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July 18, 2025 102 mins

In dieser Folge dreht sich alles um historische Schwerter aus Tirol! Archäologe Florian Messner erzählt, wie Schwerter im Mittelalter geschmiedet, poliert und eingesetzt wurden.

 

Du erfährst, was es mit den sagenumwobenen Richtschwertern auf sich hat, wie ein Messingknauf samt Parierstange am einem Stahlschwert entdeckt wurde und warum Schwerter in Tirols Hochgebirge deponiert wurden (und die Archäologie so: ‚Bestimmt was Rituelles!‘). Außerdem sprechen wir über ein sensationelles Fundstück aus dem Gasthaus.

Shownotes und mehr unter https://www.schwertgefluester.de/schwert-tirol-florian-messner/

 

Schwertgeflüster ist ein Podcast von Alexander Fürgut und Michael Sprenger. Alexander ist Trainer und Mitgründer der Schwabenfedern Ulm, Autor von Der Schielhau im Detail und ficht Langschwert und Rapier. Michael ist Trainer und Mitgründer vom Fencing Club Dresden und ficht vor allem Langschwert.

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Transcript

Episode Transcript

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(00:02):
Schwertgeflüster, der HEMA Podcast mit AlexanderFürgut und Michael Sprenger.
Liebe Hörerinnen, liebe Hörer, willkommen zuSchwertgeflüster, dem Podcast für Südtyroler
und Harnesträger. Denn es hat sich ja, ihr wisstja inzwischen, dass wir in guter Tradition

(00:30):
Gäste haben, die Harnesträger sind. Aber esgibt jetzt eine zweite Kategorie, die sich
hier breit macht, klingt so negativ, aber diejetzt sehr prominent wird. Und das sind die
Südtyroler und Wir haben heute den nächstenim Podcast, und zwar den Florian Messner. Hallo,
Florian. Hallo. Freut mich, euch sein zu dürfen.Und dann haben wir natürlich unseren Quotenschwaben,

(00:55):
den Alex. Hallo, Alex. Ja, hallo. Heute geht's.Der Titel der Folge ist heute Vom Erz zum Schwert
blank Waffen in Tirol. Und das ist das Erste,was ich gelernt habe. Tirol meint hier Alttyrol.
Und ja, Florian, gleich erste Frage an dich.Was ist denn Alttyrol und worin unterscheidet

(01:18):
sich es zum heutigen Tyrol? Während der heutigenTyrol versteht man im deutschen Sprachraum
eigentlich nur das Bundesland Tyrol, also denTeil Tyrols, der heute zu Österreich gehört.
Bis nach dem Ersten Weltkrieg war Tyrol aberviel größer und lief als gefürchteter Grafschaft

(01:38):
Tyrol von Kuffstein. über Südtirol bis hinunterzum Gardasee ins Trentino. Auch Teile Graubünten
gehörten dazu und teilweise sogar Cordina D'Ampezzo,das man ja noch vom Skifahren kennt. Also es
war früher sozusagen ein oder worüber wir heutesprechen die Region heute hier im Podcast,

(01:59):
worüber wir hier sprechen die Region ist vielviel größer sozusagen, viel größer Bereich.
Und Blankwaffen in Tirol, was verbindet dich mit dieser Gegend und mit Blankwaffen. Wie
kommst du zu dieser Kombination? Also ich bingebürtiger Südtiroler, habe mich immer schon

(02:22):
für Burgen und Geschichte interessiert, habedann Geschichte an der Universität Innsbruck
studiert, dort meinen Magister gemacht überKriegsführung zur Zeit Maximilians, also Kaiser
Maximilians und dessen burgundische Leibgarde.Habe mir dann aber gedacht, ich brauche etwas,
dass etwas mehr Praktisches ist, bin dann aufdie Archäologie umgesattelt und habe mich dort

(02:45):
auf Schwerter spezialisiert. Zunächst hatteich keinen gewissen, keinen bestimmten Fokus,
allerdings hat mich mein Professor damals draufgebracht,die Richtschwerter in Tirol wären noch nicht
bearbeitet, ob ich da mal Lust hätte, darüberwas zu schreiben. Und so ist das eine zum anderen
gekommen und inzwischen habe ich so ziemlichalle Schwerter im Tiroler Raum ausführlich

(03:08):
untersuchen können. Du hast ja auch, das mussman jetzt hier auch mal direkt am Anfang sagen,
du kommst aus der akademischen Welt und deinvoller Titel ist MAC DR Phil Florian Messner
MA. Was das denn ausgeschrieben? Wenn man solangebei dem Verein dabei ist, dann sammelt sich

(03:30):
dieser Titel von selbsthandlungs. Man muss jadazu sagen, da noch als Hintergrund hast angefangen.
mit einem Diplomstudium Geschichte. Und weildas irgendwie zu einfach wäre, dann zu sagen,
Diplom- ... Geschichtswissenschaftler, da sagtman in Österreich, nein, da gibt's einen Magisterabschluss.

(03:53):
Du hast ein Diplomstudium gemacht, hast eineDiplomarbeit geschrieben und hast dafür dann
einen Magisterabschluss bekommen. Das in Geschichte.Und dann hast du aber gesagt, hm, so reine
Geschichte, weiß ich nicht ... Gibt es da nichtnoch mehr und bist auf Archäologie gekommen
und hast dann da nochmal einen Bachelor undeinen Master hinterher gelegt? Also, hast sozusagen

(04:17):
zwei komplette Studiengänge gemacht. Als ichmeinen Magister hatte in Geschichte, dann habe
ich mir gedacht, soll es mein zukünftiger Lebenszwecksein, Bücher zu lesen, um neue Bücher zu schreiben
und etwas wirklich Neues. Also neue geschichtlicheQuellen, vor allem aus dem Mittelalter oder

(04:39):
der frühen Neuzeit, zu entdecken, das ist einesehr große Besonderheit. Und da dachte ich
mir, auch weil wir damals im gleichen Haus waren,also im gleichen Universitätsgebäude, ich schaue
mal zur Archäologie und da habe ich erkannt,kann ich mir meine Quellen eigentlich selber
rausgraben. Und vor allem reizt es mich, wennman ein Schwert findet oder einen Befund oder

(05:02):
eine Burg ausgräbt, ich bin der erste Mensch,der das seit 500 Jahren mit den eigenen Augen
sieht, also ist ein viel größerer Reiz für michals das reine Geschichtsstudium. Ich sehe es
als gut, als super Ergänzung, denn viele Archäologengraben zwar was aus, wissen dann aber nicht,
um was es handelt und so als dieses ganzheitlicheKonzept kann ich das dann auch historisch interpretieren.

(05:27):
Das kann ich mir richtig gut vorstellen. alshistorischer Fechter hat man ja auch eine gewisse
Affinität für Geschichte natürlich nicht aufdieser professionellen Ebene, aber wenn ich
mir das vorstelle, ich gehe in eine Bibliothekund zufällig in irgendeinem Regal entdecke
ich ein Fechtbuch, was dort seit Ewigkeitenrumliegt, was da ewig keiner mehr gesehen hat,

(05:52):
aus welchem Grund auch immer mir das jetzt passierensollte. Das ist ja schon ein krasser Moment
und wenn ich das jetzt quasi potenziere, ichetwas, naja dahingesagt, ich buddel sozusagen.
im Grabe um und plötzlich entdecke ich da einSchwert und das liegt da seit 1000 Jahren.

(06:13):
ist schon, boah, das kann ich mir schon vorstellen,dass das einfach mal richtig Spaß macht. Eben,
in der Archäologie weiß man nie genau, was manausgräbt. bin, Beispiel seit 2019, bin ich
Grabungsleiter bei einem Forschungsprojekt inKufstein, also im ganzen Osten Tyrols. Dort

(06:33):
haben wir 2019 wollten wir die Belagerung Kufsteinsdurch den späteren Kaiser Maximilian sachelogisch
nachweisen. Wir konnten auf dem sogenanntenZellerberg, der liegt vis-à-vis von der Festung
Kufstein, mehrere Stellungen ausmachen, wo erseine Feldschlangen stationiert hatte. Als

(06:56):
wir dann aber den rückwärtigen Bereich sondierthaben, haben wir Mauerreste entdeckt. die sich
historisch absolut nicht einordnen ließen, alsoda war nichts bekannt. Und erst im Laufe der
nächsten fünf Jahre, also heuer war die letzteGrabungskampagne, sind wir draufgekommen, es
handelt sich hier um eine abgetragene Burg-und Festungsanlage, die flächenmäßig viermal

(07:18):
größer war als die eigentliche Festung. Diewar komplett vergessen und erst wir sind zufällig
drüber gestolpert. Also das ist schon… wirklichetwas Besonderes. Das finde ich ganz schön
krass. Aus welcher Zeit stammt die Anlage ungefähr?Also wir haben einen Vorgängerbau aus dem späten
Mittelalter entdeckt. Dann wurde es aber massivim 16. und im 18. Jahrhundert überbaut mit

(07:42):
zwei gigantischen Blockhäusern zum Blockierendes Feindes, mit mehreren Wallgrabenanlagen
nach dem Festungsbauconzept von Albrecht Dürer,wie er es in seinem fertig portifikatorischen
Werkhaus geführt hat. Und das hat keiner gewusstbis vor sechs Jahren. Das war wirklich toll.

(08:03):
Das finde ich ganz schön krass, weil, also,als wenn ihr jetzt gesagt hättet, ah ja, Frühmittelalter,
die haben da auf irgendwas aufgebaut, wo dieRömer noch irgendwie Mauern gebaut hatten,
dann, okay, ist ein großer Zeitraum dazwischen.Aber 18. Jahrhundert und das weiß keiner mehr,
dass da so riesen Anlage stand. Das ist auchsehr schräg. Die Bayern haben es 1807, kam
der Befehl, die Anlage komplett zu schleifen.Die haben jeden Nachtsiegel. jeden Mauerstein

(08:27):
mitgenommen und damit die Festung, die eigentlicheFestung Kufstein verstärkt, damit sich die
Tiroler da nicht mehr verschanzen können. Unddann ist im wahrsten des Wortes Gras über die
Sache gewachsen und das war komplett vergessen. Das ist sehr schräg. Das ist wie wenn du umziehst
und dann den Keller ausräumst und sagst, oh,kann sein, dass wir ja noch eine Festungsanlage

(08:49):
hier unten haben? Ja. Also das ist ... Fürmich der besondere Reiz der Archäologie. Es
gibt immer Überraschungen. Ja, du bist auchder erste Archäologe, den wir tatsächlich ein
Podcast haben. Da darfst gleich noch einmalerzählen, wie das so grundsätzlich abläuft.
Ich würde noch kurz deine akademische Laufbahnabschließen, weil du hast ja dann noch einen

(09:11):
Doktor gemacht und Doktor der Doktorat StudiumPhilosophie. So, das finde ich jetzt auch wieder
interessant. Wie funktioniert das? Geschichtehat man, Archäologie hat man und jetzt ein
Doktor der Philosophie, wie funktioniert das?Die Archäologie und die Geschichte ist in Innsbruck

(09:33):
an der philosophisch-historischen Fakultät untergebracht.Deswegen laufen alle Doktoratsstudien in diesem
Bereich als Doktor der Philosophie. Also Philosophiehabe ich nie studiert, es ist nur der Titel.
Also nicht Doktor... Archäologie, sondern Dr.Phil. Ja, Dissertation auch spannend. Die höchste

(09:56):
Form der Schmiedekunst, eine materialtechnischeund experimental-archäologische Untersuchung
von Schwertinnen und Schwertschmieden in alt,Rohl 10. bis 15. Jahrhundert. Also quasi das,
worüber wir heute mitreden wollten. Und nochkann man die Dissertation nicht lesen, außer
wenn es zufällig bei dir. Hast du so ungefähreinen Zeitraum, wenn unsere Hörer damit rechnen

(10:17):
können? Ja, ich hoffe bald. Ich habe die Dissauf Deutsch geschrieben, sie dann auf Englisch
übersetzt und sie liegt jetzt seit ungefähreinem halben Jahr bei einem englischen Verlag
in London zur Begutachtung. Ich habe das öfternachgefragt, aber sie meinten immer, das braucht
doch ein bisschen. Ob es heuer noch so weitist, wage ich nicht zu glauben, aber vielleicht

(10:41):
Anfang des nächsten Jahres. Also 2026, das wäreja, das kann man doch mal raten. Bleiben wir
mal optimistisch. Also für unsere Hörerinnenund Hörer, die aus gefillten nördlich der Mainlinie
kommen, Heuer bedeutet dieses Jahr. Ich dachte,ich es mir noch, während ich es ausgesprochen

(11:03):
habe. Etwas, was ich übrigens im Laufe diesesPodcasts gelernt habe, unsere österreichischen
Gäste dann immer, ja, Heuer und dies und das,das, das. Genauso Jänner und... Ah ja, Januar.
Da lernt man noch was dazu bei uns hier. Aberdarum ist ja auch gut, dass wir bisschen dialektisch
und geografisch in Deutschland verteilt sitzen,weil ich hätte das jetzt einfach als, ah ja,

