Episode Transcript
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(00:00):
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von TV-Helden, der Branchenpodcast
für alle, die sich professionell mit Fernsehen beschäftigen. Mein Name
ist Christian Heimke.
(00:23):
Und jetzt freue ich mich auf einen ganz besonderen Gast. Er ist der erste
Präsident, der beim TV-Helden-Podcast zu Gast ist.
Und sein Aufgabengebiet ist mannigfaltig. Er trägt die
Verantwortung für die Geschäftsführung der Bayerischen Landeszentrale für
Neue Medien. Er hat die Aufsicht und Organisation
der privaten Radio- und TV-Programme in Bayern, beaufsichtigt
(00:46):
die Internetangebote, die Telemedien, mit Sitz in Bayern
und ist auch neben vielen anderen mit der BLM zuständig
für Medienplattformen, Benutzeroberflächen und Medienintermediäre.
Gemeinsam mit den anderen Medienanstalten fördert er mit
der BLM die Medienkompetenz und forscht über Mediennutzung.
(01:07):
Und genau diese Forschung werden wir heute beleuchten und die Video
Trends 2024, die Bewegweltstudie der
Medienanstalten und deren Ergebnisse besprechen.
Herzlich Willkommen, Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen
Landeszentrale für neue Medien. Ja, vielen Dank. Schön, dass ich da sein
darf. Danke, Herr Dr. Schmiege, für Ihre Zusage. Ich warte ja jedes Jahr
(01:29):
sehr gebannt auf die Videotrends. Für mich ist es ja seit jeher
das Analyse-Standardwerk für die TV-Branche.
Bevor wir uns aber über die Studie unterhalten und weil ich sie jetzt heute
persönlich hier habe, gestatten Sie mir ein paar Fragen über Sie.
Und was mich da als erstes interessieren würde, wie wird man denn eigentlich Präsident
der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien? Das ist eine lustige Frage.
(01:52):
Also rein formal ist es so, ich werde gewählt. Es gibt einen Medienrat,
50 Vertreterinnen und Vertreter aus allen gesellschaftlichen Gruppen
müssen sozusagen alle fünf Jahre einen Präsidenten, eine Präsidentin
wählen. Das läuft dann so, dass aus dem aus der Mitte des Gremiums
Vorschläge gemacht werden und dann muss man eine Mehrheit kriegen. Aber ich
vermute mal, Ihre Frage zielt gar nicht darauf, wie es formal läuft,
(02:15):
sondern eher, wie rutscht man sozusagen in eine Medienanstalt?
Da kann ich jetzt sagen, also ich bin von der Ausbildung her Jurist, gebe auch
zu, als ich vor über 20 Jahren angefangen habe, sozusagen
zu arbeiten, hätte ich nicht gedacht, dass ich mal in der Medienanstalt
lande. Und es ist eher so, dass man dann über Umwege
mit Medienrecht zu tun hatte. Ich war auch im
(02:38):
Staatsdienst in der Staatskanzlei und dann wirklich
für diese Branche ein großes Interesse entwickelt, auch merkt, wie
wichtig sozusagen die Rahmenbedingungen sind. Und da ist tatsächlich
die Aufgabe als Präsident genau an dieser Schnittstelle zwischen Politik,
zwischen Wirtschaft, zwischen ja auch Regulierung,
(02:59):
ist eine wahnsinnig spannende Tätigkeit. Und wenn man dann
gefragt wird, ob man sich das vorstellen kann, ja, mit dem ganzen Hintergrund,
den man vielleicht auch schon mitgebracht hat, dann sagt man nicht
nein. Es war also nicht primär auch das persönliche Interesse
an den Medien, an Fernsehen oder das mitzugestalten?
Ja, auch.
(03:22):
Ich nutze Medien natürlich, wie soll ich sagen,
ich bin vielleicht sowas, was Nutzung angeht, noch relativ linear.
Also insofern vielleicht gar nicht, und da kommen wir jetzt auch beim Videotrends drauf, vielleicht
gar nicht so ein Trendsetter unbedingt. Aber
ich finde es halt wahnsinnig interessant und wichtig, wie sich tatsächlich
auch Medien und Medienkonsum auf eine Gesellschaft auswirken, auf
(03:46):
eine Demokratie im Letzten auswirken. Also, ich glaube schon,
die Auswirkungen sind dramatisch,
oder können dramatisch sein. Umgekehrt ist
es, wie soll ich sagen, auch eine Branche, die eine wahnsinnige
Kreativität hat, Innovation hat, auch nach
vorne blickt, alle Herausforderungen versucht auch anzugehen
(04:09):
und das als Medienanstalt zu unterstützen, finde ich spannend. Sie haben es jetzt
eben schon ein bisschen angedeutet. Wir machen nämlich nicht nur Aufsicht,
Förderung, auch Begleitforschung sind Aufgaben, die wir
haben. Und das hilft uns sicherlich auch dieser
Rolle gerecht zu werden, die man vielleicht auch den Medienanstalten
zubemisst. Bevor ich jetzt gerade noch mal auf Ihre Aufgabe zukomme, Noch mal eine
(04:31):
Frage. Sie haben erwähnt, dass Sie Jurist sind und Sie haben an der
Universität Regensburg Jura studiert und auch dort promoviert. Was war
denn Ihr Promotionsthema damals? Ja, das hat mit Medien nicht viel zu
tun. Es war ein arbeitsrechtliches Thema. Es ging betriebsverfassungsrechtliche
Organisationsstrukturen durch Tarifvertrag. Klingt kompliziert.
Ist aber insofern, manchmal hat man jetzt noch Berührungspunkte. Wir haben ja,
(04:54):
sozusagen der BLM, einen Haustarifvertrag. Da hilft es einem, dass
man auch so ein bisschen so ein Grundverständnis für Arbeitsrecht
mitbringt. Also insofern entwickelt man sich als Jurist
oder wächst an seinen Aufgaben. Medienrecht war, wie gesagt, vor 20
Jahren nicht mein Fokus, aber jetzt über
die letzten Jahre ist man, glaube ich, doch sehr tief reingekommen. Dann
(05:17):
sprechen wir noch kurz über Ihren heutigen Fokus. Sie sind ja seit fünf
Jahren bei der BLM. Was
sind denn bisher Ihre Schwerpunkte gewesen bzw. Was sind denn
Ihre Schwerpunkte heute in Ihrer Präsidentschaft? Zum einen ist
es die Transformation. Ich fasse es jetzt mal in kurzen Worten zusammen. Transformation ist ein
richtiges Thema. Wir haben das Thema Kooperation, was
(05:39):
mir sehr am Herzen liegt. Und über allem steht natürlich auch der
Erhalt und auch die Entwicklung von Vielfalt. Das sind so die drei Schwerpunkte.
