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October 9, 2025 21 mins

Das Technologie-Panorama von 1863: Lanz & Comp. und die Revolution der deutschen Landwirtschaft durch Import, Innovation und Guano


Quelle: Katalog landwirtschaftlicher Maschinen, herausgegeben von J. P. Lanz & Comp. in Mannheim

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(00:00):
Hallo und herzlich Willkommen zuunserer heutigen Erkundung.
Vor uns liegt ein illustrierter Katalog von JP Lanz und komp aus
Mannheim, Jahrgang 1863 das ist wirklich ein Fenster in eine
Zeit des Umbruchs. Ja, als neue Technologien so
langsam anfingen, die Landwirtschaft grundlegend zu

(00:20):
verändern. Unsere Mission heute ist es,
gemeinsam die damalige Spitzentechnologie anzuschauen
und zu verstehen, wie dieses Unternehmen sie den deutschen
Landwirten nahebringen wollte. Für Sie haben wir uns diesen
faszinierenden Katalog von 1863 mal genauer angesehen, um die
wichtigsten Erkenntnisse und vielleicht auch die

(00:41):
überraschendsten Details herauszufiltern.
Absolut. Wir sind da ja mitten in einer
Phase, wo die industrielle Revolution wirklich auf die
Landschaft trifft. Der Druck zur
Effizienzsteigerung war enorm, man hatte steigenden
nahrungsbedarf, Leute zogen in die Städte, also
Arbeitskräftemangel auf dem Landund genau da, da spielten

(01:01):
Vermittler wie Lanz eine ganz entscheidende Rolle.
Und diese Quelle, die sie da haben, die ist ungewöhnlich
reichhaltig. Es geht eben nicht nur um die
Maschinen selbst, wir bekommen auch tiefe Einblicke in
Geschäftsstrategien, in Marketingmethoden, sogar in die
Düngemittelkunde der Epoche. Ein echtes Panorama, ja.
Okay packen wir das mal aus, wassofort ins Auge sticht.

(01:24):
Lanz und Komp war kein Hersteller, die waren primär
Importeur und Agent, vor allem für englische Maschinen.
Warum ausgerechnet England? Der Katalog sagt S ja ziemlich
deutlich. Dort stand die
Maschinenfabrikation gerade im landwirtschaftlichen Sektor wohl
auf der höchsten Stufe. Das war das Ergebnis jahrelanger

(01:45):
Erfahrung und intensiver Erprobung.
Lanz löste damit für deutsche Landwirte gleich mehrere
Kernprobleme auf einmal. Die Sprachbarrieren beim
Direktkauf klar, die oft undurchsichtige Logistik und vor
allem ja die schwierige Auswahl der besten Maschine für den
jeweiligen Hof, nicht nur irgendeiner.

(02:05):
Das war damals ne riesige Hürde.Man muss sich das mal
vorstellen, keine standardisierten Maße,
verschiedene Währungen, zollformalitäten, das
Transportrisiko über weite Strecken, puh.
Lanz hat sich da als Experte positioniert, der diese ganze
Komplexität für den Kunden managt.
Ihre Marketingstrategie war dabei ziemlich clever, muss man

(02:28):
sagen, sie betonten ihre Unparteilichkeit, also sie waren
nicht an eine Fabrik gebunden, sondern suchten angeblich für
jede Maschinenkategorie den Tophersteller raus, und dazu kam
dieses zentrale versprechen, Lieferung zu fabrikpreisen plus
nur minimaler Nebenkosten. Das wollten sie durch
Großeinkäufe und ihre über dreißigjährige Erfahrung im

(02:48):
Speditionsgeschäft erreichen. Das Wertversprechen war also
klar. Gebündelte Expertise und
günstige Preise trotz Importkosten, die haben ja auch
explizit damit geworben, dass sie durch ihre Partner wie
Schwan und komp in London, die hatten eigene Ingenieure, sogar
ein Testgut, die Auswahl trafen und sie übernahmen das volle

(03:10):
Transportrisiko. Und der Servicegedanke war auch
da. Einweisung in die Bedienung,
Organisation von Reparaturen, sogar eine Lagerhaltung gängiger
Maschinen in Mannheim für schnelle Lieferung.
Ja, was hier faszinierend ist, ist diese Verknüpfung von
technischem Verständnis und kaufmännischem Geschick.
Die mussten ja nicht nur beurteilen, welche Maschine