(11:25):
ein normales, verständliches Wort, wie man dashalt so kennt, abgetan. Ja, ja, wie man das
halt kennt. Ja. Lass uns mal anfangen bei demersten Schwertthema, was dich in deiner Laufbahn
sozusagen als Wissenschaftler beschäftigt hat.Denn wenn ich das richtig sehe, ist das das
Richtschwert von der Sonnenburg. Mhm. Das wardeine Bachelorarbeit. Man strafe ihn bis an

(11:53):
das Blut, das Richtschwert von der Sonnenburg.Was hast du da gemacht bei deiner Bachelorarbeit?
Als ich mein Bachelorstudium in Archäologiebegonnen habe, da habe ich bereits gedacht,
dass es mich Richtung Mitleiter trägt, da diein In Innsbruck gibt es die klassische Archäologie,

(12:16):
also die, die sich mit Griechen und Römern beschäftigt,und dann die Ur- und Frühgeschichte bzw. Mittelalter-
und Neuzeitarchäologie, also alles außerhalbder Römer und Griechen. Und da man beim klassischen
Studium auch noch Griechisch dazulernen musste,habe ich mich für das andere entschieden. Und

(12:36):
mein damaliger Professor hat mir eben diesesThema vorgeschlagen, ist bisher zwar historisch
ein bisschen bearbeitet war, aber nicht archäologisch.Und so habe ich das Richtstadt von der Sonnenburg,
das eine ehemalige Gerichtsburg im Süden vonInnsbruck, untersucht. Das Schwert ist heute
im Landesmuseum Tirol, dem Ferdinand Wehm, untergebrachtund stand das im 17. Jahrhundert. Und ich habe

(13:04):
es zeichnerisch, fotografisch, materialtechnisch oberflächlich untersucht. Wir konnten es auch
röntgen und eben die Geschichte des Schwertes,es in die Sammlung gekommen ist und ein bisschen
allgemein, wie die Gerichtsbarkeit im TirolerRaum in der frühen Neuzeit sich abgespielt

(13:26):
hat. Wie das Henkerswesen war, wer wen kopfendurfte und wann und wieso. Magst du darüber
ein bisschen was zu erzählen? Also es ist zwarjetzt nicht so unmittelbar zum Thema, aber
ich könnte mir vorstellen, dass viele Hörergerade sagen, oh, also Das würde mich interessieren.
Wer durfte da wen köpfen? Es ist ein bisschenein makaberes Thema. Vor allem, wenn man sich

(13:51):
auch den historischen Teil ansieht. Denn Blutgerichtsbarkeitist etwas, das heute im europäischen Kontext
eigentlich nicht mehr zum Tragen kommt. DennBlutgerichtsbarkeit bedeutet, Gericht hatte
die Erlaubnis oder die Möglichkeit, einen verurteiltenzum Tode zu verurteilen. Zum Tod zu senden.

(14:17):
Je nach Verbrechen gab es bestimmte Todesstrafen.Münzfälscher oder Ketzer wurden beispielsweise
verbrannt. Und für andere Verbrechen, wie etwaHochverrat, war das Schwert vorgesehen. Und

(14:37):
das Recht, also den eigentlichen Tätigkeit desKöpfens übernahm der Henker. Davon gab es im
Tiroler Raum in der frühen Neuzeit zwei einenwahren Hall in Tirol, stationiert der Randerer
im südlichen Tirol in Meran. Und der ist dannzu den jeweiligen Richtplätzen gegangen und

(15:01):
wurde – jetzt muss ich mich kurz fassen, weilich denke, es schon wieder zu kompliziert –
Ich mache mal den kurzen Sprung zurück, wennes euch passt. Im Tiroler Raum, oder eigentlich
im ganzen deutschsprachigen Raum, war das Gerichtswesennicht zentralisiert, sondern es gab eine Reihe

(15:25):
von Hochgerichtsplätzen über das ganze Landverteilt und je nachdem, der Verurteilte sein
Verbrechen verübte, wurde er auch bestraft.Das heißt der Henker zentral stationiert an
den zwei Standpunkten, einer eben in Hall, derandere in Meran, musste zu den einzelnen Richtplätzen
auf dem Land hingehen und hat dann dort seinHandwerk ausgeführt. Sein Richtschwert bzw.

(15:54):
das Richtschwert des Gerichtes, des Hochgerichtes,nahm er dabei mit. Dieses War hat eine sehr
spezielle Form. Es handelt sich eigentlich umein gekapptes Schlachtschwert, also vom Typus
her sieht es aus wie ein gekapptes hochmitteilig-schlachtschwert ohne Spitze. Das ist besondere

(16:15):
Kennzeichen von Richtschwertern, die haben nieeine Spitze, sondern sind entweder rechteckig
oder halbrund im Ortbereich. Und damit sollangedeutet werden, sie waren nicht zum Kampf
geeignet, also nicht zum Stich, sondern einzigum den Kopf eines Delinkuenten vom Rumpf zu

(16:36):
trennen. das eigentlich, äh, tschuldigung. Genau,und du hast jetzt, also, ähm, das sozusagen
noch mal einmal zusammenzufassen, auf das Schwertan sich zu beschreiben, das war quasi das Kernthema
deiner Bachelorarbeit, wie ich es jetzt richtigverstanden habe. Genau, für die Bachelorarbeit
habe ich zunächst nur das Richtstadt von derSonnenburg untersucht, als Vergleichspunkt

(16:58):
dann eines von ... Schloss Tyrol und das Richtschwertder Meranach Henker, das heute auf Schloss
Schennapigut zu besichtigen ist. Und untersuchtin dem Kontext heißt jetzt ja im Grunde, dass
du das noch mal detailliert beschrieben hast.sozusagen, dass der nächste, der jetzt über
das Schwert irgendwie forschen will, der mussnicht mehr selber hingehen, sondern er hat

(17:20):
alle Daten sozusagen in deiner Arbeit und kannsehen, ah, okay, ist, so ist das aus, das gibt
es eine besondere Schmiede Marke und so weiter.Genau, so ist die. Der Querschnitt der Klinge,
hier liegt der Schwerpunkt. Ich habe zunächstversucht, 3D zu modellieren. Das hat sich allerdings
als eine Schwierigkeit gezeigt, da das 3D-Modellierenvon Spiegeln, Oberflächen etwas kompliziert

(17:47):
ist, etwas sehr Komplexes. Du wolltest das einemLaser vermessen? Ich habe es zunächst probiert,
mit Structure for Motion zu digitalisieren.Also viele verschiedene Fotos aus verschiedenen
Winkeln, um ein 3D-Modell zu erstellen, wieich es auch bei Grabungen mache. Allerdings

(18:08):
klappt das bei spiegelten Oberflächen nichtoder eigentlich gar nicht. Hier müsste man
tatsächlich mit einem Lasergerät dran. Okay.Ich würde mal gerne den ersten Abschnitt dieser
Bachelor-Welt vorlesen. Du hast ziemlich vielgeschrieben. Ich habe es nicht alles komplett
gelesen, aber habe in einige Papers auch reingelesen.Ich finde eine Sache ganz interessant. Also

(18:54):
das ist mir aufgefallen, dass bei vielen deinerPapers und Arbeiten du hast so eine bisschen
so eine Geschichte, die du am Anfang erzählst,als Einleitung. Und das sind nicht so trockene
Sachen, nur Zahlen, Daten, Fakten, sondern duhast wie so eine kleine Rahmenhandlung. Und
dann kommt sozusagen der eigentliche fachliche. Also die lesen sich von diesen Sachen eigentlich

(19:16):
alle ziemlich gut. das, ich nehme an, das istAbsicht. Ja, das freut mich sehr, dass du
das erwähnst. Das ist ja auch eines der großenProbleme der Geschichte und der Forschung überhaupt.
Man muss die Leute abholen. Denn wenn man direktmit trockenen Fakten anfängt, da liest doch
kein Mensch weiter. Ja, das ist genau das Ding.Weil eigentlich wird ja häufig so etwas sehr

(19:39):
Interessantes beschrieben. Aber halt auf eineArt und Weise, sich die echte Zehennägel aufrollen,
ob man es denn noch langweiliger hätte beschreibenkönnen. Ja, absolut. Und auch als Spezialist.
Wenn das Thema sehr spannend wäre, wenn es nichtentsprechend aufbereitet ist, dann verliert
man den Faden, man holt sich höchstens die einzelnenwichtigen Daten raus und vergisst es dann.

(20:03):
Du hast jetzt ... Ich fass noch mal zusammen,es gab da verschiedene Gerichte. Und übers
Land verteilt dann verschiedene Gerichtsplätze,an denen dann Urteile vollstreckt wurden. Zu
denen musste dann der Henker mit seinem Schwertund hat dann dort den delequenten Einkopf kürzer
gemacht. Die Schwerter an sich waren das ...Wer hat die hergestellt? War das ein Haus-

(20:31):
und Hoflieferant, der gesagt ... Wo dann inAuftrag genommen war, wir brauchen mal ein
neues Richtschwert. kannst du mal einen HerbertBescheid sagen, neue Bestellung. Oder wie lief
das ab? Es ist mittelalter und vor allem inder frühen Neuzeit, denn das eigentlich, Richtschwert,
das ist eigentlich ein Anachronismus. Denn eserinnert zwar an hochmittelalterliche Formen,

(20:53):
kommt in der charakteristischen Form mit demabgeschnittenen Ort, also mit der abgeschnittenen
Spitze erst ab Mitte des 16. Jahrhunderts auf.läuft dann ungefähr bis 1800, als im österreichischen
Raum die Todesstrafe abgeschafft wird. Die Identifikationdieser Richtschwärter, beziehungsweise woher
sie kommen, ist auch sehr kompliziert, da sienur selten Schmiedemarken tragen, die sich

(21:17):
eindeutig zuordnen lassen. Da kann man jetztspekulieren, wollte sich ein Schmied nicht
damit belasten. Genau, nicht identifizierenmit so einem blutrünstigen Instrument, da der
Henker und alles, was mit ihm in Verbindungstand, als unehrlich galt. Also er stand außerhalb

(21:40):
der spät-, also der frühneuzeitlichen Gesellschaft,musste deshalb auch beim Hinrichten Handschuhe
tragen, dass seine Unehrlichkeit nicht auf denVerurteilten überging. Also er, ein sehr eigenartiges
Konzept. Andere Richtschwerter hingegen. tragensehr wohl Schmiedemarken und hier zeigt sich,

(22:01):
dass ein Großteil der frühneuzeitlichen Richtschwerteraus Solingen stammt. Dort gab es, wie auch
Sigrist Wetzler bereits gesagt hat, eine regelrechteprotoindustrielle Klingenfertigung und die
waren auch spezialisiert auf Richtschwerter. Ich stimm mir grad so einen Flyer vor, weißt

(22:24):
du, von so einer Solinger Klingenbude. hierhaben wir Messer, Gabeln, Scheren, Richtschwerter.
Ja, alles, das Herz begehrt. Wenn du das kannst,kannst du, ne? Ja, eben. Eine Sache, möchte
ich noch kurz klarstellen. Wenn du sagst, dassdie Spitze quasi ab ... Ich weiß nicht, die
Formulierung nicht mehr, aber das könnten jetztmanche verstehen wie, nimmst ein Schwert, das

(22:47):
eine Spitze hat, und klappst die wirklich ab. Genau, die wurden, also ein normales Schwert,
wie man es auf Film und Fernsehen kennt, dashat eine Spitze. Und eben das Richtschwert
hat tatsächlich keine Spitze-Spitze, sondernrechteckige oder richtig halbrund abgerundet
und wurde bereits so geschmiedet. Und war dasjetzt das erste, wo du dich mit so einem, also

(23:13):
mit dem physischen Gegenstand schwer zu intensivfachlich beschäftigt hast? Ist das so bisschen,
was dann auch das Interesse geweckt hat fürdie weiteren Projekte in die Richtung? Ja,
das könnte man so sagen. was mich auch faszinierthat, war nicht nur das Schwert als physisches
Objekt, sondern als Realie, wie wir im archäologischenKontext sagen, sondern auch die ganze Philosophie

(23:37):
dahinter. Denn ein Richtschwert an und für sich,ja, das ist kein sedenloser Metallstab, sondern
da steckt viel mehr dahinter. Eine ganze Vorstellungswelt,die … ja praktisch seit der Bronzezeit, als
die ersten Schwerte raufkamen, im Gedankendes Menschen herumspuckt. Was gibt es? Du hast

(24:00):
ja gemeint, das untersucht, habt das geröntgt,habt das oberflächlich untersucht. Habt ihr
da Sachen herausgefunden bezüglich des Herstellungsprozesses,des Schmiedeprozesses oder was zur Geschichte
des Schwertes, wo du sagen kannst, das war ganzinteressant? Wir haben es bei einem befreundeten

(24:23):
Arzt röntgen lassen, also nicht bei einer materialtechnischenUntersuchung. Dafür war es gratis, hat mich
gekostet. Das Gerät war leider nicht allzu stark,aber wir konnten feststellen, dass der Stahl
wohl nicht absolut hochwertig war, da sich bereitseinige Delaminationen gezeigt haben. die einzelnen