Wenn ich jetzt sage Transformation, dann hat das natürlich was mit der
Branche zu tun. Das hat aber auch was mit unserer Art zur Regulierung
zu tun. Wir haben seit 2020 einen Medienstaatsvertrag, der nicht mehr
Rundfunkstaatsvertrag heißt. Ehrlicherweise sind
(06:02):
Medienanstalten ihrer, ja, sagen wir mal Genese nach, eher rundfunklastig.
Und was wir jetzt tatsächlich in der BLM, aber auch mit allen
Medienanstalten zusammen angehen, ist natürlich diese Transformation,
Ich sag jetzt mal, von der Fernsehzentriertheit oder von der Rundfunklastigkeit
hin wirklich zu einer umfassenden Medienaufsicht. Das
(06:23):
Thema Kooperation ist mir wichtig, weil ich doch das
Gefühl habe, und das hat auch was mit dem dualen Rundfunksystem zu tun,
früher wird immer geschwärmt, dass auf den Medientagen
sich sozusagen der Öffentlich-Rechte und der private Rundfunk immer sozusagen auf der Bühne
gebettelt haben. Wir hatten dieses Jahr auf den Medientagen das Phänomen, dass
sowohl der Öffentlich-Rechte als der Private gesagt hat, wir haben so große
(06:45):
Herausforderungen, da können wir es uns nicht mehr leisten, uns
zu bekriegen. Wir müssen schauen, wo sinnvolle Kooperationen zustande kommen.
Und dieser Kooperationsgedanke, der trägt jetzt nicht
nur zwischen öffentlich, reden wir privat, sondern auch innerhalb der
privaten Lokal-TV-Anbieter, können viel stärker zusammenarbeiten. Wir haben
auch Kooperationsmöglichkeiten zwischen Groß und Klein. Wir haben das Thema KI,
(07:07):
wo auch man sich fragen muss, muss da jeder sein eigenes Rad drehen? Also
insofern ist das Thema Kooperation für mich ganz wichtig.
Und über allem ist natürlich, das ist so der Kern auch
des Auftrags von Medienanstalten, Erhalt von Vielfalt.
Das ist Angebotsvielfalt, das ist Anbietervielfalt. Aber,
und da können wir vielleicht nachher noch drüber sprechen, das ist
(07:30):
auch die wahrgenommene Vielfalt, das, was beim Nutzer ankommt. Ist ja auch nicht immer nur
das, was sozusagen im Angebot da ist. Das sind so die Bereiche,
wo wir auch als Medienanstalt unsere Strukturen anpassen
müssen, weiterentwickeln müssen, wo wir auch unser, wie heißt es, so
Neudeutsch-Mindset anpassen müssen. Und das sind große Herausforderungen, die
man halt angehen muss, aber wo wir auch merken, dass es der richtige
(07:51):
Weg ist. Dann lassen Sie uns doch genau mal über die Transformation und
die Vielfalt der Medien sprechen und zwar die Forschung
dahinter. Seit 2005, also seit 19 Jahren,
erheben die Medienanstalten jährlich Daten und Fakten zur aktuellen
Entwicklung der Bewegtbildnutzung und zur Verteilung der TV-
und Videoübertragungswege in Deutschland. Dahinter steckt ja viel Zeit und
(08:13):
viel aufgewendete Ressourcen. Warum betreiben die Landesmedienanstalten
diesen Aufwand? Erstmal eine Regulierung, die nicht
weiß, wie sich die Verhältnisse
verändern. Die
reguliert aus dem Elfenbeinturm. Das funktioniert
nicht. Es ist richtig, ursprünglich war der Digitalisierungsbericht,
(08:36):
war ja ein Digitalisierungsbericht Fernsehen.
Dann ist sozusagen daraus Digitalisierungsbericht Video geworden.
Und mittlerweile ist, glaube ich, gar nicht mehr so der Fokus
nur auf die TV-Übertragungswege,
sondern insgesamt, was macht die Digitalisierung mit
(08:56):
den Medien? Was verändert sich für uns als Regulierer? Wo
muss man vielleicht auch tatsächlich
Impulse geben, sich auch mit der Branche austauschen.
Weil, und das ist sicherlich auch ein Thema, was man nicht unterschätzen
darf, mit veränderten Übertragungswegen,
Mit verändertem Nutzungsverhalten ändert sich natürlich auch
(09:19):
die Erlösstruktur. Es gibt neue Pläne, die dazukommen. Es
gibt neue Vertriebswege,
die man auch bespielen muss. Umgekehrt brechen vielleicht auch
andere Einnahmewege weg. Insofern ist für
uns der Digitalisierungsbericht oder Trendbericht,
das ist tatsächlich jetzt für uns auch ein
(09:42):
empirischer Beleg, eine empirische Evidenz, diesen
Prozess zu begleiten. Am Ende, und ich glaube, die
Digitalisierung, da brauchen wir jetzt Ich soll sagen, die Digitalisierung
ist abgeschlossen, ja. Aber
trotzdem verändert sich halt sehr viel bei den Distributionswegen,
die wir beobachten. Und das macht auch was mit der Vielfalt.
(10:04):
Und deswegen ist für uns der Digitalisierungsbericht oder
Trendbericht, wie er jetzt heißt, ist eigentlich
im Kern auch für uns regulatorische Ziele
und auch Herausforderungen zu identifizieren. Also er ist nicht nur
für Sie ein empirischer Beleg, sondern ich habe es ja schon
angesprochen, eigentlich für die ganze Branche, weil es halt ein sehr unabhängiges
(10:27):
Standardwerk ist. Jetzt nochmal historisch war aber der
Digitalisierungsbericht Fernsehen, Digitalisierungsbericht Video
die Instanz in Deutschland, wenn die Branche wissen wollte, wie sich die
Haushalte in den einzelnen Fernsehnübertragungswege wie SAT,
Terrestrik, Kabel oder IPTV aufteilen.