(03:32):
technisch überlegen war, sondernauch, wie man sie effizient und
sicher nach Deutschland bringt und hier verkauft.
Auch das Preisargument ist bemerkenswert, obwohl englische
Maschinen durch Fracht und Zoll belastet waren, behauptete Lanz,
sie seien oft nicht teurer als vergleichbare deutsche Produkte.
Die Gründe, laut Katalog effizientere Massenproduktion

(03:53):
und günstigere Rohmaterialien inEngland Lanz baute sich so halt
das Image eines vertrauenswürdigen Partners auf,
der Komplexität reduziert und geprüfte Qualität liefert.
Kommen wir mal zur Technologie selbst.
Ein zentrales Kapitel im Katalogwidmet sich den Pflügen,
speziell den schmiedeeisernen Championpflügen der Firma

(04:14):
Howard. Der Katalog listet da ne ganze
Reihe von Vorteilen auf, eine optimierte Form von Streichbrett
und Schar für ne saubere Furche und geringeren Zugkraft bedarf
ein einfacher, robuster Aufbau der Hebelscharhalter, mit dem
man die Neigung der Schar justieren konnte, stabile Räder
mit Staubkappen. Ne verbesserte Befestigung für

(04:35):
Vorschneider und Flugmesser und die Zugkette, die den Flugbaum
entlasten sollte. Und genau diese Details machten
den Unterschied. Die präzise Form von
Streichbrett und Schar, das war nicht nur für ein gutes Saatbett
wichtig, es reduzierte auch die Zugkraft, das war ein enormer
Kostenfaktor, denn Zugtiere, Pferde oder Ochsen, die waren

(04:56):
teuer im Unterhalt, das darf mannicht vergessen, der
Vorschneider, oft auch Schälmesser genannt.
Ja, der war besonders wichtig für die Unkrautbekämpfung.
Der Schnitt, die oberste Schichtmit Gras oder Unkraut ab und
legte sie in die offene Furche, bevor die Hauptschar kam.
So wurde organisches Material untergepflügt und diente als
Dünger, anstatt auf dem Feld weiter zu wuchern.

(05:18):
Das war clever, das verbesserte beides, Bodenfruchtbarkeit und
Sauberkeit des Ackers eine Win Win Situation sozusagen.
Der Katalog untermauert das ja auch mit Zitaten aus
Testberichten der englischen Royal Agricultural Society.
Die gaben Howards Pflügen Bestnoten aus.
Bristol wird zitiert, was die vortreffliche Arbeit der Pflüge

(05:39):
sowie deren leichten Zug betrifft, gebührt die Krone
unbestreitbar Howards Zweirädrigen Pflüge ziemlich
deutlich. Auch eine Tabelle von der
Pariser Weltausstellung wird angeführt, die Howard die
geringste Zugkraft aller getesteten Pflüge bescheinigt,
und hier wird es wirklich interessant.
Man konnte an denselben Pflugrahmen verschiedene Körper

(06:00):
montieren, also tiefpflug, häufel, Kartoffelernte,
dammkulturkörper. Im Grunde bekam man also 5
spezialisierte Geräte in einem, ohne bei der Funktion große
Kompromisse zu machen. Laut Katalog wurden stellen sie
sich das Mal vor, zwischen den beiden Londoner
Weltausstellungen über 50000 dieser Pflüge verkauft.
Solche Testergebnisse und Auszeichnungen waren natürlich

(06:23):
goldwert für die Vertrauensbildung.
Gerade bei importierter Technologie.
Die kannte man ja nicht vom Schmied um die Ecke und diese
Austauschbarkeit der Pflugkörper, das ist ein
bemerkenswert frühes Beispiel für modulares Design in der
Landtechnik, wirklich spannend, das Sparte dem Landwirt nicht
nur erhebliche Anschaffungskosten klar, sondern
auch wertvollen Platz in der Scheune, es unterstreicht den

(06:44):
Fokus auf Wirtschaftlichkeit undAnpassungsfähigkeit an
verschiedene Aufgaben. Aber neben diesen von Tieren
gezogenen Pflügen gab es ja nocheine ganz andere Dimension, den
Dampfpflug. Der Katalog stellt hier
prominent fauler System vor. Ja, der Dampfpflug war der
technologische Quantensprung dieser Zeit, was die
Bodenbearbeitung angeht, absolut.