(24:47):
Stahlschichten. werden ja im Zuge des Schmiedeprozessesimmer wieder gefaltet, um es auch zu reinigen.
Und hier hat es wahrscheinlich beim Feuerverschweißennicht ganz geklappt, dass sich teilweise diese
Schichten wieder gelöst haben. Was mich auchsehr fasziniert hat, was wir dort auch feststellen

(25:10):
konnten, das habe ich dann später auch bei anderen Richtschwärtern gesehen, eigentlich sieht
die Klinge sehr rechteckig aus, also die verringertsich nicht nach vorne. Allerdings ist es im
Bereich vor der Spitze etwas schmäler als ganzan der Spitze oder weiter hinten. Das erklärt

(25:31):
man sich jetzt so, da das Riftschwert nach jederHinrichtung neu geschärft werden musste, neu
geschliffen wurde und gerade dieser Teil derKlinge auf den Hals getroffen ist, hat man
am nächsten Her Hiebmarken, die dann nach jederHinrichtung ausgebügelt werden mussten oder
ausgeschliffen wurden. Deshalb hat sich das in diesem Bereich verjüngt. Also da, wo der

(25:57):
vordere Schwingungspunkt dann wahrscheinlichauch ist. Exakt. Und zwar ganz genau dort.
Genau. Schwingungspunkte, das werden die meistenLeute wissen hier, aber das ist halt, wenn
du Beispiel ein Schwert in die Hand nimmst,jetzt natürlich vielleicht keiner, logisch,
aber ein modernes, klopfst du auf den Griffund dann schwingt das halt an einer Stelle
vorne an der Klinge. Und er schwingt dann meistensan einer Stelle nicht. Das ist der vordere

(26:21):
Schwingungsgnoten. Und das ist da, wo es amwenigsten bewegt, wenn es auf Widerstand trifft.
Gegnerische Schwerter, Helse in dem Fall. Nichtumsonst war der Henkerberuf, Henkersberuf,
ein Meisterberuf. Also man musste ein Meisterstückablegen. Und das war entweder ein drohler

(26:41):
Raum, je nachdem, wer die Prüfung abnahm. Meistensder Landesfürster oder der Gerichtshirn eine
eine saubere Durchtrennung eines Halses. Voneinem Gefangenen oder? Von einem zum Tode verurteilten
Menschen. Das wäre auch bisschen schlimm, manPrüfungskommission ist. Ja, wer ist denn heute

(27:07):
dran? Nicht nervös sein, nicht so viel zittern.Vor allem auf der einen Seite ist es gut, dass
man da sagt. Wenn wir schon die Leute hinrichten,dann muss das aber irgendwie funktionieren.
Wir brauchen Leute, die das auch können, dassdie dann jetzt nicht unnötig leiden. so, ja,
du hast hingerichtet. Nicht so gut. Der istnoch nicht fertig mit der Ausbildung. Das

(27:28):
kann auch sein, es geht schief. von Praktikantenhingerichtet. Das ist teilweise auch immer
wieder schiefgegangen. Es gibt Berichte, wo der Hänker entweder zu nervös war oder zu
angetrunken, auch im Trollraum, dass er erstbeim dritten oder vierten Heap tatsächlich
den Kopf entfernen konnte. Gab es da Gab esda Strafen für den Hänker? Ich hab so eine

(27:55):
... Urban Legend im Hinterkopf, dass, wenn einHänker das nicht ordentlich gemacht hat, dass
es dann auch für ihn Strafen gab? Oder Probleme?Offizielle Strafen ... Wir sind nicht bekannt,
aber es kommt vor, Hinrichtungen damals warenja ein öffentliches Spektakel. Das heißt, die

(28:15):
Leute mussten unterhalten werden. Und wenn der Henker jetzt herumgemetzgert hat, dann
konnte es tatsächlich passieren, dass der Henkergelünscht wurde. Oder dass er flüchten musste.
Weil die Bevölkerung ihn gelünscht hat sozusagen. Oder wollte, ja. Weil es einfach ein blutiges
Spektakel war. dass etwas aus dem Rahmen gelaufenist, aus dem Bruder gelaufen. Dann bist du

(28:42):
ja vom Schwert ein bisschen eskaliert zu einergesamten Rüstkammer bei deiner Masterarbeit.
Also, Cloud for Conflict, die Rüstkammer vonBurg Taufers war Thema deiner Masterarbeit.
Worum ging es da? Eigentlich wollte ich die... Masterarbeit Dress to Kill nennen, aber das

(29:09):
war nicht wissenschaftlich genug, deswegen mussteich es etwas ausbessern. hier habe ich eine
Rüstkammer des Südtiroler Burgeninstitutes aufSchloss Taufer, das ist eine Burg im Bustatal,
untersuchen dürfen, die bisher noch nicht erforschtwar. Es handelt sich hier leider um keine klassische

(29:33):
mittelalterliche Rüstkammer, die über Generationengepflegt war, sondern es handelt sich hier
um die lokale Sammlung eines Brellaten, derdie Burg in den 1960er Jahren gekauft hat,
und ein Sammelsurium von Degen, japanischerSpieße, teilweise aber auch authentische Pustpanzer

(30:02):
aus dem Brünnen 16. Jahrhundert gesammelt hatund er hat dann 1977 die gesamte Burg an der
Südtiroler Burginstitut übergeben und dort wirdsie heute noch im Rahmen von Führungen gezeigt.
Und da ist dann auch eine komplette Rüstkammeroder was ist da so drin? Es sind hauptsächlich,

(30:27):
es sind 150 Gewehre aus verschiedenen Staaten.17. bis ins 20. Jahrhundert. Dann jede Menge
Degen, 17. und 18. Jahrhundert. Auch ein Visierhelmaus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Allerdings
kaum etwas geordnet, alles durcheinander. Eigentlichmehr so eine Wunderkammer könnte man denken.

(30:50):
Teilweise sind auch Trachtenanzüge oder eineHolzkeule ist auch dabei. die offensichtlich
von einem Theater stammt, aber verkauft wird,als ein Tiroler Bauernkrieg, ein kleines Katapult,
das mal einer nachgebaut hat, Kanonenkugeln,also ein schönes Hammelsurium, eher ein Zeugnis

(31:11):
der Volkskunde, als eine mitleidliche Rüstkammer.Wollte ich gerade fragen, was war da jetzt
so der wissenschaftliche Wert davon, das sichgenau mal anzugucken? Zum einen, da ich die
Geschichte der Burg aufgearbeitet habe, dieGeschichte der Rüstkammer, wie sie im Laufe
der letzten 50 Jahre gewandert ist, wie dieHerren von Taufers damals im späten Mittelalter,

(31:43):
wo sie ihre Rüstkammer hatten und auch woherdie einzelnen Stücke der Sammlung kommen, also
der neuzeitlichen Sammlung. Das sind Objekteaus dem Ersten Weltkrieg dabei, solche, die
habt ihr vielleicht einmal gesehen solche Brustpanzer,sie im Jahre 1916 bzw. 1917 eingeführt haben

(32:03):
für die Bioniere, um den Draht durchzuschneiden,damit sie ein bisschen geschützt waren. Und
es hat sich halt gezeigt, dass wir hier wenigermittelalterliche Sachen haben, sondern neuzeitliche,
die zwar schon einen kriegerischen Hintergrundhatten, allerdings viel weiterstreuten, als
ich anfangs gemeint habe. Also sozusagen einfachdas Inventar der Rüstkammer nochmal sauber

(32:25):
aufbereitet. Was ist jetzt eigentlich was? Wasist aus welcher Zeit? Ah nein, das ist ein
Thematerequisit und das ist nicht eine Knüppelaus der Zeit und so weiter. Genau, weil das
Burgeninstitut selbst hatte keine Ahnung was,wie alte Stücke waren, woher sie stammten,
dass sie eben dieser Brillat gesammelt hat unddas war eben die erste wissenschaftliche Aufarbeitung

(32:46):
dieser Sammlung. Ja, okay, verstehe. Weil dasist ja schon so was, was du auch noch öfters
siehst, wenn du irgendwie Burgen besuchst, dagibt es dann halt irgendwie eine Sammlung,
aber da stehen dann halt entweder keine Sachendran oder halt das sind irgendwie Sachen an
der Wand, wo du dir ausdenkst, ist das jetztzur Show, ist das original noch von irgendwann,
ja keine Ahnung, steht nichts dazu da, man kannes nicht beurteilen und bei Führungen wird

(33:11):
ja dann auch häufig gerne mal sehr munter fantasiert,wie das alles gewesen sein könnte. Ja eben,
sehr gut zusammengefasst. Es ist auch eine Ritterrüstungdabei, natürlich als Original verkauft wird,
aber offiziell, äh natürlich aus den 2000erJahren stammt sehr schlecht. Also reines Dekostückchen.

(33:33):
Dann gehen wir mal weiter. jetzt dieses ganzeThema Archäologie. Du hast ja für deine Forschung
auch tatsächlich archäologische Grabungen gemachtund da habt ihr Schwerter ja auch gefunden.
Oder ich? Ja. Indirekt. ich war, sagen wirmal so, im Tiroler Raum sind in letzten fünf,

(33:56):
sechs Jahren vielleicht acht Schwert daraufgetaucht, aus dem Boden. Bei einer Berge war
ich tatsächlich dabei. Ich selber habe allerdingsleider noch kein Schwert selbst entdeckt. Aber
2013 wurde in Landegg, das ist eine Stadt ganzim Westen des Bundeslandes Tirols, nahe Vorarlberg.

(34:17):
die dortige Kirche umgebaut. Dort hat manin einem Grab ein Skelett mit einem Schwert
entdeckt, was sehr spannend war. Normalerweisedenkt man, dass die Beigaben, also die Sitte,
toten Beigaben mit ins Grab zu geben, im Christentum,sagen wir, ab dem zehnten Jahrhundert aufhört.

(34:41):
Allerdings hat es sich dann auch gezeigt imRahmen meiner Diss, dass Vor allem höhere
Adelige bzw. Ritter immer wieder ihre Schwertermit ins Grab bekommen haben. Und dieses Schwert,
das in Landegg aufgetaucht ist, das ist daseinzige, das bei einer regulären archäologischen
Grabung in den letzten Jahren aufgetaucht ist.Also ist jetzt auch nichts, was irgendwie regelmäßig

(35:05):
passiert so? Nein, leider nicht. Wäre schön.Aber das Schwert aus Landegg, das ist selten
gut erhalten. Also auf ersten Blick scheintes sehr verrostet. Es hat allerdings noch Teile
der Griffwicklung, des Griffholzes und man erkenntsehr schön der Tote. handelt sich um Oswald

(35:25):
von Schrofenstein, ist 1497 gestorben und dasist das typische Schwert dieser Zeit, ein Anderthalbhänder,
wie das berühmte Münchner Langschwert, das ihrsicher kennt. das Münchner ist natürlich noch
besser erhalten. Allerdings ist Schwert ausLandeck wirklich einmalig, in einem super

(35:48):
Zustand. Und es besitzt auch einen Scheibenknaufaus Messing und eine Barrierstange aus Messing,
was eigentlich etwas eigenartig ist. Allerdingszeigen die Metallanalysen, wir gemacht haben,
dass es sich eindeutig um Messing handelt. Das ist ja spannend. Also es ist auch nicht
irgendwie Messing auf Stahl irgendwie aufgetragen,sondern es ist komplett. Es ist komplett. krass.

(36:16):
Also knauf hätte ich jetzt gesagt, okay, gut,ich jetzt nicht so viel Feinkontakt sozusagen,
aber die Barrierstange aus Messing, würde ichja denken, hält das das auch aus, wenn ich
dann mal irgendwie parieren muss? Messing neigtja dazu zu brechen. Deswegen würde man sich
denken, dass eine Barrierstange aus Messingnicht besonders geeignet ist für eine Kampfsituation.