Jetzt im neuen Videotrends 2024 suche ich diese
(10:49):
Übersicht vergeblich. War da die Fehleranfälligkeit
einer Befragung bei diesem Thema zu groß oder warum ist die Info rausgeflogen?
Ja, die Fehleranfälligkeit ist es nicht. Also wir haben 6000 Befragungen pro
Erhebungswelle. Damit haben wir, glaube ich, auch eine äußerst genaue
Datengrundlage für die gesamte
Bundeslandsebene runter. Wir
(11:12):
sagen manchmal so ein bisschen selbstlobend,
dass es natürlich der Goldstandard ist, sozusagen unter der Erhebung, unabhängig,
wie Sie richtig sagten. Wir werden natürlich auch unterstützt von
Branchen, von Projektpartnern.
Aber ehrlicherweise muss man sagen, die detaillierte Erfassung der Übertragungswege
und der TV-Geräteausstattung, hat bislang immer auch
(11:35):
einen großen Teil des Fragebogens in Anspruch genommen. Und wenn man jetzt weiß, die
zumutbare Fragebogenlänge ist begrenzt,
20, 25 Minuten ist da so ein Maximum, dann
war es jetzt für uns immer die Frage, ist es sozusagen
noch im Fokus, dass wir so stark
ausdifferenzieren? Oder wollen wir
(11:58):
nicht tatsächlich eher sozusagen den Digitalisierungsbericht
als Trendradar weiterentwickeln?
Und das ist insofern jetzt, spiegelt sich wieder,
dass wir natürlich versuchen, auch die Relevanz von Smartphones in der
Nutzung von Videos und Social Media zu untersuchen. Wir
versuchen auch immer wieder Schwerpunktfragen der Entwicklung
(12:22):
weiterzuentwickeln. Und es ist natürlich auch so, mit dem
Medienstaatsverband 2020 hat sich auch bei uns sozusagen
das regulatorische Aufgabenspektrum verschoben. Also insofern,
wenn der Anspruch ist, wir machen diesen Trendbericht, ehemaligen
Digitalisierungsbericht, natürlich einen Erkenntniswert oder
Erkenntnisgewinn für unsere Regulierungstätigkeit zu haben, dann ist klar,
(12:45):
dass wir das natürlich auch an der Stelle weiterentwickeln. Und wie
gesagt, wir haben jetzt, und das hat schon letztes Jahr
begonnen, wir priorisieren stärker und haben in diesem Jahr, ich
glaube, auch den Trendbericht zum ersten Mal komplett neu aufgestellt,
noch differenzierter genau diesen Fragen nachzugehen, die jetzt auch
in der Regulierungspraxis eine große Rolle spielen. Ja, ich meine, Sie
(13:07):
haben ja gesagt, Sie passen die Studie jedes
Mal an. Ich meine, wenn die Nutzung sich verändert, muss man natürlich auch die
Studie mit verändern und anpassen.
Und eigentlich ist es, wenn ich sie so drauf schaue, aus meiner Sicht eigentlich fast
schon egal, die Übertragungswege, weil es ein hybrides Thema geworden ist.
Niemand schaut nur noch linear über Satellit, sondern im Zweifel
(13:30):
zeigt ja auch ihre Studie ganz klar, dass die Leute
eingerichtet sind und sowohl als auch über verschiedene Übertragungswege
anschauen. Was ich ganz interessant finde und was diese Frage eigentlich danach auch
noch mal ein bisschen irrelevant macht, ist das, was sie gerade angesprochen haben, nämlich
die Endgeräte. Und wenn man die betrachtet, dann zeigt der Video
Trends 24, dass der Connected TV in allen Altersgruppen das
(13:53):
führende Gerät für die tägliche Bewegtbildnutzung ist.
Ausnahmen hier 14 bis 29 Jährige, bei denen ist noch die Nummer
eins das Smartphone, aber an zweiter Stelle kommt schon der CTV.
Und damit ist eigentlich für mich jetzt persönlich der CTV eigentlich das größte
Übertragungsmedium für Bewegbild schon mal in Deutschland.
Aber jetzt an Sie die Frage, was können wir denn aus Ihrer
(14:16):
Umfrage, genau aus dieser Frage lernen, wenn wir uns die verwendeten
Endgeräte anschauen? Gut, also ich würde jetzt nicht so weit gehen, dass die Übertragungswege
für TV irrelevant sind. Es hängen natürlich
auch am Übertragungsweg, am Verbreitungsweg, natürlich auch
Geschäftsmodelle dran. Das ist auch letzten Endes der
(14:36):
Grund, weshalb wir sagen, also die Branche allein
hätte schon möglicherweise das Problem, sich da auf Erhebungstandards zu einigen.
Da sind wir auch, ich sag mal, mittler zwischen den
unterschiedlichen Branchenteilnehmern. Aber es ist natürlich auch ein öffentliches
Interesse da, eine gewisse Belastbarkeit in den Zahlen zu haben.
Und das versuchen wir auch natürlich jetzt mit dem Trendbericht
(14:59):
wiederzuspiegeln. Ich glaube, wenn man in die Ergebnisse reinschaut,
sieht man erst mal, wie Sie richtig gesagt haben, das TV-Gerät als solches
spielt eine sehr wichtige Rolle. Auch klassische
TV-Anbieter sind nicht irrelevant geworden.
Aber sie verlieren natürlich ihr Alleinstellungsmerkmal als Bewegtbildanbieter.
Da kommt viel dazu. Die Formate, wie
(15:22):
genutzt wird, verändern sich. Ich könnte jetzt auch sagen, ProSiebenSat1
ist ein gutes Beispiel. Die vom klassischen TV-Anbieter.
Jetzt versuchen, ihr Profil über
Join auch als Streaming-Anbieter zu schärfen.
Das ist letzten Endes auch ein Ausdruck dessen, dass sich gerade bei jungen
Menschen das Nutzungsverhalten
(15:45):
verändert hat. Da ist zum Beispiel auch das Smartphone, das wissen wir ja
aus den Zahlen, das Smartphone ist mit 82
Prozent tägliche Nutzung mit Abstand das
Wichtigste, ist aber auch nur in dieser Altersgruppe,
Also bei den Jungen 14 bis 29 so
dominant. Also das kippt dann. Bei 70-Jährigen ist das Smartphone mit
(16:07):
17 Prozent nicht mehr so relevant. Zeigt, dass sich
sozusagen das Bild, wie wir es vielleicht früher auch
erhoben haben, viel stärker auch alterskohortenabhängig
aufdifferenziert. Umgekehrt Connected TV,
da geht es jetzt nicht die lineare Nutzung, sondern wir wissen
von jungen Menschen, die immerhin täglich zu 61%
(16:31):
Connected TV nutzen, Das ist aber nicht klassisches lineares
Fernsehen. Ja, Sie sehen halt wirklich diesen Big Screen,
der ist relevant, aber die Nutzung verändert sich.
