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October 9, 2025 20 mins

Apfelwein-Allzweckwaffe und Stickstoff-Revolution: Die Landwirtschaft Mittelfrankens 1892 im Zeitungs-Check


Quelle: Der Landwirt praktische Mitteilungen aus dem Gesamtgebiet der Landwirtschaft Bd.: 1892 Ansbach 1892

Mark as Played
Transcript

Episode Transcript

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(00:00):
Willkommen zu unserer heutigen Analyse.
Stellen sie sich mal vor, sie blättern mit uns durch eine ja
über 130 Jahre alte Zeitung, derLandwirt, das Organ des
Landwirtschaftlichen Vereins Mittelfranken von 1892 Mhm, also
kein trockenes Geschichtsbuch, sondern das pralle Leben von

(00:20):
damals. Was hat die Leute auf dem Land
da so bewegt? Welche Tipps haben die sich
gegeben, welche Sorgen gehabt? Wir haben hier also Auszüge vor
uns liegen Artikel, Berichte vonVereinen, anzeigen,
Bekanntmachungen, also ein ziemlich bunter Einblick in das
ländliche Leben und die Landwirtschaft damals.
Absolut ein echtes Fenster in die Zeit.

(00:41):
Genau. Und unsere Mission heute für
Sie. Wir wollen mal versuchen, die
interessantesten, vielleicht auch überraschendsten Details
aus diesen Seiten rauszufiltern.Was lernen wir über?
Ja, Innovationen, Gemeinschaftssinn, die
Herausforderungen dieser Zeit. Es ist wirklich faszinierend zu
sehen, wie sich so Kernthemen, also Effizienz steigern, wissen

(01:03):
austauschen, mit Risiken umgehen, Krankheiten, Wetter,
ja, wie sich das wieso n roter Faden durchzieht, auch wenn die
Methoden und der Kontext klar ganz anders waren als heute.
OK, dann packen wir das mal aus.Fangen wir doch mal mit was an,
das ja offenbar sehr vielseitig eingesetzt wurde, dem Apfelwein.
Ah. Ja, der Apfelwein.

(01:24):
Da denkt man heute ja eher so an, na ja, n einfaches Getränk,
aber 1892 ein echtes Multitalent, so wie das klingt,
nicht nur zum Trinken, obwohl erda schon als gesund, kühlend,
blutreinigend galt und es angeblich bis in die höchsten
Gesellschaftskreise geschafft hat.
Aha. Nein, die haben damit ja richtig
gekocht. Also für Suppen, Soßen, sogar

(01:46):
zum Sauerkraut verfeinern, weil er von ausgezeichnetem
Geschmacke sei. Steht da wirklich so drin?
Ja. Und gut für die Verdauung.
Man hat ihn zum Einbeizen von Fleisch genommen, mit Essig
gemischt, damit es nicht so scharf wird, oder zum Einkochen
von Früchten, das sollte den Geschmack bedeutend voller und
pikanter machen. Unglaublich.

(02:07):
Also wirklich von vorne bis hinten verwertet.
Total und besonders nett find ich ja das bayrische Schorle
Mole. Kennen Sie das?
Halb Apfelwein, halb selterswasser nehm ich an.
Genau und mit Zucker, so heißt es, perlt das wie Champagner war
wohl beliebt, besonders bei Damen.
Kann ich mir vorstellen. Aber auch für Maitrank mit

(02:28):
Waldmeister oder als heißer Punsch mit Arak, Zimt, Nelken.
Der soll von echtem Weinpunsch nicht zu unterscheiden gewesen
sein und bei Erkältung auch nochgesund.
Na bitte, ein Allheilmittel quasi.
Fast. Es gab sogar speziellen
Exportgesundheitsapfelwein, der beim Kochen nicht dunkel wurde.