(36:39):
Es handelt sich hier allerdings um das Schwerteines hohen Adeligen, da war auch Richter in
Landegg und wir können uns sehr gut vorstellen,dass dieses Schwert entweder ein reines Statusobjekt
war, das heißt, das war nie im Kampf zum Einsatzoder dass es für seine Beerdigung umgestaltet

(37:00):
wurde. Denn auf dem Knauf befindet sich aucheine Inschrift IHS, also das typische Jesus
hominem salvator, also ein christliches Segenszeichen.Es könnte sein, dass dies für die Beerdigung
dann speziell angefertigt wurde. das Messing,also als Statussymbol könnte ich mir jetzt

(37:21):
vorstellen, weil es so golden aussieht, weiles so besonders glänzt auch, dass man sagt
hier, ich habe ein goldes Schwert, wie ihrwusstet. Ja, weil auch das Münchner Schwert,
das ist der Herr. Eine Knauf und Barrierstangeaus Eisen ist allerdings vergoldet. Und wenn

(37:42):
man es jetzt natürlich auf einem etwas niederrangigenAden liegt, also niederer als das Münchner
Schwert anwendet, dann ist auch Messing glänztwie Gold. Und wenn man das Schwert sowieso
nie verwendet, dann ist das ja gleich. Ob esjetzt aus Eisen oder aus Messing ist. Ja, aber
ich meine, hübsches auf jeden Fall, Absolut. Der Titel deiner Dis lautet ja, die höchste

(38:10):
Form der Spielekunst, eine materialtechnischeund experimental-archäologische Untersuchung
von Schwertern und Schwertschmieden in Alttyrolim 10. bis 15. Jahrhundert. Da ist mir direkt
das Wort experimental-archäologisch, äh, beziehungsweiseexperimental-archäologische Untersuchung ins

(38:31):
Auge gesprungen. Ich kann mich erinnern, wirhatten in der Folge mit Erik Burkhardt ...
auch schon mal das Thema angegangen, experimentelleArchäologie. Kannst du uns nochmal erklären,
was man macht bei einer experimentale archäologischenUntersuchung? Also was macht man für Experimente?
Wie hängt das mit Archäologie zusammen? DasThema Experimentale Archäologie ist ein sehr

(38:57):
weites, das kann, das umfasst eigentlich allesoder vieles, das über das reine Objekt hinausgeht.
Das sind vor allem praktische Studien. EineAnsatzweise ist etwa, wie hat man etwas produziert?
Wie hat man ein Schwert geschmiedet? Wie hatman Eisen, das beginnen wir ganz vorne, wie

(39:18):
hat man das Erz abgebaut? Wie hat man es verhüttet,um Eisen und Stahl zu erhalten? Wie hat man
das in Schwertform gebracht? Das ist der materialtechnischeAspekt der Experimentalarchäologie. Aber auch
der Bereich Hema fällt darunter. Wie hat mansolche Objekte auch korrekt oder möglichst

(39:39):
wirklichheitsnah angewandt? Und welche dieserAspekte hast du dann in deiner Dissertation
oder in deinen Untersuchungen abgedeckt? Ichbin leider kein Schmied. Also, ich schmiede
etwas hobbymäßig. Also, ich kann ein Messer machen. Allerdings ... bin ich nicht dazu

(40:02):
in der Lage, historisch korrekte Schwerter zuschmieden. Hierfür habe ich ein paar sehr gute
Kollegen, die sich damit befassen. Ich habeallerdings einen kleinen praktischen Aspekt,
der Experimentalarchäologie untersucht, nämlichdas Polieren von Schwertern. Denn wenn man

(40:23):
Schwerter in Museen heute sieht, vor allem wennsie lange im Boden gelegen sind, dann erscheinen
sie stark verrostet. und eher nicht besondershochwertig. Wenn man allerdings die Quellen
studiert, dann waren nicht nur die Rüstungenpoliert, sondern auch Schwerter. Davor gibt
es bereits Zeugnisse ab dem 6. und 7. Jahrhundertnach Christus, wo es heißt, dass Schwerter

(40:48):
so wohlpoliert waren, dass sie wie Spiegel fürMänner wirkten. Und hier habe ich eine Reihe
von Experimenten angebracht, habe historisch verbürgte Poliermittel selber angerührt, außer
solche, die offensichtlich giftig waren, wieauch Sehnenverbindungen, auf diese habe ich

(41:08):
verzichtet und habe versucht diesen Schwertglanzdurch historische Poliermethoden und verschiedene
auf einer speziellen Polierbank auch auf nachgeschmiedeteSchwerter anzubringen. Das hat tatsächlich
gut geklappt. Es ist eine sehr langwierige Arbeit,aber ich konnte ihm nachweisen, dass das Polieren

(41:30):
von Schwertern nicht nur etwas ist, man erstaus Japan kennt. Dort ist es ja heute noch
Teil des Schmiedehandwerkes. Beziehungsweisegibt es den eigenen Beruf des Schwertpoliteurs.
Und dass das auch im Mittelalter in Europa derFall war. Woraus bestehen denn mittelalterliche
Polierpasten? Da gibt es zum Beispiel... Jetztmuss ich kurz nachdenken. Ich muss mal kurz

(41:57):
an meiner Diss nachschlagen. In meiner Distanz?Nicht, dass ich einen Blödsinn sorge. Entschuldigung?

(42:20):
Okay, also solche Polierpasten konnten auseiner Vielzahl von natürlichen oder naturbelassenen
Objekten gewonnen werden. Sehr bekannt war dieZinnasche. Das erhält man aus dem Verbrennen
des Ackerschachtelhalms. Das sind Aschen, die die reich an Siliziumdioxid sind und deshalb

(42:47):
wie ein wie ein Poliermittel wirken. Also Silizidund Dioxid ist auch heute noch bei modernen
Poliermitteln vorhanden. Das ist ja EndeffektSand, oder? Ja, sehr feinkörniger Sand. Und
ich habe auch eine Passage, das glaube ich ausdem neunten zehnten Jahrhundert entdeckt, wo

(43:11):
es hieß, dass die Scherben der Altvorderen,oder der Alten, geeignet waren, Schwerter zu
polieren. Wenn man die Keramikwelt des 8. und9. Jahrhunderts kennt, ist sehr grob. Hier
sind keine mittelalterlichen Scherben gemeint,sondern wahrscheinlich römische. Die Römer

(43:33):
hatten eine spezielle Keramikart, die sich TerrasigilataSieht aus wie ein Blumentopf. Auch von der
Farbe her ist sie sehr rein und homogen. AlsArchäologe habe ich Zugang zu solchen Scherben,
vor allem zu kleinen, nichts aussagenden Fragmenten.Diese konnte ich dann aufmalen mit Mörser und

(44:00):
Pistil zu einem sehr feinen Pulver und habedann in Verbindung mit Wasser oder mit Brandwein
eine Polierpaste hergestellt. Diese hat danntatsächlich sehr gut funktioniert. Und das
klappt dann auch, dass die Sachen wirklich so spiegelmäßig fast schon sind? Ja. Man möchte

(44:21):
es kaum... Also es ist natürlich kein Spiegelwie wir ihn heute kennen. Allerdings erkennt
man sehr gut sein eigenes Spiegelbild auf derKlinge. Und natürlich je nachdem wie gut die
Klinge raffiniert war, gut der Klingestahl raffiniertist, ist das Spiegelbild besser oder schlechter.
Aber man erkennt es allerdings schon sehr. Dashast du persönlich selber gemacht, das Polieren.

(44:47):
Und im Rahmen dieser gesamten Untersuchung habtihr da auch Schwerter geschmiedet, bzw. euch
angeguckt, wie kam jetzt das Erz aus dem Berg,also den kompletten Prozess versucht irgendwie
nachzustellen? Das konnten wir jetzt für meineDissertation nicht, das hätte den Rahmen sonst

(45:08):
vollständig gesprengt, aber über ein Seitenprojekt.beziehungsweise ein Projekt der Universität
Innsbruck, wo ich Projektleiter bin. Es nenntsich Klang 2, beziehungsweise ist es Nachfolger
des Klangprojektes, wo wir genau diesen Vorganguntersucht haben. Dort haben wir unser eigenes

(45:34):
Erz abgebaut, dieses nach historischen Methodenuntersucht. aufbereitet, den Schwefel entfernt,
ist verhüttet mit hochmittelalterlichen Methodenund daraus dann Schwerter geschmiedet. Beziehungsweise
das Schmieden habe ich nicht ich selbst übernommen,sondern mein guter Freund Giovanni Sartori

(45:58):
aus Passano del Grappa. Der ist wahrscheinlicheiner der besten Schmiede überhaupt und der
ist sehr stark in dieser experimentalearchäologischenPhase unterwegs. und ich konnte ihm hier assistieren.
Das klingt nach einem ziemlich aufwendigen Prozess.Natürlich der eine Teil, dass man überhaupt
erst mal rausfinden muss, wie gingen die ganzenSachen, das zusammentragen, aber auch diese

(46:21):
Schritte an sich durchzuführen. Wie lange liefdas Projekt und wie viel Zeit habt ihr da investiert?
Also das letzte langen Projekt, das lief zweieinhalbJahre. Und ein Aspekt dieses Prozesses war
eben das Nachschmieden eines Schwertes. beziehungsweiseeines Rapiers aus dem 16. Jahrhundert. Wir

(46:44):
hatten da natürlich schon gewisse Vorlaufzeit, und wir haben bereits untersucht, welche Ärzte
sich am besten eigenen. Hier konnten wir Gottsei Dank auf Archivrecherchen zurückgreifen.
Hier hat es sich gezeigt, dass im Bereich derDolomiten, also im Grenzgebiet zwischen Südtirol

(47:05):
und dem heutigen Veneto, eine Eismiene imDörfchen Fursil, wo das Eisen stark manganhaltig
ist. Und mangan sorgt zwar nicht dafür, dassdas Eisen rostfrei ist, wie oft spekuliert
wird, aber es wird dadurch sehr schnitthaltig.Die Klinge wird flexibel und eignet sich deshalb

(47:28):
bestens für Schnittwaffen aller Art. Also ihrhabt sogar bis auf diese Ebene runter aus dieser
Region, in dieser Mine ist die chemische Zusammensetzungder Ärzte so und so. Darum ist sie sogar noch
mal besonders gut geeignet, weil für die Artvon Sachen, die wir herstellen wollten, dem
Fall ist schwerer. Genau. Denn Eisen findetman immer wieder. Also Eisen ist eines der

(47:53):
häufigsten Elemente im Erdmantel. Allerdingsunterscheiden sich die Eisen-Reviere. Je nach
Qualität ist viel Schwefel dabei. Schwefel istGift für eine Klinge, denn er macht das Eisen
brüchig. Und den muss man erst entfernen durcheinen aufwendigen Prozess. Und manche dieser
Lagerstätten haben sehr wenig Schwefel. Anderehaben Elemente wie dieses Mangan, das sich

(48:19):
sehr gut dazu eignet, besonders hochwertigeund dünne Klingen herzustellen. Ja, spannend
wäre das heißt ja auch umgekehrt. Also natürlichgab es Handel zu jeder Zeit. Aber sag mal,
wenn du halt in einer bestimmten Region deineGrafschaft, Königreich, was auch immer hast
und kannst aus irgendwelchen Gründen nichthandeln oder möchtest nicht, dann bist du halt

(48:39):
auf das angewiesen, du hast. Und das kann haltsein, das ist einfach nicht so gut geeignet
für Schwärter. Absolut. Was ist da der Prozessum den Schwefel? Also du meintest, das ist
ein sehr aufwendiger Prozess. Was muss man damachen, um den Schwefel aus dem Eisen rauszukriegen?
Im Prinzip muss man das Erz rösten auf Röstbetten.Das ist jetzt vor allem sehr gesundheitsgefährdend.

(49:04):
Denn man muss es immer wieder ablöschen, umdas Erz abzuschrecken und dann eben immer wieder
rösten. Dadurch entstehen Schwefeldämpfe. Undwir haben natürlich Masken getragen, aber das
war im Mittelalter ja eher nicht so der Fall.Und deshalb ist es in stark Gesundheitsgefährdend.

(49:26):
Ah, Gasmaske? Ah nein, sorry, die ist noch nichterfunden. Bester can do ist hier dieses Tuch
vorn Mund. Ja, ja, man kann sich aber auch vorstellen,dass sie zumindest das gehabt haben. Denn dieser
Prozess und das Rösten des Eisens, das ziehtsich ja durch die Menschheitsgeschichte und
der Mensch lernt ja dazu und deshalb haben siesicher gewisse Vorkehrungen getroffen. Allerdings

(49:50):
war das ein sehr krankheitsförderndes Berufsbild. Das heißt, ihr habt das Eisenerz. abgetragen,
habt es aufbereitet und dann den Schmiedeprozessoder den, was kommt dann eigentlich als nächstes,

(50:11):
also einen Verhüttungsprozess, wie kann ichmir das vorstellen? Genau, es gibt den Verhüttungsprozess,
das Eisen oder den Eisenanteil aus dem Erz zuentfernen und da so ein Wenn wir Glück haben,
30 Prozent Eis besteht, vielleicht zu 50 Prozent,ist der Rest eigentlich Abfall, der entfernt

(50:33):
werden muss. Das macht man durch den Verhütungsprozess.Da gibt es Methoden. Zum Beispiel im Frühmittelalter
haben wir hier den Stückofen, den man einmalverwendete und nicht besonders hochwertiges
Eisen produzierte. Ab dem Hochmittelalter kommtdann aus dem noch italienischen Bereich der
Hochofenprozess wo man sehr reines bereits Gusseisenproduzieren konnte, man dann nicht nur kleine

(51:01):
Brocken mit 4-5 kg, also es nennt sich Luppe,also Roheisen produzieren konnte, sondern richtig
Masse mit 50-100 kg rausziehen konnte, dasdann natürlich noch gereinigt werden musste
durch ständiges Überschmieden, durch ständigesFalten, um möglichst reines Gusseisen zu erhalten

(51:22):
oder Eisen zu erhalten. Die Reinheit, die ichrauskriegen kann, hängt doch davon ab, wie
gut ich die Temperatur letztendlich kontrollierenkann, oder? Die Temperatur hat damit zu tun,
welche Rohmaterialien wir verwenden. Der Luftstromist auch sehr wichtig. Und natürlich auch die

(51:42):
Masse. Je kleiner, desto schwieriger ist einhomogener Prozess zustande zu bringen. Je größer,
desto homogener wird es im Kern. Außen habenwir dann vielleicht noch mehr Schlacke, mehr
Kohle, aber im Kern drinnen wird es dann immerhomogener. Ah, okay, das heißt, dass ich einfach