Also das, was auf dem Fernsehgerät stattfindet, Das verändert sich sehr
stark. Genau, dann gehen wir genau auf dieses Thema ein.
Also wir haben jetzt die Endgeräte besprochen. Da sehen wir schon einen
(16:53):
deutlichen Wandel. Wie haben sich jetzt die Videonutzungsgewohnheiten
der Deutschen gerade in den letzten Jahren verändert? Ja, Was wir in diesem
Jahr erstmals in der Studie auch erfasst haben, ist die Gesamtheit der
Bewegtbildnutzung über den gesamten Tag hinweg. Das ist
ganz spannend. Erst mal die gute Nachricht, 90 Prozent
nutzen täglich Bewegtbild oder kommen damit in Berührung. Das
(17:15):
heißt, über alle Altersgruppen hinweg ist Bewegbild
sehr, sehr relevant. Wir müssen allerdings tatsächlich auch auf die
Nutzungsfrequenz schauen. Und da
liegt die Nutzung von Videos über Social Media schon vor dem klassischen
TV. Aber was heißt das? Also wenn ich 10
Sekunden Clip auf TikTok anschaue, dann ist das natürlich eine andere Nutzung,
(17:37):
als wenn ich ein anspruchsvolles Nachrichtenformat über eine halbe
Stunde konsumiere oder noch länger. Insofern wird
es für uns immer wichtiger, auch das Thema Qualität der Nutzung anzuschauen.
Das heißt, mobile Nutzung von Bewegtbild
ist natürlich erst mal positiv, weil es das Zeitbudget für die Videonutzung
deutlich erweitert. Aber umgekehrt wissen wir auch,
(18:00):
dass das Nutzungselebnis ein anderes ist, ob ich schnell sozusagen
was auf TikTok anschaue oder ob ich tatsächlich den
Bigscreen anschaue und da natürlich eine ganz andere Nutzungsintensität
habe. Das sehen wir auch so ein bisschen bei den
Zahlen natürlich. Also wenn wir sagen, täglich Bewegtbilddünstung
94 Prozent, dann teilt sich das auch
(18:22):
natürlich unterschiedlich in den Altersgruppen auf. Aber wir sehen
tatsächlich, dass das lineare Fernsehen mit 57 Prozent, das
war schon mal deutlich mehr, aber es ist natürlich noch relativ dominant.
Mittlerweile täglich eine Nutzung zur Social Media, 64 Prozent.
Das ist natürlich da, gegen natürlich auch gerade die jungen
Menschen hin. An dieser
(18:45):
Stelle ein großes Dankeschön an Agile Content, die diese Folge des
TV-Helden-Podcasts möglich machen. Agile Content ist eine
der führenden White-Label-Plattformen weltweit und nun
auch in Deutschland, Schweiz und Österreich verfügbar. Ich
habe hierzu schon ein Webinar gegeben und ihr könnt alles über Agile
Content auch in der Folge 62 erfahren. Wenn
(19:07):
ihr mehr über Agile Content wissen wollt, dann meldet euch doch bei mir
mail at tv-helden.com
Dann ziehen wir nochmal ein Zwischenfazit, das sehr positiv ist. Also es ist
Resonanz des Big Screens, der ist definitiv nicht tot
und Bewegtbildkonsum ist höher als je zuvor. Das ist ja auch
(19:28):
schön. Jetzt ist natürlich aber schon die Nutzung
von Videoplattformen wie YouTube oder
Instagram, sozialen Plattformen wie Instagram, sehr
hoch. Gigantisch hoch, würde ich mal fast sagen.
Das zeigt die Studie deutlich. Jetzt glaube ich,
dass die Bevölkerungsgruppen, bei denen sich die Nutzung
(19:50):
von genau diesen Videoplattformen und sozialen Plattformen habitualisiert
oder zur Routine geworden ist, dass die eigentlich verloren sind fürs
klassische Fernsehen und auch für die Streaming-Angebote des
klassischen Fernsehens. Ich weiß, es ist nicht Ihre
Aufgabe, jetzt den Mediengruppen in Deutschland Vorgaben für Geschäftsmodelle
zu machen, aber Sie haben auch die ProSieben schon angesprochen, die eine
(20:13):
Transformation gerade begeht. Was halten Sie denn
persönlich davon oder was würden Sie vorschlagen, damit wir ein
schlagkräftiges nationales Gegengewicht in Deutschland haben zu den globalen
Big Techs? Ja, zum einen haben Sie schon richtig gesagt, ist jetzt nicht unsere
Aufgabe, irgendwelche Vorgaben für Geschäftsmodelle zu machen. Unser
Schwerpunkt ist natürlich die Voraussetzung zu schaffen, dass sich überhaupt solche Gegengewichte
(20:36):
noch bilden können. Das ist sozusagen Teil
unseres Regulierungsauftrags. Das heißt,
wir haben im Staatsvertrag das Thema Diskriminierungsfreiheit drin, wir haben das Thema
Transparenz drin, es geht eine Art Level Playing
Field. Aber Sie haben natürlich vollkommen recht, wenn Sie mich
jetzt fragen, wo ist das Ungleichgewicht?
(20:58):
Das ist natürlich bei der Verantwortlichkeit. Wir haben eine sehr ausdifferenzierte
Regulierung zum Thema Inhalte. Anbieter, die sind verantwortlich,
die schaffen die Inhalte. Bei dem Thema
Verantwortlichkeit von Plattformen sieht das ein bisschen anders aus.