(02:48):
Also kein Wunder, das Fazit damals in keiner Haushaltung, in
keiner Küche sollte der Apfelwein fehlen.
Das ist wirklich bemerkenswert, diese enorme Bandbreite vom
Durstlöscher über die Kochzutat bis zum Ja, gesellschaftsgetränk
und Hausmittel. Das zeigt halt, wie man versucht
hat, alles zu nutzen, was da war.
Ja, Äpfel gab es halt eben und die Betonung der Gesundheit, das

(03:12):
fällt schon auf. Das war sicher n wichtiges
Argument, auch wenn es medizinisch vielleicht, na ja,
nicht immer ganz haltbar war unddieser Fokus auf Nutzen und
Optimierung, der zieht sich weiter.
Nicht nur im Keller, auch draußen auf Feld und im Garten.
Düngung waren ein Riesenthema, man spürt da richtig so nen
Umbruch. Ja, das merkt man deutlich.

(03:34):
Die alten Mittel, also Knochenmehl, wirkte wohl zu
langsam. Oder dieser Peru Guano.
Genau dieser importierte Vogelmist.
Genau der verlor wohl an Qualität oder Hornmehl, das war
zu einseitig, die waren nicht mehr so das Nonplusultra.
Jetzt kamen gezielt chemische Dünger, Chilisalpeter zum

(03:54):
Beispiel. Also im Grunde ne importiertes
Mineralsalz. Ja, als Stickstoffquelle wird
als ausgezeichneter, Löslicher und billiger Stickstoffdünger
beworben oder phosphorsäures Kali salpetersäures Kali.
Da wurden schon ganz genau die Nährstoffgehalte angegeben,
Phosphor, Kali, Stickstoff. Man wurde spezifischer.

(04:15):
Unglaublich spezifisch für Obstbäume bis zu einem Pfund pro
Baum. Für Topfblumen nur ein Gramm pro
Liter Erde, für Beete 40 Gramm pro Quadratmeter.
Sogar der Rasen kriegt eine spezielle Mischung und
Nachdüngung mit Chilisalpeter inWasser, wow, aber gleichzeitig
die Warnung nicht übertreiben zuviel Stickstoff, hieß es, führt

(04:40):
zum Wuchern, aber ohne Früchte, und man muss wissen, was die
Pflanze braucht, Erbsen und Bungen zum Beispiel.
Die ja Stickstoff aus der Luft holen.
Genau die brauchen keinen extra Stickstoff.
Kali war das damals nicht ein totaler Bruch mit der Tradition,
diese ja doch sehr chemische Herangehensweise?

(05:00):
Doch das war es absolut. Das ist sozusagen der Beginn der
wissenschaftlich fundierten Düngung.
Man fängt an, die spezifischen Bedürfnisse der Pflanzen nach
NPK zu verstehen und gezielt Mängel auszugleichen.
Mineraldüngung, wie wir sie heute kennen.
Im Prinzip ja. Aber, und das ist das
faszinierende, gleichzeitig wurde die Bedeutung von
organischer Substanz nicht vergessen.

(05:22):
Es wird extra betont, wie wichtig Stallmist oder Kompost
aus Abfällen und Unkraut für denHumus ist.
Für die Bodenstruktur Wasserhaltevermögen.
Ah OK. Und als Alternative wird
Gründüngung empfohlen, mit Senf oder Klee.
Das ist schon ein erstaunlich modernes Verständnis von
Bodengesundheit. Die Kombi aus gezielter

(05:43):
Nährstoffzufuhr und Pflege der organischen Substanz.
Wirklich interessant. Sehr praxisnah geht s auch bei
der Geflügelzucht zu. Da war das Ziel klar mehr Ertrag
bei Enten zum Beispiel wurde empfohlen, die heimischen Enten
mit Pekingenten. Aha.
Die aus Asien kamen schnell wuchsen.

(06:03):
Oder ilesbury Enten zu kreuzen für größere fleischigere Tiere
halt. Bei Gänsen schätzte man den
Nutzen und verwies auf die Methoden der Rieser Bevölkerung
und überhaupt die Zuchtauswahl nur Eier von gesunden 2 bis
dreijährigen Tieren, der Hahn auch kräftig, gleiches Alter,
nicht mehr als 1012 Hennen pro Hahn.