(52:02):
größere Mengen bearbeiten konnte, hat dann auchdas Gefühl, dass die reiner waren, weil einfach
dieser Kern, also wirklich das Material sozusagenbei der Verarbeitung, ich einfach mehr von
dem reinen habe, was ich dann dafür verwendenkann. Und zum Recht mache ich halt Knäcke oder
was auch immer. Und ab dem Hoch mit Lalter, 13. 14. Jahrhundert war man dann sogar in
der Lage, direkt Gussstahl zu produzieren. Jetzt, das triggert mich direkt, denn was ich

(52:31):
weiß über, oder was heißt wissen, was meineKenntnis ist, wenn ich Eisen schmelze und sozusagen
Guss-Eisen dann erzeuge, dann habe ich das Problem,dass das sehr hohen Kohlenstoffanteil hat und
damit sehr, spät Röthardt ist, was ich ja nichtfür eine Waffe verwenden würde. Jetzt sagst

(52:54):
du, dann wurde Gusseisen erzeugt, beziehungsweiseStahl. Wie hat man dann daraus eine Waffe gemacht?
Jetzt muss ich ganz kurz einen Begriff nachrecherchieren. Ja, ich habe mich nicht getäuscht. Ja, sehr

(53:15):
schön. Genau wie du sagst. Reines Gussheisenhat einen Kohlenstoffanteil, der viel zu hoch
ist, um ihn als Waffe zu verwenden. Dadurchwird es sehr spröde. Um den Kohlenstoffanteil
zu senken, wendet man das Frischverfahren an.Man frischt das Eisen und verringert dadurch

(53:43):
den Kohlenstoffanteil. Das macht man in einemKohlenbett. Dadurch erhält man Eisen bzw.
Stahl, der dann aber noch nicht direkt verwendetwerden kann. Man kann kein Eisenschwert gießen,
sondern muss das dann immer noch schmieden. Man hat jetzt wirklich gegossen, hat jetzt

(54:08):
so ein Klumpeneisen oder Guss-Eisen mit einemviel zu hohen Kohlenstoffanteil. Was macht
man jetzt genau damit? Also was ist dieses Frischen?Man legt es... Ich muss noch mal kurz draufschauen,
Entschuldigung. Weil das den experimental-archäologischenTeil, machen eben meine Kollegen. T-t-t-t-t

(54:34):
Sieht, je mehr man den Archäologen nachbaut,desto mehr Wissenslücken tauchen auf. Ja, ich
meine, können natürlich auch, wenn das jetztso bisschen, das war was deine Kollegen vor

(54:57):
allem gemacht haben, in dem Detailgrad natürlichauch wieder in die Richtung gehen, was so dein
Kerngebiet ist. Ja, da schwimme ich, da mussich sagen, da schwimme ich tatsächlich ein
bisschen. Also du bist nicht derjenige gewesen,der jetzt an der Essestand oder so und das
gemacht hat, sondern das war... Ja, ich wardabei. Ich konnte mithelfen, habe auch teilweise

(55:19):
eben geschmiedet. Aber jetzt, welche Prozessewie in der Metallurgie ablaufen, das ist dann
ein ganz eigener Wissenschaftsbereich, der nenntsich Archäometallurgie. Das heißt, ich kenne
die generellen Prozesse, aber was jetzt da ganzgenau wie abläuft, vor allem wenn ihr die von
meinem Board, das ist dann sehr... eigenerWissenschaftsbereich. Okay, das heißt frischen

(55:46):
kann er... Jetzt nur für dich. Im Prinzip legtman es in ein Bett aus Holzkohle. Die Holzkohle
verbrennt Teile des Kohlenstoffes, verbindetsich zu CO2 und dadurch wird das teilweise
abgebrannt. Wie man das jetzt genau regelt. der Kohlenstoff entweicht als CO2. Ah ja,

(56:10):
okay. Im Frischverfahren wird es dann auchaufgemalt nochmals und man muss es dann nochmals
verrücken. Das heißt, wir haben jetzt Eisengegossen, haben das gefrischt. Aufgefrischt,
wie? soll ich Gefrischt, ich glaube, müssenwir es schon heißen. Und jetzt hat man Eisen

(56:31):
bzw. jetzt hat man Stahl mit einer Konzentration,mit einer Kohlenstoffkonzentration, die man
gebrauchen kann. von ungefähr einem Prozent,etwas darunter, etwas darüber. Je nach Vorliebe.
Und wie wurde dann früher weitergemacht damit?Im Hoch- bzw. Spätmittelalter haben wir keine

(56:55):
ganz Stahlschwerter, sondern wir haben einenEis. Denn Stahl war teuer. Stahl war aus den
Rechnungen, wissen wir jetzt, aus dem 16. Jahrhundert,15. Jahrhundert im Tiroler Raum viermal so
teuer wie normales. wie normales Eisen unddeshalb hat man natürlich versucht so viel

(57:15):
zu sparen wie möglich. Deshalb hat man einenKern aus normalem Eisen verwendet und darauf
dann einen Mantel aus Klingenstahl aufgeschweißt.Dadurch hat man sowohl Material gespart als
auch einen flexiblen Kern und einen harten Mantelgeneriert. Also so quasi vereinfacht gesagt,

(57:40):
die Schneide wirklich, die muss ja einiges aushalten,die trifft auf Dinge, da brauche ich den hochwertigen
Stahl. Genau. Das was innen drin ist, das istja eh so bisschen flexibel, das ist auch mehr
Material, das muss nicht sozusagen jeder Millimeterdie gleiche Belastung aushalten wie an der
Schneide, ich ja sehr, sehr fein auch arbeitenkann. Und man erkennt auch bei archimetallurgischen

(58:02):
Untersuchungen von Schwertern, dass teilweiseauch die Angel eingesetzt wurde. Also die Angel
muss nicht aus Stahl bestehen, sondern kannauch aus Eisen bestehen. Was bedeutet eingesetzt?
Indem man die Angel, das ist das Stück, wo mandas Schwert hält, mit der Klinge Feuer verschweißt.

(58:30):
Das heißt, es ist nicht ein einzelnes, einheitlichesStück, durchgeht, sondern die Angel wird angesetzt.
Also man hat dann vereinfacht gesagt, so einSachen da liegen, das sind die Kerne des Schwertes,
das ist dann das, was drum rum, die eigentlicheKlinge, die dann drauf geschweißt wird und
dann nimmt man sich noch eine Angel und schweißtsie dann auch noch dran. Das war aber allerdings

(58:55):
eine, tatsächlich eine sehr hohe Form der Schmiedekunst,denn solche Schweißnähte sind ja eigentlich
Sollbruchstellen. Und wenn die jetzt nichtganz rein sind, nicht ganz sauber ausgeführt
wurden, dann konnte ein Schwert hier brechen.Das kennen wir ja auch in mittelalterlichen
Quellen. Wenn es heißt, dass ein Schwert inzwei, drei Teile zerbricht, dann sehr oft an

(59:17):
solchen Schweißnähten. Zumal ja diese die Angelist ja quasi da, wo die Parierstange auch verläuft.
Und das ist ja auch eine Stelle, tendenziellheute noch Schwerte gerne mal brechen, weil
da halt sich Kräfte konzentrieren, weil esist ja nicht das mitte in der Klinge, dass
sie irgendwie aufläuft, weil da verteilt siches sich halt aber gerade da wo die Parierstange
ansetzt, wo der Kanal aufansetzt, das sind haltirgendwie die zwei Stellen, wo viel Kräfte

(59:39):
wirken, wenn du irgendwie ein Ziel hertriffst. Eben, deshalb müssen das wirklich Experten
machen, also heutzutage sowieso. Heute ist esauch leichter mit den verschiedenen Flussmitteln
diese Kontaktflächen zu reinigen, aber auchbei mittelalterlichen Schwertonn sehen wir
das immer wieder. Also die hatten wirklich ihrHandwerk verstanden. Wie viele unterschiedliche

(01:00:04):
Gewerke waren von dem Eisenerz im Berg bis zumfertigen Schwert, was man dann in der Hand
hielt, an der Herstellung beteiligt? Das warensehr viele. Wir haben, beginnen wir einmal
im Berg, wir haben die Bergleute, die bauendas Erz ab. Dann haben wir die Probierer,

(01:00:29):
die Ausglauber, die das Rohe Erz ausglauben,also sortieren. Dann muss es gereinigt werden,
muss verhüttet werden, es muss geröstet werden.Bereits einmal bis ein Rohling herauskommt,
waren sicher schon fünf bis acht verschiedeneHandwerker tätig. Und dann wird das Erz verhandelt.

(01:00:53):
Als Rohling kommt es zum Klingenschmied. Derhat die Klinge ausgeformt. Vielleicht im Früh-
und Hochmittlalter können wir uns vorstellen, ein einzelner Schwertschmied ein komplettes
Schwert selbst gemacht hat, inklusive Barrierstangeund Knauf. Aber bereits im Spätmittlalter haben
wir eine Diversifizierung des Berufsbildes.Dann macht der Klingenschmied oder der reinklische

(01:01:17):
Schwertschmied nur mehr die Klinge, die Rohform,gibt es dann zu einem Schleifer, zu einem Härter
und dann kommt dann der Schwertfeger. Vom Namenher könnte man meinen, fegt das Schwert, also
er schleift es. Allerdings wird dieser Berufsstandvor allem dann zum Komplettieren des Schwertes

(01:01:39):
benutzt. Also der fertigt dann die Barrierstange,den Griff und den Knauf an. Und wer hat das
Schwert geschliffen dann? Teilweise auch derSchwertfeger. Das unterscheidet sich dann je
nach Region zu Region. In Solingen zum Beispiel,da hatten wir sicher viel mehr solche Zwischenschritte

(01:02:00):
drinnen. Daher wurden ja hunderttausende Klingenbereits im 16. und 17. Jahrhundert produziert.
Und jetzt, wenn wir für den Tiroler Raum sprechen,dann haben wir vielleicht einen Schwertschmied,
der die Klingenform macht und einen Schwertfeger,der den Rest anfertigt. Also man kann ja so

(01:02:21):
grob sagen, je länger solche Ketten sind undje mehr unterschiedliche Spezialisierungen
daran beteiligt sind, desto äh, also aufwendigerist es, aber desto mehr ist es auch das, was
man heute Hightech nennen würde, ja, also sozusagen.Ein Handy hat eine super lange Kette heutzutage,
weil ganz, ganz unterschiedliche Sachen daranbeteiligt sind. Das klingt ja so ähnlich, ja.
Das klingt ja, als wäre das für die Zeit schonsehr, sehr Hightech Produkt auch am Ende einfach

(01:02:45):
gewesen, was da rauskam. Absolut. Und ... Eine Schwierigkeit bei meiner Dissertation
war, dass wir kaum namentliche Nennungen vonSchwertschmieden im Tiroler Raum haben. Wir
kennen eigentlich nur einen einzigen, den HansSummersberger. Der stammte aus Hall in Tirol,

(01:03:07):
in Nähe von Innsbruck. Und der hat für Maximillienunter anderem das Prunkschwert gemacht und
auch eine andere Reihe sehr hochwertiger Schwerter. Allerdings, dass im Tiroler Landesarchiv
noch viel mehr Quellenmaterial zu Schwarzschmiedenliegt. Das konnte ich allerdings aus Zeitgründen
selber nicht untersuchen. Und da es noch nichtdigitalisiert ist, tut sich hier wahrscheinlich

(01:03:31):
in den nächsten Jahrzehnten ein großes Forschungsgebietauf. Kannst du eigentlich mal zusammenfassen,
was waren die Kernerkenden deiner Dissertation?Weil in der Beschreibung steht ja drin Aufnahme
und Dokumentation aller Schwerte im Gebiet derehemaligen Graf Schaap Tirol vom 10. bis 15.
Jahrhundert. Also das schon, wenn ich in, alsoman ist ja in dem akademischen Bereich ohnehin

(01:03:55):
sehr vorsichtig was Formulierungen angeht, aberalle, das ist eine Hausnummer. Ja, ich habe
mir einen Anspruch gesetzt vor zehn Jahren undals ich damals mit meiner Dissertation begonnen
habe, meinte mein Doktorvater, ja es sind Vierbis fünf Schwerter sind bekannt aus dem Tyroler

(01:04:16):
Raum, wenn du Glück hast, oder werden es 20,aber er denkt, mehr dürften es nicht sein.
Nach zehn Jahren und Forschungsarbeiten, Archivrecherche,ich habe alle Museen im Tyroler Raum abgeklappert,
von Kufstein bis zum Gardasee, inzwischen binich auf 60 Schwertern und davon sind 90 Prozent

(01:04:39):
noch nie wissenschaftlich untersucht worden,komplettes Neuland. Ich habe auch Privatsammlungen,
Privatsammler angesprochen und natürlich kannman davon ausgehen, dass gewisse Privatsammler
sich nicht gemeldet haben und dass es noch eineunbekannte Anzahl von Schwertern im Privatbesitz
gibt. Aber ich kann schon mit ruhigen Gewissenfast sagen, dass ich den Großteil der Tiroler

(01:05:03):
Schwerter dokumentiert habe. Und das ist sozusagender Kern deiner Dissertation. Diese ganzen,
also A, mal zu gucken, was ist denn überhaupthier aus dem Raum und die Liste sozusagen zu
machen, aber B, dann die Objekte dann auch,so gut es geht, je nachdem, wie du da Zugriff
drauf kriegst oder was Bekanntes, dann wirklichauch wissenschaftlich einmal voll durchzudokumentieren.