(07:04):
Der Katalog betont hier sehr klug Vorteile, die weit über
reine Kostenersparnis oder höhere Geschwindigkeit
hinausgehen, das ist wichtig. Es ging um eine fundamentale
Verbesserung des Bodens selbst, tiefere Lockerung für bessere
Drainage und Belüftung, effektivere Unkrautbekämpfung
auch in tieferen Schichten und ganz entscheidend die Vermeidung
der schädlichen Bodenverdichtungdurch die Hufe und das Gewicht

(07:26):
der schweren Zugtiere. Wenn wir das ins größere Bild
einordnen. Das Ziel war nicht einfach
Pferde durch eine Maschine zu ersetzen, sondern die
Bodenstruktur und damit die Fruchtbarkeit nachhaltig zu
optimieren. Fauler System wird auch kurz
beschrieben. Eine selbstfahrende
Dampfmaschine an einem Feldrand mit einer Seilwinde am anderen
Ende ein sogenannter Ankerwagen mit einer Umlenkrolle, der sich

(07:48):
automatisch Stück für Stück weiter bewegte.
Dazwischen spannte sich ein Stahlseil, das einen
mehrscharigen Kippflug hin und her zog.
Kleine Seilträger sorgten dafür,dass das lange Seil nicht am
Boden schleifte, ziemlich komplex ja, aber eben auch
revolutionär, Lanz bot dafür sogar einen separaten,
ausführlicheren deutschen Katalog an.

(08:09):
Die Investition war natürlich gigantisch, das rentierte sich
nur für sehr große Güter oder für Lohnunternehmer, die den
Flug dann im überbetrieblichen Einsatz nutzten.
Aber es repräsentiert halt die absolute Spitze der damaligen
technologischen Entwicklung. Und diesen festen Glauben an die
Kraft der Dampfmaschine auch aufdem Acker.
Der Katalog zeigt aber auch eindrücklich, erfolgreiche

(08:30):
Landwirtschaft braucht mehr als nur einen guten Flug.
Lanz bot eine ganze Palette weiterer Geräte, annehmen wir
zum Beispiel die Werkzeuge zur Bodenbearbeitung nach dem
Pflügen. Kultivatoren grober
Scarifikatoren etwa von Coleman Bentle oder Howard Lanz, betont
deren Wichtigkeit für die Stoppelbearbeitung im Herbst.

(08:53):
Zur Unkrautbekämpfung, zum Zerkleinern grober Schollen.
Gleichzeitig beklagt er aber ihre noch geringe Verbreitung in
Süddeutschland. Sie seien für diese Aufgaben oft
viel effizienter als Nochmaligespflügen.
Genau diese Geräte arbeiteten jaanders als der Pflug.
Sie lockerten den Boden, ohne ihn komplett zu wenden.
Das half, wertvolle Bodenfeuchtigkeit zu bewahren,

(09:15):
brachte aber gleichzeitig Unkrautwurzeln an die
Oberfläche, wo sie dann vertrocknen konnten.
Das war ein Schritt hinzu einer differenzierteren, an den
Bodenzustand angepassten Bearbeitung nicht immer nur das
volle Programm mit dem Wendepflug.
Der Cultivator konnte zum Beispiel nach der Ernte die
Stoppeln Durchreißen und den Boden für den Winter
vorbereiten, ohne die Struktur gleich wieder zu verstören.

(09:37):
Und für das feinere Finish des Saatbetts gab es dann Eggen und
Walzen. Bei den Eggen werden Modelle von
Howard Ash B und Cart Right gezeigt, für verschiedene
Zwecke, Saatbettbereitung, Unkrautbekämpfung, Wiesenpflege,
die flexible Kettenegge von CartRight wird hervorgehoben, die
passte sich gut an Bodenunebenheiten an.