Insofern kann ich auch sagen, der Medienstraßenseit 2020,
(21:19):
der ist ja vielleicht auch in seinen Auswirkungen am Anfang
unterschätzt worden. Wir hatten ein interessantes Gespräch mit
TV-Geräteherstellern, die natürlich mittlerweile auch ihre
Rolle verändern. Früher war das so, ich habe ein Gerät produziert, das ist in den
Markt gekommen und damit war das Geschäft
abgeschlossen für den TV-Hersteller. Mittlerweile ist es so, es
(21:40):
gibt Benutzeroberflächen, Medienplattformen, es gibt eigene
Angebote von TV-Herstellern und damit verändern
sozusagen auch die TV-Hersteller ihre Rolle. Sie sind halt nicht mehr sozusagen nur der,
der ein Gerät hinstellt, sondern sie sind selber
natürlich Aggregator geworden. Sie wählen aus, sie entscheiden darüber, was
wie auffindbar ist Und sie drängen auch teilweise schon in
(22:02):
den Inhaltemarkt. Jetzt wenn Sie mich fragen,
dieses Gegengewicht, das ist ja eine Diskussion,
die haben wir schon vor 10 oder vielleicht sogar 20 Jahren geführt. Es
gab mal so Initiativen, dass aus der TV-Branche
heraus, ich sag mal, eigene Plattformen entwickelt
werden. Ja, damals am Kartellamt
(22:25):
gescheitert. Jetzt kann man sagen, das Kartellamt wird natürlich auch
irgendwo berücksichtigen, dass sich die wettbewerbliche Lage
komplett verändert hat und das bestätigt uns auch sozusagen der Präsident
des Bundeskartellamts, dass man natürlich solche Zusammenschlüsse
immer auch in der jeweiligen
wettbewerblichen Lage beurteilen muss. Aber umgekehrt, also
(22:48):
glaube ich auch, wenn man solche Überlegungen
konkretisiert, wie man sozusagen ein Gegengewicht oder wie man
wie man einen Zusammenschluss, eine Kooperation an der Stelle aufsetzen
sollte, da versuche ich immer dafür zu werben, dass das nicht irgendwie
abgeschlossen ist, dass nur bestimmte Marktakteure sich zusammentun,
sondern dass es tatsächlich offen ist für
(23:11):
marktliche Entwicklungen. Also, das Thema DVBI ist so eine
Technische Entwicklung, wo man sagen muss, wenn da alle
Marktteilnehmer sich zusammentun, so einen Standard zu entwickeln,
dann muss das für alle offen sein. Und dann ist, glaube ich, auch das Thema
Wettbewerbsbeeinträchtigung oder Kartellrecht ist
dann ein Thema, was dem
(23:35):
auch nicht im Wege steht. Insgesamt nochmal, das abzurunden, wir
schauen natürlich beim Thema Vielfaltsicherung sehr stark auf diejenigen, die vielleicht auch nicht
die Marktmacht haben, ihre Interessen allein zu verfolgen. Das
dreht sich vor allem die kleinen, vielleicht auch lokalen, regionalen Anbieter.
Da schauen wir besonders darauf, dass die natürlich sozusagen
auch in Verhandlungen mit den großen Medienplattformen,
(23:57):
dass die nicht hinten runterfallen, sondern dass auch deren Interessen bewahrt bleiben.
Dann steigen wir genau mal an dieses Thema oder eine ihrer regulatorischen
Pflicht ein, nämlich die Bewahrung der Vielfalt im
Fernsehen zu den Hauptmotiven der Bewegtbildnutzung.
Informiert zu bleiben ist der Grund für das Schauen des
linearen Fernsehens. Das zeigt die Studie. Hierbei dient insbesondere
(24:19):
das lineare öffentlich-rechtliche Fernsehen der Information.
Jetzt ist unsere Generation noch damit aufgewachsen, dass man
20 Uhr bei jemandem nicht anruft, weil da wird die Tagesschau
geschaut und deswegen ist es sehr unhöflich. Welche Rolle spielt
denn das Lineare gerade bei den jüngeren Generationen,
informiert zu bleiben? Ja gut, also Unterhaltung ist auch natürlich ein
(24:42):
Hauptmotiv der Bewegtbildnutzung. Also wenn man ehrlich ist, auch gerade bei den
Jüngeren noch mehr Mühe, als es vielleicht die Information ist.
Aber es zeigt sich natürlich nach wie vor, dass ich sag mal
TV eine zentrale Rolle spielt, wenn es
darum geht, sich zu informieren. Das wird dann
differenziert bei den Jüngeren. Bei den unter 30-Jährigen ist TV mittlerweile
(25:04):
abgelöst. Instagram, YouTube ist wichtiger als der
öffentlich-rechtliche Rundfunk. Aber was wir halt schon
auch feststellen, dass
Die Stärke von Medienmarken,
die steigt im Netz eher noch. Das
ist sozusagen eine wahnsinnige Vielfalt. So Angebote
(25:27):
wie die Tagesschau, Die
leben davon, dass sie eine starke Marke mit hoher Glaubwürdigkeit
sind. Das ist tatsächlich dann auch
bei YouTube, auch auf Social Media natürlich eine wichtige Voraussetzung,
dass man wahrgenommen, dass man auch ernst
genommen wird. Und das ist für uns jetzt auch immer so ein
(25:50):
bei der Regulierung großes Thema. Ich
glaube, man muss jetzt gar nicht mehr auf die unter 30-Jährigen schauen. Das Thema,
wo informiert man sich? Und ist es jetzt wirklich nur noch
im TV oder vielleicht noch im Radio oder ist es zunehmend auch
auf anderen Verbreitungswegen? Das wird ja auch in anderen
Alterskohorten immer wichtiger werden. Und
(26:12):
deswegen ist für uns jetzt auch eine,
ja auch ein Auftrag, den wir über den Medienchancel
bekommen haben, ganz wichtig, relevant, da geht es Public Value.
Da geht es darum, dass man sich als Anbieter
einen Status bemühen darf oder
(26:32):
bewerben darf, dass wenn ich
bestimmtes qualitativ
ansprechendes und auch ausgewogenes Informationsangebot
biete, dass ich andere Mehrwerte
für die Information auch von jüngeren Generationen
gebe, dass ich dann tatsächlich besonders auffindbar
(26:55):
sein muss. Das ist für mich ein nicht zu unterschätzender
Bereich, dass man im Moment noch sehr stark auf das Thema TV und
Radio beschränkt, aber dass man natürlich auch sagen muss, insgesamt ist es glaube ich
wichtig, in dieser Flut an Angeboten
auch tatsächlich noch Ankerpunkte zu setzen, wo man sagt, da
kann man sich auch informieren. Weshalb ist das so wichtig?