(06:25):
Das klingt nach Plan. Ja, und ganz wichtig.
Alle 2 Jahre einen neuen, nicht blutsverwandten Hahn ha wegen
Inzucht. Logisch offen, sondern lieber
bei bekannten Züchtern oder überdie Vereine selbst.
Der Transport von Bruteiern überweite Strecken kritisch gesehen
wegen der Erschütterungen. Macht Sinn.
Und die Ratschläge zur Aufzucht sind dann unglaublich

(06:48):
detailliert. Frühe Bruten bringen wohl mehr
Henne kriegt 1015 Eier truthuhn 2022.
Nest vorbereiten, Kiste Erde, Heu, Sauberkeit, Asche oder
Insektenpulver gegen Ungeziefer.Das volle Programm.
Absolut für die Küken am ersten Tag ist Wärme wichtiger als

(07:12):
Futter, Schutz vor Kälte, Nässe und die Fütterung.
Harte Eier, altes Brot, Hirse, Schrot, Milch, gehacktes
fleischsalat, zerstoßene Eierschalen.
Und ein Sandbad. Puh, ein ganzer Speiseplan, das
ist eine faszinierende Mischung.Einerseits dieses klare Streben

(07:34):
nach Leistung, zuchtwal, neue Rassen, Optimierung.
Ja, sehr modern. Gedacht andererseits, diese
unglaublich detaillierten, fast liebevollen Tipps zur Haltung,
die auf Erfahrungswissen beruhen.
Nestbau, Hygiene, Fütterung, Pures Praxiswissen und die
Warnung vor den Händlern. Mit Verweis auf die Vereine.
Das zeigt wieder, wie wichtig diese organisierten Strukturen

(07:57):
waren für Vertrauen und Wissensaustausch.
Das ist ein gutes Stichwort. Organisation und Zusammenarbeit,
das merkt man auf jeder Seite dieser Zeitung, wie wichtig das
war. Die landwirtschaftlichen Vereine
waren ja das Rückgrat des Fortschritts.
Absolut. Man muss sich ja die Situation
vorstellen, viele kleine Betriebe, oft mit wenig Mitteln.

(08:17):
Da war Kooperation der Schlüssel.
Genau die Quelle betont ja auch die Notwendigkeit von
Genossenschaften für alles, was den Einzelnen überfordert hat,
Meljorationen, also bodenverbesserung, Entwässerung.
Flurbereinigung, Wassernutzung, teure Maschinen.
Tierzucht ein und Verkauf, Versicherungen, Kredite ohne

(08:38):
Zusammenschluss ging s oft nicht.
Und da sieht man in den Berichten.
Da wird von Vereinsversammlungenerzählt, in Greding zum Beispiel
über die Regulierung der Schwarzach oder Ankündigungen
zur Vergabe von Zuchtebern. Und die Vereine haben
organisiert. Ein Highlight ist diese
detaillierte Preisliste von der Kreisgeflügelausstellung in

(08:59):
Ansbach 1892. Zickzüchter mit Namen aus der
ganzen Region mit ihren prämierten Tieren.
Brahma, langscharen, Italiener, Bantam.
Zwerghühner. Gänse, Enten, Tauben, sogar
Kanarienvögel. Das war nicht nur
Zuchtfortschritt, das war ein richtiges gesellschaftliches
Event, ein Schaufenster. Genau diese Ausstellungen waren

(09:21):
enorm wichtig für die Verbreitung von Fortschritten
und auch für die Motivation. Und der Staat hat das erkannt.
Die Förderung der Rindviehzucht zum Beispiel, die wurde massiv
unterstützt. Ah ja.
Ja, da gibt es eine Tabelle für 1891 über 242000 Mark aus
öffentlichen Fonds in ganz Bayern, zentralkreis,
distriktsfonds Vereinsmittel. Wahnsinn.