(09:58):
Und bei den Walzen von Crosskillund Cambridge ging es darum,
Schollen zu zerkleinern, die Saat Anzudrücken, sogar
Schädlinge zu bekämpfen. Interessant sind da Details wie
die Selbstreinigungsmechanismen bei Crosskill unterschiedlich
große Scheiben reinigen sich gegenseitig oder
Gelenkkonstruktionen für unebenes Gelände.
Ja, Eggen und Walzen waren die finalen Schritte für ein

(10:19):
optimales Saatbett. Die Egge zerkleinerte und ebnete
die Walze, sorgte für den nötigen Bodenschluss der
Saatkörner. Das förderte die Keimung und
hielt die Feuchtigkeit im Boden.Die Vielfalt der Typen und auch
solche technischen Finessen wie Selbstreinigung oder
Gelenkigkeit, das zeigt schon, dass man versuchte, die Geräte
an sehr spezifische Bedingungen anzupassen, es ging um Präzision

(10:43):
im Detail. Und diese Präzision, die wird
bei den Sähmaschinen von Garrettbesonders deutlich.
Hier sehen wir wirklich die Anfänge der
Präzisionslandwirtschaft. Die Universalsämaschine konnte
nicht nur Saatgut, sondern gleichzeitig auch Dünger in
Reihen ausbringen. Die Suffic Drill war rein für
Saatgut, es gab spezielle Rübensämaschinen, sogar

(11:05):
Handgeräte für kleinere Flächen.Der Katalog betont Merkmale wie
unabhängig voneinander arbeitende Säschare, die sich
Bodenunebenheiten anpassten. Präzise einstellbare
Aussaatmengen und ReihenabständeLenkhilfen für gerade Bahnen und
sogar separate Kästen für die Beimischung von Grassamen.

(11:26):
Die Drilltechnik, also das sehenin exakten Reihen, das war ein
gewaltiger Fortschritt gegenüberder alten Breitsaat, wo man das
Saatgut einfach breitwürftig ausgestreut hat.
Drillsaat sparte erheblich, Saatgut führte zu
gleichmäßigeren Beständen. Und ganz entscheidend, sie
ermöglichte erst die effektive mechanische Unkrautbekämpfung

(11:47):
zwischen den Reihen. Genau das ist der Punkt, der zu
den Pferdehacken führt. Von Garrett Priest and Willnuth,
Taylor, Howard und Smith. Diese Geräte waren speziell
dafür konstruiert, das Unkraut zwischen den Gesäten Reihen zu
entfernen. Das Sparte enorm viel mühsame
Handarbeit und steigerte die Erträge, weil die Nutzpflanzen

(12:09):
weniger Konkurrenz hatten. Klar, präzise Steuerung war hier
natürlich das A und o, um die jungen Pflanzen nicht zu
beschädigen. Hier sehen wir ein Muster oder
die Technologien greifen ineinander.
Die Präzisions Sämaschine schafft die Voraussetzung für
die effiziente mechanische Hacke.
Das zeigt den Trend zur Systematisierung und

(12:30):
Intensivierung. Man investierte nicht nur in
einzelne Maschinen, sondern in ein ganzes System der
Feldbewirtschaftung ein System, das auf höherer Präzision und
reduzierter Handarbeit basierte.Kommen wir zur Ernte und zur
anschließenden Futterbereitung. Auch hier bot Lans Lösungen an.
Bei den Mähmaschinen für Gras und Getreide werden Modelle von

(12:52):
Wood sowie allen Burgess and Keyvorgestellt.
Sie waren die dringend benötigteAntwort auf den enormen
Arbeitskräftebedarf und das hoheWetterrisiko zur Erntezeit.
Woods Maschine war offenbar sehrerfolgreich und verbreitet die
von allen wurde sogar als potenzielle Mähbindermaschine
beschrieben, also eine, die das Getreide nicht nur mähte,

(13:13):
sondern theoretisch auch gleich zu gaben binden könnte, auch
wenn das wohl noch nicht ganz ausgereift war.
Die Mechanisierung der Maat war absolut revolutionär, das muss
man sich klarmachen. Sie machte die Landwirte
unabhängiger vom Wetter, weil die Ernte viel schneller ging,
und sie senkte die extrem hohen Lohnkosten, die in der kurzen
Erntesaison anfielen. Eine zuverlässige Mähmaschine

(13:35):
konnte die Arbeit vieler Männer ersetzen, wirklich?
Speziell für Getreide wird dann die neue Selbstableger
Mähmaschine von Mecormic hervorgehoben.
Das war eine signifikante Verbesserung gegenüber dem
anstrengenden Ablegen von Hand oder mit einfacheren Rechen an
älteren Maschinen. Ja, der Selbstableger, der legte
das gemähte Getreide automatischin regelmäßigen Portionen den

