“Wenn man selbst nicht betroffen ist, wird man als Elternteil nie ganz
nachvollziehen können, wie sich jemand fühlt, der sich mit einem anderen
Geschlecht identifiziert”, sagt Benyamin Jakob, der bei der Berliner
Schwulenberatung als trans*, inter* und nicht-binäre (T*I*N) Menschen
coacht, im Podcast Frisch an die Arbeit. Zu Jakobs Klienten zählen vor
allem Kinder, Jugendliche und deren Eltern, aber auch beispielsweise
Schulen.
Jakob, der zunächst Lehramt und Sozialpädagogik studierte und danach
eine psychotherapeutische Ausbildung und Fortbildungen als Supervisor
machte, arbeitet seit neun Jahren beim Berliner Therapiezentrum Balagan
und außerdem seit viereinhalb Jahren als T*I*N-Berater.
Dass trans*, inter* und nicht-binäre Menschen heute ein öffentliches
Diskussionsthema sind, überrascht ihn nicht. “Wenn man sich vor 20 oder
30 Jahren in einer kleineren Stadt oder in einem größeren Dorf als Trans
identifiziert hat, ist man in der Regel in die Großstadt gezogen und
damit in der Anonymität verschwunden.” Diese Menschen hätten oft nie
wieder ein Wort über ihre Identität und ihre Transition – also die
rechtliche und biologische Angleichung an ihr Geschlecht – verloren und
einfach ihr neues Leben gelebt.
“Heutzutage ist es eher so, dass gerade Jugendliche einen viel offeneren
Umgang mit Geschlechterrollen haben und sich ausprobieren. Das ist auch
der Grund, warum das heute medial so viel präsenter ist”, sagt Jakob.
Dennoch seien viele Eltern, wenn sich die Kinder meist mit 15, 16 Jahren
outen, damit oftmals überfordert.
Obwohl die Nachfrage laut Jakob groß ist, ist die T*I*N-Beratung massiv
von den Einsparungen des Berliner Senats betroffen. “Das waren Kürzungen
auf Null – und zwar innerhalb von sechs Wochen”, sagt Jakob. Sein Team
und er versuchten aktuell ein Angebot zu schaffen, das anders finanziert
sei.
Im Podcast erzählt Jakob, in welchem Alter Kinder oftmals merken,
welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen und warum echte Anteilnahme
der Eltern am Leben ihrer Kinder der wichtigste Faktor in seiner
Beratung ist. Und auch, warum es oft klug ist, wenn die Eltern von
betroffenen Kindern erst einmal alleine zu ihm kommen.
"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Es
moderieren im Wechsel Daniel Erk, Hannah Scherkamp und Elise Landschek.
Das Team erreichen Sie unter frischandiearbeit@zeit.de.
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