(09:44):
Mittelfranken allein über 50000 Mark.
Das zeigt, welchen Stellenwert die Landwirtschaft und ihre
Förderung hatten. Das war eine Investition in die
Grundlage von Gesellschaft und Wirtschaft.
Und diese staatliche Investitionging ja nicht nur in die
Tierzucht, es gab auch Kredite für allgemeine Verbesserungen.
Da ist ein Geschäftsbericht der königlichen Landeskultur,

(10:05):
Rentenkommission für 1891 die hatten seit Gründung schon über
1000000 Mark Darlehen vergeben an fast 1500 Empfänger,
Gemeinden, Bauern und eben wieder Genossenschaften.
Und wofür wurde das Geld eingesetzt?
Allein 1891. Fast 250000 Mark für Be und

(10:27):
Entwässerung enorm wichtig über 47000 für Wegeausbau erleichtert
Transport und Bewirtschaftung und 21000 für Bach und
Flusskorrekturen, also Hochwasserschutz, Landgewinnung.
Also wirklich Infrastruktur. Ja, das Geld floß nach ganz
Bayern. 1891 fiel nach Oberbayern, Oberfranken, aber

(10:49):
Mittelfranken war auch dabei unddie Laufzeiten?
Zwischen neuneinhalb und teilweise bis zu 58 Jahren.
Das unterstreicht den strategischen Ansatz.
Das waren keine kurzfristigen Hilfen, sondern langfristige
Investitionen in die Infrastruktur auf dem Land,
bessere Wasserwirtschaft, bessere Wege, das waren
Voraussetzungen für mehr Produktivität.

(11:11):
Und bessere Lebensverhältnisse. Genau.
Der Staat als aktiver Modernisierer, der Kapital
bereitstellt für Dinge, die sonst kaum finanzierbar gewesen
wären und das über Generationen geplant.
Modernisierung aber auch im Handel man versuchte, mehr
Klarheit und Fairness reinzubringen.
Ein Bericht beschreibt neue Grundsätze für den
Futtermittelhandel. Na interessant.

(11:33):
Das Spannende, die wurden gemeinsam von Fabrikanten,
Händlern und landwirtschaftlichen Vertretern
aufgestellt. Ziel.
Einheitliche Spielregeln für alle.
Und was stand da drin? Zum Beispiel klare Garantien für
den Mindestgehalt an Protein undFett.
Keine schwammigen Angaben mehr wie 18 bis 20%, sondern ein

(11:55):
garantierter Mindestwert. Gut und regeln, falls die
Qualität nicht stimmte. Entweder Geld zurück, also
Ausgleich, oder ein kleiner vereinbarter Analysenspielraum
okay. Besonders beeindruckend finde
ich die genauen Vorschriften zurProbenahme, damit die auch
repräsentativ ist. Bei Ölkuchenproben von

(12:16):
mindestens 12 Kuchen, bei Sackware aus 15% der Säcke und 3
versiegelte Proben. Käufer, Verkäufer,
rückstellprobe. Sehr detailliert.
Ja, und verdorbene Ware musste zurückgenommen werden.
Das ist ja im Grunde ein ganz früher Vorläufer von
Verbraucherschutz und Qualitätsmanagement im

(12:37):
Agrarhandel auf B2B Ebene, klar.Ja, genau.
Man hat gemerkt, der Markt wird komplexer.
Wir brauchen Vertrauen und Vertrauen braucht klare Regeln
und Kontrolle. Diese genauen Vorschriften
sollten Betrug und Streit vorbeugen, ein wichtiger Schritt
zur Professionalisierung, absolut.
Bei all dem Fortschritt dürfen wir aber die andere Seite nicht
vergessen. Die Sorgen, die Probleme,

(12:59):
Tierkrankheiten zum Beispiel, eine ständige Bedrohung.
Ja, leider. In den Berichten lesen wir von
Rotz, eine gefürchtete Pferdekrankheit, hier auch Wurm
genannt. Maul und Klauenseuche war
offenbar weit verbreitet, da wurde Sulutol zu Desinfektion
empfohlen, auch Lungenseuche Schaffreude.
Die üblichen Verdächtigen damals.