(13:58):
Schwaden ab. Das erleichterte und
beschleunigte das anschließende Aufnehmen und Binden der Gaben
ganz erheblich. Wieder ein klarer Schritt zur
Effizienzsteigerung und Arbeitserleichterung in einer
extrem arbeitsintensiven Phase. Und für die Heuernte, die ja
ähnlich zeitkritisch ist, gab esHeuwender und Pferderechen

(14:21):
Heuwender von Nickelsen, Howard und anderen beschleunigten das
Trocknen des Grases, indem sie es lockerer und gleichmäßiger
wendeten als von Hand. Manche konnten das sogar
vorwärts und rückwärts, das verbesserte die Qualität des
Heus. Pferderechen von Howard oder
Smith and Ashby sammelten dann das trockene Heu oder auch

(14:41):
Getreideeffizient ein. Auch hier halfen oft unabhängig
aufgehängte Zinken auf unebenen Boden sauber zu arbeiten.
Diese Heuerntemaschinen reduzierten das Wetterrisiko
ganz entscheidend. Schnelleres Wenden und
Zusammenrechen bedeutete halt, dass das Heu trockener und mit
weniger Nährstoffverlusten eingefahren werden konnte, bevor

(15:02):
der nächste Regen kam. Das war bares Geld wert für den
Viehhalter. Nach der Ernte kam dann oft die
Futterbereitung. Hier bot Lanz
Futterschneidmaschinen an, also Häckselmaschinen von Richmond in
Chandler oder Redcliff. Der Katalog betont, wie wichtig
zerkleinertes Futter für die Tiere ist.
Leichter verdaulich, weniger Verluste, Sicherheitsmerkmale,

(15:23):
einstellbare Schnittlängen und leichte Bedienung werden da
beworben. Gehäckseltes Stroh oder Heu war
tatsächlich besser verdaulich. Ja, und die Tiere konnten es
besser aufnehmen, was zu wenigerFutterverschwendung führte.
Das war ein wichtiger Baustein zur Optimierung der
Tierernährung und damit der tierischen Leistung, sei es
Milch, Fleisch oder eben zu Kraft.

(15:43):
Für spezielle Futtermittel gab es dann noch spezifischere
Maschinen, zum Beispiel Rübenschneider und Raspeln von
Samuelsen, Gardner oder Benthol.Die haben Futterrüben in
Streifen, Scheiben oder sogar feines Mus zerkleinert.
Oder Schrotmühlen von Richmond and Chandler, Ransoms oder
Turner, um Getreidekörner aufzubrechen.

(16:05):
Hier wird sogar das Beispiel derLondoner Omnibus Kompanie
angeführt, die durch Fütterung von Geschrotetem statt ganzem
Hafer an ihre Pferde erhebliche Mengen Futter und damit Geld.
Sparte genau diese Beispiele zeigen, es ging nicht nur um
Arbeitsersparnis, sondern auch um die Effizienz der
Futterverwertung. Indem man das Futter mechanisch

(16:26):
aufbereitete, durch Schneiden, raspeln, Schroten, machte man
die Nährstoffe für die Tiere besser zugänglich.
Das Beispiel der Omnibuspferde ist natürlich ein cleveres
Marketingargument, das die ökonomischen Vorteile greifbar
macht. Der Katalog listet auch noch
Ölkuchenbrecher auf. Und sogar Dampffutterbereiter
alles mit dem Ziel, das Futter Nahrhafter und schmackhafter zu

(16:49):
machen. Apropos Nährstoffe.
Ein eigenes Kapitel widmet sich dem Guano, dem Wunderdünger der
Zeit. Lanz bot 2 Hauptsorten an, Peru,
Guano Reich an Stickstoff und schnell wirkend und bakerinsel
Guano Reich an Phosphaten und langsamer wirkend.
Der berühmte Chemiker Justus vonLiebig empfahl laut Katalog

(17:11):
ausdrücklich den Baker Guano fürnachhaltigere Wirkungen.
Der Vergleich, der im Katalog gezogen wird, ist beeindruckend.
Ein Zentner Guano sollte die Düngewirkung von 65 bis 70
zentnern herkömmlichen Staldungshaben.
Wow. Lanz positionierte sich hier
auch ganz klar als Lieferant garantierter Qualität gegen den

