und haben den ersten Eindruck bekommen.
Eigentlich war positiv genug, um uns dieses Jahr auch zu entscheiden, selber auszustellen.
Wir haben auch immer wieder gemerkt auf Messen, dass man als Gast oder als Besucher
relativ wenig produktiv ist und wenn man einen eigenen Stand hat,
(08:27):
dann kommen die Leute auf einen zu.
Scheinbar gucken sich die Leute auch die Kataloge und wer die Aussteller ist.
Das habe ich mein Leben eigentlich nie gemacht.
Aber jetzt in den letzten zwei Tagen war ich jetzt auch tatsächlich positiv
überrascht, dass uns Leute auch gezielt aufgesucht haben, dass sie auch Fragen
hatten, dass Pflege hier tatsächlich weiterhin ein Thema ist.
Das bestätigt sich natürlich auch aus unserem Programm mit der Deutsch-Französischen
(08:50):
Handelskammer, wo wir fast seit mittlerweile 18 Monaten unterwegs sind,
auch in Frankreich, um zu schauen, wie weit der französische Markt für digitale
Pflegelösungen eigentlich vorbereitet ist.
Daher hat sich jetzt erstmals mein positiver Eindruck bestätigt.
Ich glaube, wir sind nicht umsonst gekommen.
Da waren doch ein paar sehr interessante Kontakte, die wir dann auch weiterführen werden.
(09:11):
Und unser Plan, so ein bisschen uns auf dem französischen Markt umzuschauen.
Wie weit ist denn digitale Pflege in Frankreich ein Thema?
Wie stark sind hier auch Krankenhausinformationssysteme vertreten?
Also jetzt nicht nur auf der Messe, sondern in Frankreich selber.
Und wie stark ist hier das monolithische
(09:33):
Denken beziehungsweise auch das interoperable Best-of-Beat-Denken?
Hast du da ein Gefühl für entwickeln können?
Auch im Rahmen des Programms, was die NURSIT hier mit der AHK durchführt?
Tatsächlich nur ein Gefühl. Also natürlich sind wir jetzt in den 18 Monaten kein Experte geworden.
Und wir haben uns jetzt zwar mehrere Krankhäuser angeschaut,
auch mehrere Krankhausverbunde und haben zumindest mein Gefühl ist,
(09:56):
dass hier die monolithischen Gedanken noch weit stärker ausgeprägt sind als in Deutschland.
Hier hat sich scheinbar auch kein Parallelmarkt entwickelt, wo jetzt kleinere
Firmen eigene Bereiche besetzt haben.
Also in Deutschland haben wir drei, vier Konkurrenten, die auch eigene Pflegelösungen
haben. Hier gibt es so gut wie gar nichts.
Also sogar die Leute sind teilweise sehr überrascht, auch positiv natürlich
(10:18):
überrascht, dass es Alternativen zum KISS gibt.
Und kommt natürlich immer die Frage, wie ist die Integration?
Und hier scheint die Integrationsfragestellung noch größer zu sein als in Deutschland.
Aber sicherlich gibt es auch Wege, wie man das auch angehen kann.
Also auf jeden Fall können wir feststellen, dass aus unserer Sicht zumindest ein Riesenbedarf ist.
Jetzt muss man natürlich überlegen, wie man jetzt ein anderes Land,
(10:40):
andere Sprache, andere Rahmenbedingungen sinnvoll untereinander bringt.
Obwohl, natürlich muss man sagen, dass die Ähnlichkeiten doch größer sind als
die Unterschiede. Das ist jetzt nicht so wie zwischen Deutschland und Amerika.
Also die Gesundheitssysteme sind weitgehend identisch.
Es gibt das Krankenhaus-Zukunftsgesetz wirklich. Also es gibt jetzt ein neues
Programm, nennt sich Frankreich 2030.
(11:02):
Wie das jetzt genau für die Krankenhäuser ablaufen sollte, ist jetzt noch nicht so 100% klar.
Also letztendlich ist es aber mehr als genug, um unsere Aktivitäten hier recht zu fertigen.
Ist die Sonde Expo die französische Demer oder ist es gar nicht vergleichbar?
(11:24):
Wie würdest du das aus deiner Sicht und den Tagen hier wahrnehmen?
Es ist ähnlich, aber es ist nicht gleich. Also es ist irgendwie so eine Mischung
aus Demer und Medica und vielleicht den einen oder den anderen Kongress,
was in Deutschland noch parallel gemacht werden.
Also hier sieht man auch Krankenhäuser, die nach Pflegekräften werben oder nach
(11:45):
Personal oder man sieht die Institutionen, die ähnlich wie die Gematik natürlich
auch die Digitalisierung ein bisschen vorgeben.
Es gibt ja auch sehr starke Bestrebungen in Richtung FHIR.
Es gibt auch ein französisches FHIR-Profil und das, was wir jetzt mit unserer
grundsätzlichen Arbeit machen, Interoperabilität, FHIR, Datenaustausch, das kommt sehr gut an.
(12:08):
Und daher finden wir uns dann wieder in Bereiche, wo wir auch.
Sonst die Messe an sich, also jetzt die DMA ist jetzt viel mehr auf die Softwarehersteller abgeschirmt.
Da gibt es natürlich hier alle und auch die üblichen Bekannten sind auch hier
mit Daedalus und CompuGroup, also deutsche Unternehmen, die hier schon weitgehend
(12:31):
den Markt besetzt haben.