(27:17):
Weil natürlich das Thema Auffindbarkeit
immer prominenter wird. Das heißt, habe ich überhaupt noch
eine Chance, auf dem Fernseher gefunden zu werden und da
wirklich einen Ankerpunkt zu setzen, dass man sagt, bestimmte
Inhalte, die wir prüfen, die wir anschauen, die einen Mehrwert
geben für die Allgemeinheit, die müssen besonders auffindbar
(27:40):
sein. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt bei dieser Frage.
Aus welchen Quellen können sich auch Menschen, die jetzt nicht mit der
Tagesschau verheiratet sind, wo können die sich dann
zukünftig auch noch qualitätsvoll informieren? Ja, das sind jetzt natürlich zwei
Sachen. Sie können natürlich von der Regulierungsseite genau das
beeinflussen. Was die Medienschaffenden selber in der
(28:02):
Hand haben, ist das, was sie angesprochen haben, nicht die starke Marke. Und das
war für mich schon schön zu lesen, dass gerade
so eine starke Marke wie die Tagesschau noch Vertrauen
genießt, auch gerade bei den Jüngeren. Und gerade starke Marken dann die
Orientierung in dieser Vielfalt bieten und dann deswegen
man speziell danach sucht. Jetzt haben sie es schon angesprochen,
(28:24):
Public Value ist ein heiß diskutiertes oder lang
diskutiertes Thema in unserer Branche. Die
14 Medienanstalten sichern ja damit als Aufsichtsbehörden
die Vielfalt an Meinungen, Angeboten, Anbietern, privaten,
Rundfunk und im Internet. Sie wollen halt genau darüber
Qualitätsangebote und die Ressourcen, die dahinter
(28:46):
stecken, honorieren. Jetzt, der Videotrends 2024
hat auch die Bedienung des Smart TVs und die
Nutzung der Direktwahl-Tasten untersucht. Welche Schlüsse
können wir aus diesen Ergebnissen ziehen? Ja, das ist ein ganz wichtiges
Thema, weil es tatsächlich, und da hilft auch jetzt der Trendbericht,
dass man sich mal Schwerpunktthemen raussucht. Wir
(29:09):
sind ja bisher bei der Frage Auffindbarkeit immer davon ausgegangen, das
Entscheidende ist der Bildschirm. Also was ich auf dem Bildschirm sehe.
Auffindbarkeit im Sinne von visuelle Auffindbarkeit.
Tatsächlich haben wir auch in den Videotrends untersucht,
wie verhält sich das denn mit der Sprachsteuerung und welche Rolle
spielt die Fernbedienung. Und das ist, finde ich, ein sehr bemerkenswertes
(29:32):
Ergebnis. Ungefähr 9 Prozent der
Nutzerinnen und Nutzer bedienen ihr Smart TV über
Sprachsteuerung. Ungefähr genauso viele über Smartphone
oder über Smartphone-Apps. Das ist schon
viel, aber 95 Prozent nehmen halt die
Fernbedienung. Und da differenziert es sich nochmal.
(29:53):
Und wer ein Smart TV heutzutage
kauft, der wundert sich vielleicht, dass die Anzahl der Tasten immer weniger
wird. Aber die Knöpfe, über denen ein Produktname
drüber steht, von Netflix über YouTube, wie auch immer,
die steigt. Das heißt,
diese Direktwahltasten, das ist glaube ich so ein Thema, was
(30:17):
man nicht unterschätzen darf. Wir haben
jetzt gesehen,
dass ein großer Anteil der Fernbedienungen, wir reden
über 70 Prozent, jetzt
eine Direktwahltaste haben und teilweise sogar eine Fernbedienung
mit wenig Knöpfen und Direktwahl. Da merkt man dann auch,
(30:40):
dass so dieser Direkteinstieg über diese Direktwahltasten
immer wichtiger wird. Auch da, wie gesagt, zum
ersten Mal für uns erhoben,
dass mehr als die Hälfte fast immer über die Direktwahl
tasten, die Online- und Streaming-Eingebote ansteuern. Und das
wirft natürlich die Frage auf, Wenn wir über leichte
(31:02):
Auffindbarkeit reden, ob es dann wirklich nur der Bildschirm ist oder ob
man nicht auch tatsächlich die Fernbedienung
ja als letzten Endes Teil der
Auffindbarkeit stärker in den Fokus nehmen muss. Für
mich resonieren da zwei Sachen daraus. Auf der einen Seite wieder ganz klar,
dass Fernsehen Gewohnheit ist. Deswegen auch die,
(31:25):
was haben wir davon gesprochen, dass wahrscheinlich das sprachliche,
der sprachliche Befehl, dieses dominierende Steuerungsthema
wird in Zukunft. Das ist wohl nicht so. Das ist nach wie vor zum starken
Teil die Fernbedienung. Direktpfeiltasten sind
natürlich haben eine große Bedeutung, weil wenn ich einmal in einer App
bin, das ist viel schwieriger aus einer App rauszukommen als früher durch Diszeppen
(31:47):
von einem Kanal zum anderen. Das fand ich schon mal sehr interessant. Und
jetzt, wenn wir jetzt einen Schritt weiter gehen und uns gerade auch nochmal die
Themen soziale Medien und Videoplattformen anschauen,
auch da die Vielfalt zu
gewahren, Gerade bei der freien individuellen Meinungsbildung,
politischen Willensbildung ist es ja extrem wichtig, unterschiedliche
(32:09):
Perspektiven zu hören und zu verstehen. Jetzt ist es bei vielen
Videoplattformen und sozialen Medien so, dass der Algorithmus
bestimmt, was ich sehe und was ich vielleicht als Informationen
präsentiert bekomme, die meinen Überzeugungen schon
nahe kommen. Was können wir denn gegen diese Filterblasen und
Echo-Kammern tun? Ja, zunächst einmal Empfehlungssysteme sind wichtig,
(32:31):
gerade weil die, ich sage mal, Vielfalt explodiert.