(17:32):
weit verbreiteten Betrug mit gestrecktem oder gefälschtem
Guano. Guano war einer der ersten
hochkonzentrierten importierten Mineraldünger und spielte eine
absolut zentrale Rolle bei der Ertragssteigerung im 19.
Jahrhundert. Keine Frage, er passte perfekt
zu den aufkommenden Theorien derPflanzenernährung, wie sie von
Liebig formuliert wurden. Die Unterscheidung zwischen

(17:54):
Stickstoff und Phosphatbetontem Guano zeigt ja schon ein
erstaunlich differenziertes Verständnis der spezifischen
Düngewirkungen, aber das Problemder Fälschungen war immens.
Lanz nutzte hier geschickt seineetablierte Reputation als
Lieferant hochwertiger Maschinen, um auch im
Düngegeschäft als vertrauenswürdige Quelle
aufzutreten. Das wirft allerdings auch schon

(18:15):
die Frage auf nach der beginnenden Abhängigkeit der
europäischen Landwirtschaft von globalen Rohstoffmärkten und
importierten Betriebsmitteln. Ein wichtiger Punkt.
Ganz am Ende des Katalogs findensich dann noch sehr praktische
Hilfsmittel, die den damaligen Alltag des internationalen
Handels beleuchten. Eine detaillierte
Umrechnungstabelle für englischeMaße und Gewichte in die damals

(18:39):
in Deutschland, Österreich, der Schweiz gebräuchlichen, oft
regional unterschiedlichen Maßeinheiten.
Allein diese Tabelle, die zeigt ja, welche Komplexität dahinter
steckte. Dazu kommt eine Liste mit
Frachtkosten von Mannheim zu Dutzenden von Städten in
Mitteleuropa, wenn sie sich diese Tabellen ansehen, wird
einem klar, welche immense Detailarbeit und welches Wissen

(19:01):
damals nötig waren, um solche Geschäfte überhaupt abwickeln zu
können. Absolut.
Das unterstreicht noch einmal eindrucksvoll die
Dienstleistung, die Lanz und Co.Da erbrachte.
Sie überbrückten nicht nur technische und sprachliche
Barrieren, sondern eben auch diese ganz praktischen,
logistischen und metrologischen Hürden.

(19:23):
Fehlende Standardisierung und hohe, schwer kalkulierbare
Transportkosten waren signifikante Geschäftsrisiken,
die Lanz durch seine Expertise für die Kunden minimierte.
Fassen wir also zusammen. Dieser Katalog von 1863 zeigt,
dass Lanz und Co. Weit mehr verkaufte als nur
eisere Maschinen. Sie boten Expertise, sie boten

(19:46):
Zugang zu internationaler Spitzentechnologie und vor allem
schufen sie Vertrauen in einer Zeit des rasanten
technologischen Wandels und der zunehmenden Komplexität in der
Landwirtschaft. Was bedeutet das alles nun für
Sie? Man könnte sagen, dieser Katalog
war eine Art maßgeschneiderter Wissensturbo für die
fortschrittlichen Landwirte, von1863, ganz ähnlich dem, was wir

(20:10):
heute mit diesen Aufarbeitungen ja auch für sie versuchen.
Und vielleicht ein Gedanke zum Mitnehmen.
Dieser Katalog demonstriert eindrücklich, dass die
erfolgreiche Einführung neuer Technologien niemals nur von der
Genialität der Erfindung selbst abhängt.
Mindestens ebenso wichtig sind der Vertrieb.
Der Aufbau von Vertrauen, die Überwindung ganz praktischer

(20:32):
Hürden wie Logistik, unterschiedliche Standards und
nicht zuletzt die Schulung und Unterstützung der Anwender, das
ist ganz zentral, wenn man darüber nachdenkt, wie sehr
ähneln die Herausforderungen, vor denen Lanz damals stand,
komplexe Technik verständlich machen, Qualität garantieren,
Importe managen, Kundenschulen. Wie sehr ähneln die eigentlich

(20:55):
den Herausforderungen, vor denenwir heute stehen, sei es in der
Digitalisierung, der Biotechnologie, der Energiewende
oder in ganz anderen Bereichen? Was fällt Ihnen dazu ein?
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