(01:05:25):
Ich habe für meine Dissertation auch ein gewissesSchema erarbeitet, auch ein ein darstellendes
Schema, wie man diese Schwerter möglichst effizientdarstellen kann. Also ich arbeite vor allem
mit Fotos, da diese meistens sehr viel aussagekräftigersind als reine Zeichnungen und habe dann einen

(01:05:49):
gewissen Standard dargestellt und in einem langenTafelteil diese dann auch gedruckt. Und dazu
kommt natürlich der ausführliche Katalog undauch eine kulturhistorische Einordnung. Schwerpmaterials.
Also deine Disse, die haben wir wie gesagt nichtgesehen, aber ich hab natürlich auch ein paar

(01:06:10):
von anderen Papers reingeschaut und was dannals historisches Fechte direkt ins Auge sticht
ist, endlich hat mal jemand die ganzen Maße.Wie schwer sind die Sachen, wie lang sind die
Sachen, Klingenquerschnitte mit den ganzen Fotosund Besonderheiten und so weiter. das ist,
wenn das in der Disse auch so ist oder sogarnoch besser, das ist ja ein ziemlich reichhaltiger

(01:06:31):
Fundus. über Sachen, wo Fragen offen bleiben,wenn du einfach nur irgendwo Bilder siehst
oder so eine grobe. Ja, das ist halt ein Schwertungefähr aus der Zeit, wo nicht mal ein Gewicht
dran steht, wie es häufig im Museen der Fallist. Ja, absolut. Ich habe mir auch das Ziel
gesetzt, alle Schwerte aus diesem genau definiertenRaum zu untersuchen. Denn es gibt ja Schwertpublikationen

(01:07:00):
ziemlich viele. Okishot natürlich der bekannteste.Allerdings stammen Nessen Schwerter aus ganz
Europa. Und erst wenn man ein Territorium genauuntersucht, kann man dann auch Schlüsse ziehen.
Wann kommen welche Typen vor? Gibt es gewisseSchwerpunkte in der Verteilung der Schwerter?

(01:07:24):
Woher stammen sie? Gibt es gewisse Grundumstände,die sich konzentrieren? Zum Beispiel habe ich
eben festgestellt, etwa mehr als 10 % der TirolerSchwertern im Hochgebirge entdeckt wurden,
auf Passübergängen, teilweise auf bis zu 2800Metern Seemeere, Meereshöhe. Der Grund ist

(01:07:49):
natürlich nicht bekannt, es gibt keine historischenbzw. schriftlichen Aufzeichnungen dazu. Und
als Archäologe Neigt man dazu, alles was mannicht erklären kann ist Rituell. Möglicherweise
haben wir es hier mit einem Ritus zu tun, einÜbergangritus, wo man sehr schöne, sehr hochwertige

(01:08:10):
Schwerter auf Basshöhe deponiert hat. Warumauch immer. Es kann jetzt aber nicht sein,
dass da jemand irgendwie drüber ist und dasSchwert verloren hat und irgendeine Spalte
gefallen ist und da war es dann halt oder dasshalt jemand gestorben ist, irgendwie auf dem
Pass auf Rohren und dann lag das da halt. Dasgeht nicht, oder? Ja, wenn es einmal passiert
oder zweimal, da könnte man vielleicht meinen,es ist ein Unglück. Aber es gibt acht Schwerter,

(01:08:35):
die sicher aus dem Hochgebirge und aus den Passübergängenstammen. Das scheint schon ein Muster zu sein.
Und es gibt dann, also es ist dann nicht so,dass man sagen kann, okay, es gibt jetzt acht,
die auf der Region und dann gibt es so undso viele, die sind ein paar hundert Meter tiefer,
also dass man da irgendwie so ein Muster erkennt,okay, um den Berg herum, da häuft es sich schon,

(01:08:59):
da sind ein paar Leute dann anscheinend, habenda ihr Schwert verloren oder sind mit Schwert
gestorben, sondern es ist wirklich sehr, sehreingegrenzter Bereich in einer bestimmten Höhe
auf dem Berg. Eigentlich verteilen sie sichüber das ganze Gebiet von Osttirol bis nach
Graubünden. bis ins Trentino. Und leider handeltes sich immer um nicht von Fachmännern oder

(01:09:24):
Fachleuten geborgenen Schwerter. Also wir kennenkeine Fundzusammenhänge. Wir wissen nur, dass
die Objekte auf diesen Bässern gefunden wurden.Hat das außer dir eigentlich schon mal jemand
gemacht? für so einen geografisch kleinen Raummal wirklich das komplett durch exorziert anhand
von den Schwertern? Es gibt eine sehr gute Publikationüber Schwerter. In Tschechien. Kennt ihr

(01:09:53):
das? Wie heißt das? Da ist ein Kleber drauf.9th to mid 16th. Kennt ihr das? Ja. Ninth to
mid 16th swords from the Czech Republic in theEuropean context. Also das ist wirklich super.
Das gibt es in zwei Bänden. Das ist auch erstvor 21 rausgekommen. Ja, das pack ich direkt

(01:10:21):
mal in die Schimmel uns. könnt ihr nachher auchnoch gucken, liebe Hörer. Das kann man direkt
kaufen, dieses Buch. Wenn ihr Glück habt, dannbekommt ihr es noch. Denn es ist leider ...
Also, ich habe den zweiten Teil vollständigvergriffen, aber den ersten könnt ihr noch
kaufen. Also, hier haben drei Forscher aus Tschechiengenau das Gleiche gemacht, beziehungsweise

(01:10:44):
alle Schwerter aus dem tschechischen Bereichdokumentiert und ... eben vorgestellt, inklusive
Maße und Zeichnungen. Okay, aber das ist jetztnicht so, als wäre das ... Also, das würden
da ständig Leute machen. Wenn du sagst, es gibtein Buch, die haben das auch so gemacht, dann
hörst du fast wieder auf. Ja, dann hört er sicheigentlich auf. Okay. Ähm ... In Tschechien

(01:11:10):
haben sie natürlich ein viel größeres Gebiet.Also, als in ganzen Stadt. Dementsprechend
haben sie auch viel mehr Fundmaterial. Es sindmehrere Hundert Schwerter. Deshalb konnten
sie die Schwerter nicht so detailliert darstellen,wie ich es getan habe. Das würde mich jetzt
mal interessieren. Was hast du getan? Was hastdu mit den Schwertern gemacht, mit diesen 60

(01:11:34):
Stück? Also, alle Schwerter, die ich untersuchthabe, die befinden sich in Museen, in Sammlungen
bei Privatleuten. Der erste Schritt war natürlicheinmal zu erfragen, Wer hat Schwärter? Wo liegen
sie? Sobald ich dann die Erlaubnis bekommenhabe, bin ich dann an das jeweilige Museum,

(01:11:55):
an jeweilige Institution, habe mein gesamtesFotografie-Equipment und mein Vermessungs-Equipment
mitgenommen, habe diese vor Ort je nach Zustandausführlich dokumentiert. Manche wirken geradezu
wie neuwertig, also sehr gut erhalten, anderesind nur mehr ein Haufen Rost. wo man sehr

(01:12:18):
schwer irgendwas feststellen kann, ohne dassirgendwas runterfällt. Hier konnte ich nicht
so gut dokumentieren. Dann habe ich die wichtigstenMerkmale des Schwertes dokumentiert. Länge,
Gewicht, Klingen, Querschnitte über die gesamteKlinge. Gibt es Abnutzungsspuren, es Hiebmarken,

(01:12:40):
gibt es andere Besonderheiten wie Inschriftenoder anderes Dekor. Und dann eben ein großer
Teil war auch die fotografische Dokumentation,wie man diese Schwerter möglichst systematisch
und einheitlich, fotografisch zuletzt dannauf eine sehr grosse Tafel bringen kann. Was

(01:13:03):
hast du alles vermessen? So viel wie möglich.Bei manchen Schwertern waren manche, je nach
Erhaltungszustand waren die Schwerter teilweiseauf Unterlagen montiert. Da konnte ich zum
Beispiel das Gewicht nicht messen. Aber wennwir bei den Basisdaten anfangen, natürlich

(01:13:24):
das Gewicht, dann die Gesamtlänge, die Längeder Klinge, die Länge des Gefäßes, bei der
Klinge selbst dann die Länge der Klinge, dieStärke am Ansatz, dann den Coerschnitt alle
5 cm bis zum Ende der Klinge. ob es Inschriftengibt, wie lange die Hohlkehle ist, die Breite

(01:13:52):
der Hohlkehle, die Tiefe der Hohlkehle, wieviele Hohlkehlen das sind. Manche Schwärter
haben mehr als eine. Dann Barrierstange, natürlichForm, verschiedene Querschnitte. Dann beim
Angeln, ebenfalls verschiedene Querschnitte.Gibt es Hirschmiede-Marken. Und beim Knauf.

(01:14:15):
Auch je nach Knarfer gibt es verschiedene Ansätze.Der Rund hat auch andere Formen. Und natürlich
dann als Gesamtheit den Schwerpunkt. Sachenwie Schwingungspunkte und Point of Percussion
waren nur bei sehr wenigen Schwertern möglich.Da es sich ja um Museumsstücke handelt und

(01:14:35):
nur wenige so gut erhalten sind, dass man sieauch tatsächlich anschlagen konnte. Also andere
werden dann einfach zu bröselt. Ja, und vieleSchwerter sind auch nicht vollständig erhalten,
da fehlt ein Stück der Klinge, dann bringt esnichts, wenn man es anschlägt, um zu sehen,
wie es vibriert. sich dadurch die gesamte Geometriedes Schwerts ändert. Ja, ja, verständlich.

(01:15:02):
Ich meine, auf der einen Seite hast du ja jetztgeografisch einen überschaubaren Raum, aber
du bist ja tatsächlich hingefahren. Also dasist ja schon auch ein ziemlicher Aufwand, den
du jetzt gemacht hast, vor allem bei 60 Exemplaren.Ich meine, War das jetzt so, im Endeffekt
waren es, ich sag mal so, fünf große Sammlungenund bist du noch dreimal zu jemandem privat

(01:15:22):
hin oder ist das so 60 Schwerter in 50 unterschiedlichenMuseen oder was auch immer? Ja, schon fast.
Es waren insgesamt 15 Museen und drei bis vierPrivatsammler, die sich über das ganze Gebiet
verteilt haben. Der weiteste Weg war bis Kur,denn ich habe auch die Schwerter in Graubünden

(01:15:46):
untersucht, da ein Teil Graubündens im Mittelalterzu Tirol gehört hat und dann verschiedene Privatsammlungen
auch außerhalb Tirols, wo aber nachweislichSchwerter aus dem Tiroler Raum vorhanden waren.
Habt ihr dann einige oder eines dieser Schwerterso mal von Anfang bis Ende komplett nachgegeben?

(01:16:10):
baut, also ein Nachgeschmiede. Noch nicht.Das ist ein Projekt, das mit meinem Kollegen
Giovanni Sartore zurzeit läuft. Beziehungsweisehaben wir um die Mittel angefragt. Denn eines
der, eigentlich mein Lieblingsschwert, das hatsowieso die schrägste Auffindungsgeschichte

(01:16:30):
überhaupt. Das werde ich mir nicht glauben.Stammt aus Südtirol, südlich von Bozen. Dort
hat es ein Dort gibt es das Gasthaus zum GoldenenLöwen. Das Gebäude stammt aus dem 14. Jahrhundert
und ist heute ein Gasthaus. Als der Besitzerin den 60er Jahren die Küche erweitern wollte

(01:16:54):
und dabei eine Mauer abgetragen hat, Innerendes Gebäudes, haben sie, wie er mir erzählt
hat, mit einem Schlägel, also mit einem Vorschlag,die Mauer eingeschlagen. Und dann sind herausgeburzelt
zunächst 20 Goldmünzen, ein Bajonett aus demErsten Weltkrieg, eine Hellebarnspitze aus

(01:17:18):
dem 14. Jahrhundert und eingemauert in einerkleinen Kammer mit Steinen ausgekleidet, ein
Schwert aus dem späten 15. Jahrhundert. Konntees von außen nicht sehen. Und das... Wie war
der Erhaltungszustand davon? Grenzgenial könnteman es nennen. ich hab noch nie ... Das das

(01:17:42):
besterhaltene Schwert im Tiroler Raum. Oh, krass.Wahrscheinlich eben, weil es in der Mauer eingemauert
war. es keine Luftfeuchtigkeit dazugekommen.Es war ... Als ich es dann gesehen habe, es
Ist es bereits 50 Jahre im Gang gehangen. Deswegenwar es stark verrost, da die Küche daneben

(01:18:03):
war. Als ich es dann aber gereinigt habe ...Mit Hilfe der Poliermittel, die ich historisch
nachgewiesen habe, dann hat man gesehen, dieKlingenoberfläche spiegelte tatsächlich wie
ein Spiegel. Es war leicht verborgen, weil esim Schief an der Wand angebracht war, aber
es war so gut erhalten wie kein anderes. Esfehlte nur der Griff. Ansonsten konnte ich

(01:18:27):
auch bisschen herumschwingen. Also sehr gutesKlingenverhalten. Es handelt sich um ein Schwert
vom Typ 18b, also ein 1,5-händer aus dem späten15. Jahrhundert, das knapp einen Kilo wiegt,
bei einer Länge von 1,15 Ah ja. Also ein sehr,sehr leichtes Schwert. Aber das ist auch geil.