Umgekehrt ist es natürlich auch ein Ansatzpunkt zu sagen, steht bei
Empfehlungen wirklich das Nutzende Interesse
im Vordergrund? Oder wem nützt eine
Empfehlung? Ein Beispiel, wir hatten auf den
Medientag eine ganz spannende Diskussion mit TikTok,
(32:57):
die einen, glaube ich, sehr klaren Algorithmus haben. Jetzt gibt es Transparenzpflichten
zu erklären, wie der Algorithmus funktioniert. Und da ist es auch, wenn man auf die
Seite von TikTok geht, findet man da was. Und da steht dann drin,
es wird angezeigt nach der Wahrscheinlichkeit,
dass es dem Nutzer gefällt. Steht da gar nicht. Ich glaube, es ist die Wahrscheinlichkeit,
(33:18):
dass das halt nutzt. Und wenn man dann noch
weiß, dass gerade für das Thema Algorithmen
und Emotionalität spielt natürlich Wut und Angst eine ganz große
Rolle. Das heißt, ein Algorithmus, der sich vor
allem danach ausrichtet, dass Inhalte, die stark emotionalisieren
und vor allen Dingen in Richtung Angst und Wut, dass
(33:41):
das sozusagen Grundlage ist dieser
Empfehlungssysteme, Dann muss man sich wirklich
fragen, und das legt TikTok auch nicht so
transparent auf den Tisch, ob das tatsächlich
vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass Menschen zunehmend
nachrichtenmüde werden. Wir wissen aus
(34:02):
anderen Studien, das haben wir jetzt im
Trendbericht nicht näher untersucht, aber wir wissen aus anderen
Studien, wenn es die Ursachen von Nachrichtenvermeidung geht,
Nachrichtenmüdigkeit, das eine Rolle spielt, dass man immer nur mit
negativen, mit hochemotionalisierenden Nachrichten
konfrontiert wird. Und da spielen natürlich
(34:24):
auch Algorithmen eine große Rolle. Ich hatte vorhin gesagt,
dass die Regulierung natürlich auf die Gesellschaft, auf die Demokratie
große Auswirkungen hat. Und an der Stelle merkt man es, glaube ich. Wenn ein
Algorithmus, ein Empfehlungsalgorithmus wirklich sozusagen
sehr einseitig die Themen
priorisiert, die ein hohes
(34:50):
Verhetzungspotenzial haben, dann macht das natürlich was mit den
Nutzenden. Und das ist so ein bisschen das, wo wir natürlich auch schauen,
Transparenzpflichten ist wichtig, Aber wir schauen auch zunehmend auf
das Thema, ich sag mal, Exposure Diversity, nennt
sich das glaube ich in Neudeutsch, wahrgenommene Vielfalt. Das ist sozusagen
die deutsche Bezeichnung. Und hier sehe ich auch tatsächlich
(35:14):
Ansatzpunkte, die uns der Gesetzgeber schon mitgibt, aber auch eine
große Herausforderung für Medienanstalten. Weil natürlich über die Möglichkeit,
stärker zu individuisieren, auch die Inhalte zu individuisieren, wird es immer
schwieriger, sozusagen diese Logik. Wir schaffen halt
ein Vielfältiges Angebot und dann kann der
Nutzer sich sozusagen selbst ein Bild machen. Das
(35:36):
verliert natürlich sozusagen an, ja ich sag mal, Relevanz,
wenn jeder sozusagen sein eigenes individuelles Nachrichtenbouquet
zugespielt bekommt. Vielleicht auch abhängig von Tages- und Nachtzeiten.
Und dann wiederum Grundlage für diese Empfehlungen vor allen Dingen
Emotionen und da häufig auch negative Emotionen. Dann
(35:57):
sollte doch auch eigentlich unser größtes Anliegen sein, die Medienkompetenz
bei den jüngeren Generationen zu schulen, dass genau die
selber die Vielfalt oder Fake News oder Sonstiges erkennen
und und und sich unterschiedliche Meinungen reinholen, sich selber die Meinung
bilden zu können. Das ist so, definitiv. Also ich glaube wirklich,
wir sind Regulierer, aber wenn man denkt, man könnte alle Probleme
(36:21):
sozusagen mit Regulierung in den Griff kriegen, das unterschätzt tatsächlich auch
die Tragweite dessen. Ich glaube Medienkompetenz wird immer
wichtiger werden. Deswegen finde ich es auch ganz zentral, dass die
Medienanstalten nicht nur auf ihren Aufsichtsauftrag reduziert werden,
sondern auch tatsächlich, da versuchen wir auch
(36:41):
gemeinsam mit allen Medienanstalten, die die
Reichweite zu erhöhen, dass wir da Angebote schaffen, junge Menschen auch
sensibilisieren, dass sie überhaupt verstehen, was da mit ihnen
passiert, wie sie auch vielleicht manipuliert werden von dem einen oder anderen Algorithmus,
was sie auch selber tun können, in ihrem Sinne auch eine
ausgewogene Information zu bekommen. Da
(37:03):
möchte ich auch so ein bisschen die Generation Z so ein bisschen in Schutz nehmen.
Die ist ja nicht uninteressiert an Politik, sondern sie
ist uninteressiert an den Formen, wie es im Moment
sozusagen ihnen präsentiert wird. Und das ist so ein bisschen
vielleicht auch an die Medien Schaffenden Auftrag, sich nicht darüber
aufzuregen und sagen, naja, die müssen jetzt endlich wieder Tagesschau
(37:25):
sehen, sondern sagen, wie können wir Inhalte so einer
Generation näher bringen, dass sie sich für Politik, für Information, für Nachrichten
interessieren und auch nicht nur das Gefühl kriegen, es ist alles negativ, was
in der Politik passiert. Es ist alles schlecht, es ist nichts Konstruktives
mehr dabei. Das ist so für uns, also
für uns jetzt in der BLM, aber insgesamt auch bei den
(37:47):
Medienanstalten ganz großes Thema da zu investieren,
damit wir nicht Generationen verlieren, die einfach sich
für Politik, für Information einfach nicht mehr interessieren. Da bin ich
100 Prozent bei Ihnen. Gerade Generation Z, die ist ja
nicht, das ist ja nicht irgendwie, also ich glaube, das ist eine sehr vielfältige
Generation, vielfältiger vielleicht, andere Generationen
(38:10):
zuvor es waren. Und man denkt immer, ja, die Jungen,
ja, die sind jetzt mittlerweile auch 30, die heiraten, die
bauen Häuser oder ziehen in Wohnungen, entscheiden über Fernsehen, über
Fernsehkanäle und insbesondere sie kommen, sie
werden in die Politik kommen und sie sind in der Politik schon und sie sind
politisch interessiert und umso wichtiger ist, wie sie auch da,
(38:32):
das sehe ich genauso, die Medien schaffen müssen da gemeinsam
daran arbeiten, dass die sich dafür interessieren, dass
sie das kennen, dass die Nachrichten so aufbereitet
sind, dass es sie interessiert. Und
insbesondere halt auch, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk hier eine große
Bedeutung hat, weil sonst wird ja irgendwann eine Frage gestellt von den Jüngeren,
(38:55):
die dann sagen, kenn ich nicht, bin ich nicht mit aufgewachsen, was
ist die Tagesschau Und warum brauchen wir die eigentlich noch?