Aber natürlich auch die entsprechenden französischen Unternehmen sind dabei.
Also es gibt durchaus größere Softwarebereiche, wobei ich glaube gefühlt ist
die DMA mindestens doppelt so groß.
Aber ich weiß jetzt nicht, wenn man die Länderpavillons auf die DMA abziehen
würde, ob es dann nicht gleich ist.
Also ich habe hier jetzt keine Länderpavillons gesehen, das ist jetzt nur französische Akteure.
(12:52):
Was sind die Trendthemen 2024, die man hier wahrnimmt?
Was würdest du als die Top 3 sehen?
Wer ist das gleiche eigentlich wie die DMA? Also ich glaube,
alle Leute beschäftigen sich mit dem Gleichen gerade.
Also KI ist ein Riesenthema und das ist jetzt auch noch dadurch bestärkt worden,
Das sind in den letzten Wochen mehrere neue Announcements, inklusive Microsoft
(13:15):
gestern mit dem neuen Windows-basierten KI oder KI-basierten Windows.
Und das ist natürlich ein Riesenthema. Also es gibt gefühlt alle 20 Meter irgendwie
so ein KI-Startup oder KI-Unternehmen.
Interoperabilität ist weiterhin ein Riesenthema. Klar, Fire und Datenaustausch,
was hier auch sehr interessant ist,
(13:36):
zumindest jetzt aus pflegerischer Sicht, dass mindestens die Hälfte,
also zumindest behaupten die Einheimischen, dass 50 Prozent der Pflege hier
als freie Pflege fungiert.
Also die sind praktisch Selbstständige, die ihre Leistung anbieten und dafür
gibt es scheinbar auch keine so richtig guten Lösungen.
Das ist jetzt etwas, was uns besonders interessiert. Das ist jetzt an sich kein
(13:57):
Trend, das ist halt eben nur eine Feststellung, aber Interoperabilität,
Integration, Datenaustausch und KJs und so.
Alles klar, dann bedanke ich mich für deine Einschätzung und wünsche dir noch
viel Erfolg hier auf der Sound Expo in Paris.
Ja, soweit das Interview mit Stoyan Harkalik vom NeurCity Institute,
die erstmalig als Aussteller auf der Sound Expo in Paris waren.
(14:20):
Ich möchte euch jetzt noch ein paar Fakten geben zum französischen Gesundheitssystem,
die interessant sein könnten. Vielleicht zunächst zur Allgemeinstruktur.
Frankreichs Gesundheitssystem ist weitgehend öffentlich finanziert und basiert
auf einem System der sozialen Sicherheit.
Es wird durch die Krankenversicherung verwaltet, die durch Arbeitnehmer und
(14:41):
Arbeitgeber Beiträge finanziert wird. Die Krankenversicherung ist für alle verpflichtend
und deckt nahezu die gesamte Bevölkerung ab.
Es gibt verschiedene Kassen, die wiederum bestimmte Berufsgruppen abdecken.
Das System bietet umfassende medizinische Leistungen einschließlich der Arztbesuche,
Krankenhausaufenthalte, aber auch für Medikamente und Vorsorgeuntersuchungen.
(15:04):
Die Patienten zahlen in der Regel eine Zuzahlung, die jedoch durch private Zusatzversicherungen
an der Stelle auch abgedeckt werden können.
Frankreich verfügt über ein sehr dichtes Netz an öffentlichen und privaten Krankenhäusern
sowie ambulanten Gesundheitseinrichtungen.
Öffentliche Krankenhäuser werden durch die FHF, ich habe sie eingangs einmal
(15:26):
schon erwähnt, letztendlich vertreten.
Das französische Gesundheitssystem wird weltweit für seine sehr hohe Qualität
und den breiten Zugang zu medizinischen Dienstleistungen geschätzt und laut
der WHO rangiert das französische Gesundheitssystem unter den besten weltweit.
Zum Thema Arztbesuche und Fachärzte ist zu sagen, dass Patienten eine freie
(15:47):
Arztwahl haben und sie können auch direkt Fachärzte aufsuchen.
Hausärzte spielen eine wichtige Rolle als erste Anlaufstelle,
aber auch als Koordinatoren der Patientenversorgung.
Auch in Frankreich gibt es eine elektronische Gesundheitskarte.
Neben den Sozialversicherungsbeiträgen wird das Gesundheitssystem in Frankreich
(16:08):
auch durch Steuern finanziert. Es gibt kostensparende Maßnahmen wie Generika-Verschreibungen
und Budgetbegrenzungen für Krankenhäuser.
Aber Frankreich setzt auch sehr stark auf Präventionsprogramme,
die die öffentliche Gesundheit verbessern sollen, zum Beispiel Impfkampagnen,
Anti-Raucher-Initiativen und Programme zur Förderung gesunder Ernährung.
(16:31):
Welche Herausforderungen hat das französische Gesundheitssystem?
Ja, trotz der Stärken steht das System auch vor entsprechenden Herausforderungen
wie die demografische Veränderung, steigende Kosten und die Notwendigkeit von
Reformen zur Verbesserung der Effizienz und der Zugänglichkeit zum Gesundheitssystem.
Ja und weil ich jetzt noch ein paar Stände und auch ein paar Vorträge besuchen
(16:53):
will, sage ich schon mal an der Stelle Tschüss, vielen Dank fürs Zuhören und
wir freuen uns in einer Woche auf eine neue Folge von TechCare,
dem Digital Health Podcast.
Music.