(13:19):
Eine wichtige Neuerung war wohl ein Gesetz zur staatlichen
Entschädigung beim Milzbrand fürRinder und Pferde.
Immerhin 4 Fünftel des Wertes aus der Staatskasse.
Private Versicherungen wurden angerechnet.
Das war sicher eine Erleichterung.
Aber nicht immer bei Fahrlässigkeit oder für
Schlachtvieh. Auf dem Weg zum Schlachthof gab
es nichts, OK, gleichzeitig ist die Zeitung voll mit Anzeigen

(13:43):
für Wundermittel, die A lebrechtsche rotlauf Tinktur für
Schweine mit Erfolgsbericht von 9 kranken Schweinen hat das
letzte überlebt. Na ja.
Klingt nicht sehr überzeugend. Oder Bayers Universal
Pferdepulver gegen Darmgicht Husten andere Seuchen.

(14:05):
Ob das geholfen hat? Das ist die Kehrseite.
Tierseuchen waren eine existenzielle Gefahr die
staatliche Entschädigung bei Milzbrand war ein Schritt zur
Risikominimierung. Vielleicht hat s.
Auch die Meldebereitschaft erhöht.
Möglich. Aber die Fülle der Anzeigen
zeigt die Not und die Suche nachLösungen, oft sicher mit
zweifelhaftem Erfolg. Der Markt für solche Mittel war

(14:26):
bestimmt auch ein Tummelplatz für Geschäftemacher.
Es fehlten halt wirksame Medikamente und Impfungen.
Ein anderes Riesenproblem, das die Effizienz bremste.
Die Struktur der Felder, Stichwort Flurzwang und die
Fahrt und Trepprechte klingt kompliziert.
War es auch. Früher waren die Felder oft in
große Blöcke Gewanne eingeteilt und in einer Gewanne mussten

(14:48):
alle Bauern dasselbe anbauen. Wintergetreide, Sommergetreide,
brache. Das war der Flurzwang.
Hatte den Vorteil, dass man das Vieh gemeinsam auf die
Stoppelfelder treiben konnte. Genau, und man durfte zu
Bestellung und Ernte über die schmalen Streifen der Nachbarn
fahren. Die Fahrt und Trepprechte.
Aber das Problem war die Unflexibilität.
Total wollte ein Bauer was anderes anbauen.

(15:10):
Neue Fruchtfolge, Futterpflanzenfür den Stall unmöglich und die
Fahrerei über die Ecke hat dem Boden geschadet.
Logisch. Die Lösung, die intensiv
beworben wurde. Flurbereinigung ermöglicht durch
ein Gesetz von 1886 die zersplitterten Grundstücke
wurden neu geordnet, zu größerenFlächen zusammengelegt, die

(15:33):
Zwänge aufgehoben. Eine Revolution quasi.
Die Vorteile wurden euphorisch aufgelistet.
Endlich freie Fruchtfolge, Stallfütterung,
Maschineneinsatz, bessere Wege, kein Streit mehr, Landgewinn
durch Wegfall der Rheine, leider.
Leichtere Überwachung, Schädlingsbekämpfung.
Intensivere Bewirtschaftung. Und am Ende Steigerung des

(15:54):
Volkseinkommens. Das war nichts weniger als ein
Bruch mit jahrhundertealten Strukturen, ein tiefer Eingriff,
aber notwendig, um die Fesseln des Mittelalters abzustreifen
und die Landwirtschaft ja fit für die Zukunft zu machen.
Die lange Liste der Vorteile zeigt die riesigen Hoffnungen.
Aber das muss doch auch zu Spannungen geführt haben.
Davon ist auszugehen. Das war ja ein massiver Eingriff

(16:17):
in Besitzverhältnisse und Traditionen.
Im Text steht ja auch, dass die Zustimmung der Mehrheit nötig
war, nach Köpfen, Fläche und steuer, wenn nicht alle
freiwillig mitmachten. Eine staatliche Kommission hat
geholfen, der Staat hat Kosten übernommen, um es attraktiver zu
machen. Aber ja, sicher ein
konfliktreicher Prozess. Neben diesen großen Themen gibt

(16:38):
die Zeitung aber auch Einblick in den ganz normalen Alltag.
Die Anzeigen sind da wie ein Schaufenster, da wird geworben
für Tabak, mild und gut, für Bindfaden, für Garbenbinder, und
das waren diese Mähmaschinen, die gleich gebunden haben, noch
relativ neu damals. Ja.
Anzeigen für Tonrohre zur Entwässerung.