(01:18:52):
Reißt die Mauer ein, pustelt ein Schwert raus,was mache ich damit? Ja, hänge ich mal an
die Wand. Weil niemand wusste es, bis ich glaubeAnfang oder Mitte der 2000er, als ich mal
bis ich ein bisschen Hobbyrecherche betriebenhabe, ich jetzt zufällig auf der Webseite des
Gasthofs gesehen, dass da möglicherweise einSchwert hängt. Zehn Jahre später habe ich angefragt,

(01:19:13):
gibt es das noch? Komm nur, komm nur. Und dann,ja, schau mal da. Dann ist mir mal die Kinnlade
runtergefallen. Oha, ich glaube, du hast dawas Älteres hängen. Ja, geil, in Wurken steht
irgendwas rum, was halt irgendjemand in 80erund 90ern gebaut hat, irgendwelche Schund und
dann hast du hier in einem Gasthaus an der Wand,wo du denkst, ja, das ist bestimmt kein Original,

(01:19:37):
das kann ja fast nicht sein. Irgend so einenmega spektakulären Fund. Ja, also wirklich.
Das beste haltende Schwert im Tiroler Raum, es muss sehr hochwertig geschmiedet sein,
denn bei einer Länge, wie ich schon gesagt habe,1,15 Meter, wiegt es nur einen Kilogramm. Das
ist sehr wenig für einen anderthalb Händer.Und weiß man irgendwas drüber, warum das in

(01:20:01):
dieser Mauer war? Ich habe keine Ahnung, mankann spekulieren. Irgendwas Rituelles. Sicher.
Wahrscheinlich. Das Seltsame war auch, das Schwertwar vollständig erhalten, außer Holzgriff hatte
es keinen. Und es hatte an den Schwingungs-... also an den Knotenpunkten der Klinge sehr

(01:20:27):
starke Hiebmarken, die nicht wieder ausgeschliffenwurden. und zwar auf beiden Seiten der Schneiden.
Also es wirkt tatsächlich so, als hätte hierjemand trainiert. Und zwar gegen ein anderes
sehr scharfes Klinge, also auch gegen ein anderesSchwert, da die Hiebmarken sehr tief waren,

(01:20:51):
das Metall richtig verdrängt haben. Also eswirkt wirklich wie ein Fechtsschwert. Also
wie vielleicht ein Jugendschwert, das zum Trainierenverwendet wurde. Wie kommst du darauf, dass
zum Trainieren verwendet wurde und nicht jetztzum Kämpfen? Weil die Hiepmarken alle genau
an den Schwingungsknoten sind. Wenn man jetztin eine Schlacht reitet, dann haut man je nach

(01:21:20):
Gefährdungssituation nicht genau schön mit demSchwingungsknoten hin. Und man versucht auch
nicht das Schwert des Gegners zu treffen, sonderndagegen das Selbst. Und vor allem haben wir
20, 25 dieser Hitmarken. Und diese sind alleauf einem Bereich von 5 cm versammelt. Also

(01:21:41):
das schaut wirklich nach Trainingsschwerteraus. Aber es war ein, es war ein, es war scharf
geschliffen. Ja, es war scharf geschliffen.Das ist spannend. Das ist total spannend. Also
es ist auch spannend so. Wenn man Archäologehört, denkt man, ja, ja, klar, gibt einen Bereich,
der wird archäologisch untersucht, da wird dasabgespannt, dann greppt man da, geht mit der

(01:22:03):
Sonde durch, guckt, was man findet. Und heutehabe ich gelernt, manchmal geht man auch in
Gasthaus und fragt aber freundlich nach. Undeben dieses Schwert möchten wir zusammen mit
meinem Kollegen nachschmieden. Genau nach diesem historisch belegten Prozess. Vom Erz bis zur
fertigen Klinge. Hat dieses Schwert irgendwieeinen Namen? Also kann ich das jetzt googeln

(01:22:27):
und dann finde ich ein Bild davon oder erstwenn deine Idee draußen ist? Erst wenn die
Idee draußen ist. Das ist nicht bekannt, daswar auch vorher niemandem bekannt. Nicht mal
dem Besitzer selbst, dass er so alt ist. Duhattest gemeint, ihr möchtet dieses Schwert
nachschmieden und wartet noch auf die Mittel,also die Finanzierung. Das ist ja was, was

(01:22:48):
jetzt besonders unsere Hörer sehr interessiert.Also historische Fechter sind ja vom Interesse
her sehr speziell. Und immer, zumindest gehtes mir so, wenn ich in ein Museum gehe, da
macht sich immer eine gewisse Unzufriedenheitbreit. Du guckst dir was an und dann denkst

(01:23:09):
du, nein, das ist was anderes, als was ihrda dran schreibt. die Bezeichnungen sind völlig
durcheinander. Habt ihr mal eine Längenangabe,habt ihr mal eine Masse. ist ja immer total
unbefriedigend. Also da werden ja auch nur diePrungsstücke dann in Museen ausgestellt und

(01:23:29):
eigentlich müsstest du mal ins Archiv gehen,um dann wirklich die coolen Waffen zu sehen
und so weiter und so fort. Gibt es die Möglichkeit,deine Arbeit irgendwie zu unterstützen, also
Crowdfunding oder sonst wo? Weil ich könntemir vorstellen, dass da viele sagen, boah,
jetzt macht mal einer das, was uns interessiert,auf wissenschaftlich professionelle Art und

(01:23:52):
Weise. Das würde ich gerne unterstützen. Gibtes die Möglichkeit dazu? Leider nicht. Ich
habe mir gedacht oder überlegt, mal was in dieserHinsicht zu machen. Vielleicht wird es, wenn
die Dissertation nicht gedruckt wird oder jenachdem, wie viel Sie dann Geld haben wollen,

(01:24:13):
denn die Publikation von Dissertationen in einemmit viel Farbmaterial kostet wahrscheinlich
Geld, wo ich noch Geld auftreiben muss. Durchverschiedene Förderungen. Hier werde ich mir
überlegen, hier was anzusetzen. Allerdings habeich selber leider kein Patreon oder so etwas.
Noch nicht. Aber wenn Interesse da sein würde,könnte ich mir das schon überlegen. Also du

(01:24:43):
meinst das spezifisch für den Druck von derDissertation? Ja, weil ... Die Dissertation
ist momentan zur Ansicht bei Beutels & Brewersin London. Meine Dissertation lebt vor allem
vom Bildmaterial, das ich gemacht habe, alsonicht nur von den Schwertern selbst, denn ich

(01:25:03):
habe auch einen kunsthistorischen Abschnittdabei, wo ich mit laderlichen Fresken im Tiroler
Raum untersucht habe, nach Schwerter-Darstellungenund wie, diese das vorhandene Fundmaterial
widerspiegeln. Oder nicht? Ja, sie tun es. Teilweisekönnte man die Schwerter direkt auf die Fresken
legen. So genau sind sie dargestellt. Und derDruck von hochwertigen Farbfotos und Farbmaterial

(01:25:30):
ist immer ein gewisser Kostenpunkt. Ja, versteheich. Er muss ja dann auch wirklich farbecht
sein, dass du dem Anspruch genügt, diesen Metall.Und eben hier warte ich noch auf die Vorschläge
des Verlages. Sonst muss ich es mit bei Kickstarteraufziehen. Aber jetzt die Möglichkeit, ein

(01:25:51):
Forschungsprojekt zum Beispiel zum Nachschmiedendieses Schwertes dann zu unterstützen, das
gibt es nicht so wirklich. dann nur irgendwieüber, dass man sagt, hier pass mal auf, wir
setzen jetzt hier so einen Kickstarter auf undder wird dann der Erlös der Uni Innsbruck zugeschoben,
die dann dafür dieses Projekt finanziert. Gibtes solche Möglichkeiten? Nein, leider nicht,

(01:26:17):
weil die Bürokratie und die Unibürokratie sindein Unding. ... nein, über die Uniklare würde
das nicht funktionieren. Also müsste man dannkleinere Teildinge outsourcen, die man dann
direkt finanzieren könnte? Ja, eher in diesemBereich, aber keine große Summe über die Universität,

(01:26:39):
da das sehr stark reglementiert ist und manbei solchen Anträgen sehr drauf achten muss,
dass ja alles korrekt ist. Ja, verstehe. Crowdsourcinggenerell ist, glaube ich, in Akademie ja nicht
so richtig das Thema. Leider nicht. Es würdemich sehr freuen, denn auf meinen Recherchen
und Tagungen und Vorträgen bekommt man sehroft ein gutes Feedback, auch wie man unterstützen

(01:27:05):
kann. Allerdings wird das von der Uni selbst,also nicht die Uni Innsbruck schuld, sondern
generell. was genutzt, obwohl der Markt sicherda wäre. Ich finde das immer ein bisschen doof,
weil dieser Sektor leidet ja darunter, dasser jetzt keinen, ich sag mal, industriellen

(01:27:27):
Mehrwert generiert. Wenn du jetzt in Ingenieurwissenschaftoder in die Physik guckst, da ist sehr viel
Forschungsgeld da drin, weil Firmen sagen, wirbrauchen mal eine Grundlagenforschung zu Thema
XY, damit wir dann Das und das bauen können,wir dann einen Mehrwert haben, weil wir dann
was produzieren können. Deshalb heißt es jaim Geschichtsbereich und im philosophischen

(01:27:47):
Bereich, oh, das ist kein Geld. Ja, und jetztgibt's, denke ich, eine sehr große Menge an
Leuten, sagen würden, boah, da investiere ichda mal ein Zehner, Zwanziger, Fünfziger, Hunderter,
was weiß ich. Und man darüber sehr, sehr vielGeld für so ein Forschungsprojekt zusammenbekommen
könnte. Und dann aber an so was wie jetztder Bürokratie scheitert. Das ist sehr, sehr

(01:28:11):
frustrierend. Ja, absolut. Bürokratie an derUni und generell im wissenschaftlichen Bereich
ist leider ein großes Problem. Und da brauchtes sehr viel Leidenschaft, um hier länger durchzuhalten.
Ich meine, es ist natürlich ein auch die Fragenach der Höhe. Also wenn du so ein großes Forschungsprojekt
hast mit irgendwie mehreren hunderttausend Euro,das kriegst wahrscheinlich nicht mit Crowdfunding

(01:28:35):
zusammen. Aber so irgendwas im Bereich 10 bis20.000 für irgendeinen Teilbereich, du sagst,
das deckt Materialkosten und irgendwie, alsodas ist schon machbar tatsächlich. Ihr bringt
mich auf gute Ideen. Ja, vielleicht ist einteuren Podcast, bekomme ich noch ein bisschen
mehr Reichweite und dann könnte man mal wasanleiern. Also jetzt nur mal ein Beispiel
aus der jüngsten Geschichte. Es gab ein Groundfundingfür ein HEMA Deck heißt das, so ein Kartenspiel

(01:29:01):
quasi mit einfach Spielkarten mit HEMA Designaus dem Paulus Hekter-Meier raus, lief jetzt
tatsächlich bis Mai und der wollte irgendwie8500 haben, um halt auch so eine erste Auflage
printen und so, der kam jetzt bei 12.500 Euroraus, einfach über Kickstarter. Ach, sehr schön,
ja. Und so, das ist jetzt ein Kartenspiel, ja,ist natürlich fast was, man verwenden kann,
aber auf der anderen Seite ist jetzt ja auchnicht so, also wenn Leute HEMA machen, viele

(01:29:25):
davon haben ja auch bisschen Kleingeld, sieauch, ganzen Leute, die den Harlarsch haben
und so und wenn da, also das Interesse ist jada, wenn du sagst, das ist irgendwie was, was
cooles, was hinterher rauskommt. kann ich mirschon auch vorstellen. ja, also hat, glaube
ich, noch nicht so richtig groß jemand probiert, ja, warum nicht? Ist natürlich aber auch Zeitaufwand,
das zu organisieren. Eben, Aber ich versucheja sehr viel, meine Forschungen in die Öffentlichkeit

(01:29:53):
zu bringen, sei es über, also nicht nur imwissenschaftlichen Bereich, sondern auch über
Dokumentationen, über Publikationen, Artikelund populäre wissenschaftliche Bücher. Denn
Archäologie und Geschichte lebt ja nicht nurvom Forschten allein, man forscht ja nicht
für andere Historiker, sondern für die großeAllgemeinheit. Und gerade da würde sowas sicher

(01:30:15):
gut ankommen. Also ich habe häufig das Gefühl,dass das im deutschsprachigen Bereich nicht
so gesehen wird, dass man für die Allgemeinheitforscht. Das ist ja irgendwie auch so eine
ewige Diskussion mit, oh, aber jetzt irgendwieso ein populärwissenschaftliches Buch, was
das Ganze so ein bisschen zählt, dass man esverstehen kann. Das finde ich jetzt aber nicht
so. Das ist ja nicht so 100 % wissenschaftlich-akademischeMaßstäbe. Gott sei Dank stirbt diese Meinung