(16:58):
Für wasserdichte Pferdedecken für Schubkarren.
Alltagsbedarf eben. Natürlich auch für große
Maschinen. Mehr Maschinen Osborn Saxonia
bei den Dampfdreschmaschinen vonLanz wird sogar über einen
Fabrikbrand berichtet, aber gleichzeitig betont, die
riesigen Bestellzahlen 77 große Dampfdreschsätze über 2500

(17:20):
kleinere Maschinen allein im Juno seien ein Zeichen für gute
Ernteaussichten. Cleveres Marketing selbst aus
einer schlechten Nachricht. Ja, und dann anzeigen für
Lebensversicherungen und Fachbücher, Spiritusfabrikation,
Hufbeschlag, Wassergesetze, Viehseuchengesetze,
Tierheilkunde, Geflügelkrankheiten.

(17:40):
Das rundetes Bild ab, das Nebeneinander von traditionellem
Tabak, Pferdedecken und neuer Technik gabenbinder Dampfdresche
der Bedarf an Betriebsmitteln, Investitionsgütern.
Und die wachsende Bedeutung von Risikomanagement, Versicherungen
und vor allem von Wissen. Der Markt für Fachliteratur war

(18:02):
offenbar groß, das unterstreichtden Drang nach Information in
einer Zeit des rasanten Wandels.So, das war unser Ritt durch den
Landwirt von 1892 aus Mittelfranken.
Ein faszinierender Einblick, finde ich.
Auf jeden Fall. Wir haben gesehen, wie
unglaublich praxisorientiert dieTipps waren.

(18:23):
Apfelwein, Düngerlehre, kükenaufzucht Wir haben gespürt,
wie zentral Gemeinschaft und Organisation waren, Vereine,
Genossenschaften als Motor für Fortschritt und Austausch und
die Anfänge staatlicher Lenkung durch Kredite, Entschädigungen,
Standards im Handel. Gleichzeitig wurden die enormen
Herausforderungen klar. Der Kampf gegen Tierseuchen, oft

(18:47):
mit unzureichenden Mitteln. Die Riesenaufgabe der
Flurbereinigung, um alte Strukturen aufzubrechen, und der
ständige Bedarf an Wissen, besseren Werkzeugen,
effizienteren Methoden. Was nehmen wir nun mit
vielleicht diese Frage für sie zum Weiterdenken, wenn wir auf
die Kernziele von damals schauen, Erträge sichern und

(19:07):
steigern, Ressourcen effizient nutzen, wissen teilen, Risiken
managen. Wie sehr unterscheiden sich
diese fundamentalen Bestrebungenvon 1892 eigentlich von denen
heute? Das ist ne gute Frage.
Die Technologien, die Wissenschaft, die Märkte, die
Politik, alles komplett anders, klar, aber die Grundaufgaben,

(19:31):
der Antrieb, den eigenen Betriebzu verbessern, ihn sicherer zu
machen, ein Gutes Auskommen zu haben.
Tja. Sind die Parallelen über 130
Jahre nicht doch ziemlich erstaunlich?
Die Werkzeuge ändern sich, die Herausforderungen vielleicht
auch, aber das Ringen um eine janachhaltige und erfolgreiche
Landwirtschaft bleibt. Eine spannende Perspektive, die

(19:54):
den Blick auf heute vielleicht ein wenig schärft.
Damit schließen wir unsere heutige Analyse bis zum nächsten
Mal.
Advertise With Us

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