(01:30:44):
langsam aus oder wird weniger. Denn jede Publikationist eine gute Publikation, wenn sie gewisse
Standards leistet. Man kann auch ein populärwissenschaftlichesBuch mit Anspruch verfassen, ohne den ganzen
Fußnotenapparat, der dann auch für normalsterblichelesbar und vernütlich lesbar ist. Alldem wenn

(01:31:08):
man Bilder wie von Sreenactment einsetzt. Jaabsolut vor allem. ist ja im amerikanischen
Raum nehme ich das immer so wahr, dass das daviel verbreitet ist. Das wenn du Experte auf
deinem Gebiet bist, dann gehst du auch mal inirgendeinen Podcast und erzählst das halt einem
Leidenpublikum. Weil du halt sagst, das istein cooles Thema. Ich fände es schön, wenn
da mehr Leute was darüber wissen würden. Unddas ist jetzt auch nicht so, dass dann die

(01:31:28):
Fachkollegen alle sagen, oh, geht gar nicht.Schwierig, der hat hier zum Fußvolk gesprochen.
Das gar nicht. Ich find's gut, dass du das anderssiehst. Das haben wir vorher auch. Man liest
das bei deinen Einleitungen. Die Papers sindeinfach gut zu lesen. Da kann man auch selber
reinschauen, liebe Hörer. Und das trägt ja auch,meiner Meinung nach, zur Erhöhung des allgemeinen

(01:31:52):
Standards bei, wenn solche Werke von Fachautorenherausgebracht werden. Ansonsten hast du ...
viele Werke von Leinautoren, die mal irgendwiewas zusammengeschrieben haben und nach bestem
Wissen und Gewissen jetzt Thema XYZ aus derGeschichte in die breite Masse tragen. Und

(01:32:14):
dann sind die Fachautoren immer da, das gehtja gar nicht und hier und blablabla. Und dann
macht doch so ein Werk, was dann die Leute lesenwollen und macht es besser. es ist so ein Inbreeding
da unter sich. Deshalb finde ich es auch totalcool, wie du das machst. Ja, absolut. Denn

(01:32:35):
viele wissenschaftliche Publikationen sind wirklichfür die Wissenschaftler im Elfenbeinturm. Aber
genau das soll es nicht sein. Man soll rausgehen,in Film, Fernsehen, Büchern. Und vor allem
mit engagierten Leuten sprechen, die eine praktischeAhnung haben wie die HEMA-Leute. Denn Archäologie,

(01:32:55):
Schwertforschung ohne einen praktischen Aspekt.Also es gibt Schwerforscher, noch nie selbst
ein Schwert in der Hand gehalten haben, sonderndas aus rein kunsthistorischen Aspekten angesehen
haben. Man muss das Objekt als Ganzes verstehen,zwar nicht nur das reale Objekt, sondern wie
es in die Lebenswelt der damaligen Zeit eingepasstwar. Da muss ich jetzt auch direkt mal fragen,

(01:33:19):
da du ja in Innsbruck wohnst. Wir sind hierin Österreich. Ich habe auch unterschiedliche
Gerüchte gehört, aber Hat dich gerüchteweiseauch schon mal auf einer Indes-Veranstaltung
gesehen? Tatsächlich. Wer hat mich verraten?Im letzten Jahr hat der ÖFHF, der Österreichische

(01:33:41):
Fachverband für Historisches Fechten, ein Lehrwerkfür die Instruktorinnen-Ausbildung rausgebracht.
das Zusammenarbeit mit der Bundes-SportakademieÖsterreich. um einen gewissen Trainingsstandard
für HEMA-Trainerinnen zu schaffen. Und hierhabe ich im Appendix als waffenkundlicher Experte

(01:34:04):
die verschiedenen Waffengattungen aufgeschlüsselt,welche Waffen es gibt, ihre grundsätzlichen
Daten, wie sie verwendet wurden. Das ist spannend.Du selber aber nicht eben HEMA aktiv oder so?
Ich war anfänglich aktiv. Ich bin sogar schuldan der Gründung eines HEMA-Clubs in Innsbruck,

(01:34:28):
des Kunst-des-Historischen-Fechtens, oder ursprünglich.ich während Corona mich ein italienischer Kollege
verständigt, da ist ein HEMA-Trainer aus Norwegennach Innsbruck gezogen, ich soll mich mal mit
ihm treffen. Dann haben wir ein bisschen geredet,ja, war ja schön, machen wir doch einen Club

(01:34:49):
auf. Dann haben wir uns Ausrüstung besorgt,haben uns bereits bisschen gekloppt. Bevor
es dann allerdings groß und professionell wurde,bin ich ausgestiegen, da ich einmal einen Stich
gegen meine Fechtmaske erhalten habe. Nichtstark, aber es hat irgendwo einen Ruck gegeben
oder einen Ratschen und dann wusste ich nicht,war das jetzt meine Wirbelsäule oder war das

(01:35:12):
nur irgendwas im Helm. Jedenfalls habe ich bemerkt,wettkampfmäßiges Hema ist leider nichts für
mich, aber... Zumindest weiß ich, wie man einSchwert schwingt und gewisse Grundschritte
und Grundschläge kann ich durchaus noch machen.Ah ja, perfekt. Das ist ja eine super Voraussetzung

(01:35:33):
auch für deine Arbeit. Und das bei den Schwertern,ich untersucht habe, teilweise kann mir das
auch zu nutzen. Denn Schwerter funktionierenoder können auch nicht funktionieren. Schwerter
sind ja nicht ein ein fixes Ensemble, sondernkönnen immer wieder neu zusammengestellt werden.

(01:35:57):
sind sie auch im Mittelalter. Denn ein Schwerthält ja nur über das Vernietknäufchen zusammen,
das am Knauf hält. Wenn man das entfernt, kannman den Knauf rausziehen, den Griff, die Barrierstange
und je nach Mode oder Vorstellung neu zusammensetzen.Das hat man nicht durch den Mittelalter gemacht,
auch in der Neuzeit, Historismus. Dort hat mansehr viele teils originale, teils nachgebaute

(01:36:23):
Schwerte neu zusammengesetzt. wenn man merkt,dass ein Schwert sich nicht gut führen lässt,
dass es viel zu massiv ist oder zu kurz, undman merkt, dass etwas falsch ist, offensichtlich
falsch, ist es vielleicht schon ein Hinweis,dass das Schwert einmal umgestaltet worden

(01:36:45):
ist. Frankensteins Monster unter den Schwertern,sozusagen, was da gemacht wurde. gibt es mehr
als genug Beispiele. Einfach richtig hässlichkombiniert. Wie kann man dich eigentlich
erreichen, da wir jetzt bei dem Punkt waren,Unterstützung und wie findet man dich auf,

(01:37:07):
wenn man jetzt sagt, boah, das find ich totalcool oder ich hab noch eine Idee für ein Forschungsprojekt
und hier und da hast du nicht gesehen, wo mannoch Mittel generieren kann. Wie findet man
dich, wo kann man dich kontaktieren? Einerseitsüber offizielle Anfragen bitte über meine,
über die Uni. Ansonsten bin ich aber auch aufFacebook und auf Instagram zu finden. Unter

(01:37:31):
deinem Namen? Teilweise schon. Facebook schon,auf Instagram schicke euch dann mein Handel.
Ja, okay. Packen wir die schon, Nutz. Gut, umdas vielleicht auch noch mal kurz zu erwähnen.
hast, Stand Juli 2024, 130 Artikel und Monographienfür alle möglichen Magazine und sonstigen.

(01:37:53):
Sachen geschrieben also von dir gibt es aucheine ganze Menge Material. Das ist wenn man
es auf die Jahre rumrechnet steht dran 2011angefangen da sind das so 10 im Jahr also fast
jeden Monat irgendwie eine eine Veröffentlichungso im Schnitt also da was die Öffentlichkeitsarbeit
angeht ist das schon sehr also ungewöhnlichhoch also so eins mit Sternchen Vielen Dank.

(01:38:18):
Das sind ja vor allem nicht alles irgendwieveröffentlicht in wissenschaftlichen Magazinen,
wo jetzt da sagst, die bringen mir total vielfür meine akademische Laufbahn, sondern auch
wirklich dann halt in die Öffentlichkeit gerichtet,was ich auch nicht machen müsste, schon vorwärts
zu kommen. Das finde ich gut. Also für diewissenschaftliche Karriere, also sie sind nicht

(01:38:40):
schädlich. Aber ich mache es gerne, ich redegerne, ich erzähle gerne Geschichten und ich
möchte diese Geschichten, die ich nachforsche,auch an die Leute bringen, sei es eben über
Artikel oder auch über Bücher. Und gerade Fach-,also Mittelaltermagazine, die bringen ja immer

(01:39:01):
wieder historische Themen zu gewissen Schwerpunktenund wenn diese gut recherchiert sind, dann
können sie auch für den normalsterblichen bringen.Vielleicht sogar besser, denn eine historisch
interessierte Renectorin greift eher zu einemMittelaltermagazin wie Karl Funkel als wie

(01:39:23):
zu einer wissenschaftlichen Publikation, diesowieso nirgends erhältlich ist, auf der Uni-Bibliothek.
Das liest ja niemand. Ja, das ist halt so dasProblem, kenne ja bei vielen Sachen nicht einfach
auf Amazon und dann habe ich das zwei Tage später,sondern Fachveröffentlichungen und dann häufiger
vergriffen. Absolut. Vor allem solche auch solcheFachbücher, grundlegende Fachbücher wie die

(01:39:51):
Schwerte aus Tschechien, die sind leider sehrstark vergriffen. Gerade das würde sich rentieren,
international nochmals zu publizieren. Wirsind jetzt auch schon eine ganze Weile am Reden.
Ich würde das mal so Richtung Ende des Podcastskommen, was mich jetzt noch bei dir interessieren
würde. Ich bin jetzt nicht aus dem Fach Geschichteoder Archäologie, aber es sieht ja jetzt aus,

(01:40:17):
als würde es bei dir ganz gut laufen. jedenFall produktivitätsmäßig bist du, glaube ich,
ganz gut unterwegs. Haben wir irgendwann vielleichtden Professor Florian Messner? Da würde ich
nicht nein sagen. Allerdings ... sind Mittelalterprofessurenin Österreich relativ wenige. Und gerade die

(01:40:40):
in Nisburg ist von einer sehr fähigen Kolleginbereits neu besetzt worden. Aber in der Zukunft,
ja, wer weiß, vielleicht. Ich werde schon dafürzu haben. Das heißt auch, du bleibst jetzt
erst mal noch die nächsten Jahre auf jeden Fall im akademischen Umfeld. Wir haben von dir
noch viele weitere schöne Projekte zu erwarten. Ja, hoffentlich. Ich find das auch nicht

(01:41:04):
so schlimm, du auf sozusagen bist, dann jetztdann die Professur antrittst, noch ein paar
Stationen machst und diesen Spirit in die akademischeWelt trägst, dass man auch Laien irgendwie
da einen Zugang geben kann zu den Forschungsergebnissen,weil es durchaus auch Laien, wie uns, die das

(01:41:25):
interessiert und die halt auch einfach gerne... ja. das möglichst professionell wissen
wollten, aber eben halt Fußnoten nicht so interessantfinden. Ja, Wissenschaft soll ja für alle da
sein und nicht nur für die Wissenschaftler.Ja, also vor allem halt auch Fachsprache. Ich
kann natürlich immer mit irgendwie Fachwortenaus meinem Bereich um mich werfen, um besonders

(01:41:49):
clever zu klingen. Und da ziehe ich nur Barrierenhoch, dass halt sonst das keiner versteht.
Ja, aber das ist doch ein schönes Schlusswort.Also es gibt viel zu lesen für unsere Hörer,
die dich noch nicht kannten auf jeden Fall undes wird auch noch einiges Jahr dann kommen.
sag mal Florian, vielen Dank, dass du heutehier warst. Ja auch von mir vielen, Dank. Danke

(01:42:11):
an euch für die Einladung. Und dann sagen wirwie immer macht's gut und bis in zwei Wochen.
Tschau. Tschüss. Vier Dank. Halt bitte nochnicht weglaufen. Ihr könnt diesen Podcast nämlich
noch unterstützen. Wenn es euch gefällt, danntut uns einen Gefallen. Gebt uns ein Like auf

(01:42:32):
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On Purpose with Jay Shetty

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I’m Jay Shetty host of On Purpose the worlds #1 Mental Health podcast and I’m so grateful you found us. I started this podcast 5 years ago to invite you into conversations and workshops that are designed to help make you happier, healthier and more healed. I believe that when you (yes you) feel seen, heard and understood you’re able to deal with relationship struggles, work challenges and life’s ups and downs with more ease and grace. I interview experts, celebrities, thought leaders and athletes so that we can grow our mindset, build better habits and uncover a side of them we’ve never seen before. New episodes every Monday and Friday. Your support means the world to me and I don’t take it for granted — click the follow button and leave a review to help us spread the love with On Purpose. I can’t wait for you to listen to your first or 500th episode!

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