Also eine wichtige Sache. Zum
Schluss eine Frage, die ich immer sehr gerne an dieser
Stelle stelle, Herr Dr. Schmiege. Und zwar, wenn
wir uns die nähere Zukunft in fünf Jahren mal anschauen.
(39:17):
Welche Veränderungen werden wir in der Videotrendstudie 2029
sehen? Gut, das ist natürlich Ich trau mir ja schon nicht zu,
zu sagen, was in zwei Jahren sein wird. Geschweige denn, in fünf Jahren. Ich
kann natürlich gewisse Trends sozusagen fortschreiben. Mhm.
Die sind sicherlich das Thema Personalisierung.
(39:37):
Ich hatte vorhin gesagt, dass die tägliche Bewegtbildnutzung
sozusagen noch steigt. Weil man einfach über mobile Geräte
die Nutzungszeiten auch
in Situationen bringt, wo man vielleicht mit dem Bus irgendwo hinfährt.
Da werden wir sicherlich keine Zuwächse mehr erleben. Da wird so
(39:57):
eine Sättigungsgrenze auch erreicht sein. Aber es wird immer stärker
ausdifferenzierte, personalisierte Inhalte geben. Das ist, glaube ich, schon eine
Tendenz. Der Big Screen wird nicht irrelevant sein. Aber das,
was da stattfindet, wird sich stark verändern. Auch die Grenzen zwischen
lineare und nicht-linearer Nutzung, die werden meines Erachtens immer
mehr verschwinden. Also das, was wir jetzt als TV-Nutzung sehen, da
(40:20):
behaupte ich mal, wird der Anteil von linearen Angeboten deutlich
weniger werden. Es sozusagen Algorithmen oder
Empfehlungsalgorithmen, die werden zunehmend die Rolle
eines Programmveranstalters übernehmen. Was
ich natürlich auch nicht uneingeschränkt unkritisch
(40:40):
sehe. Was wir sicherlich auch sehen werden, dass KI einen
Einfluss haben wird. Der wird vielleicht nicht so dramatisch sein, wie man es vielleicht
auch schon lesen konnte, aber es wird sehr schnell sehr
viel, sagen wir mal, auch KI generiert sein.
Und dann, wenn ich jetzt sozusagen von diesen ganzen Entwicklungen spreche, habe
ich auch eine Hoffnung. Weil nämlich diese gesamte Nutzung von
(41:02):
KI, diese Aufregungsempfehlungen,
die sollten nicht dazu führen, dass das Vertrauen in
Medien sinkt. Und das ist so ein bisschen die Hoffnung, dass es uns gelingt. Und
da haben wir Medienkompetenz angesprochen. Da können sicherlich auch
die Medienanbieter was
tun, dass sie wirklich, ja auch, wir
(41:25):
haben das Thema unter Ausgewogenheit der Berichterstattung,
ja, dass ich auch dem Nutzenden zutraue, dass er sich
selber eine Meinung bildet, wenn er dann wirklich gut informiert ist. Dass ich nicht
sozusagen einseitig filtere, sondern sage ich, jedes Thema
hat zwei Seiten und die muss ich beleuchten. Das ist sozusagen journalistische
Sorgfaltspflichten, dass ich, wenn ich die
(41:47):
wirklich erfülle, dass sich alle auch informiert
fühlen. Ja, alle ist ein großes Wort, aber das Vertrauen
ins Mediensystem, das auch zu erhalten, das haben
wir oder das haben die Medien auch ein Stück weit selbst in der Hand. Wie
gesagt, Medienkompetenz ist eins, aber auch ausgewogene Inhalte
sind das nächste. Und das dritte, das auch die Politik gefordert, es geht natürlich
(42:09):
auch faire Rahmenbedingungen. Da geht es Finanzierung von Inhalten. Da geht es aber
auch, dass wir nicht im Rundfunkbereich Regeln haben,
die sehr streng sind und im Telemedien oder im Internet
sozusagen da Wildwest herrscht. Das ist auch so ein
bisschen die Aufgabe, dass wir da verstehen, dass Konvergenz
heißt, die Werte und die Regeln müssen auch unabhängig vom
(42:32):
Verbreitungsweg gelten Und da dürfen wir uns auch
nicht von irgendwelchen großen Plattformen einschüchtern
lassen. Ja, nichts ist beständiger als der Wandel. Ich fand
Ihren Ausblick da sehr ermutigend.
Klar, ich meine, der Bewegbildkonsum wird noch personalisierter,
individueller. KI wird da sicherlich eine Rolle
(42:54):
spielen, das noch anzuheizen. Aber gerade diese Ausgewogenheit
und Vielfalt des Angebots, dass das alle unsere
Aufgabe ist, dass das erhalten bleibt, zusammen mit der Medienkompetenz.
Ja, das ist ein schöner Aufruf an die Branche, ein schöner
Ausblick. Vielen herzlichen Dank schon mal dafür. Ja, wir befinden
uns in der Transformation. Das macht diese Folge auch nochmal
(43:16):
deutlich. Umso wichtiger ist die unabhängige Analyse
über unsere TV-Branche und den Bewegbildmarkt wie die
Videotrends. Herr Dr. Schmiege, vielen, vielen herzlichen Dank, dass
Sie die Ergebnisse und Hintergründe der Videotrends 2024
heute erläutert haben und dass Sie Zeit für diese Folge sich genommen
haben. Gerne, hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich empfehle auch noch mal wirklich, sich
(43:38):
die Zahlen anzuschauen. Die habe ich jetzt im Detail gar nicht alle vorstellen können, aber
es lohnt sich, weil die ein oder andere Zahl ist dort
auch für Branchenexperten möglicherweise überraschend.
Definitiv. Und wir verlinken natürlich alles in dem Episodentext.
Und vielen Dank dir fürs Zuhören. Bleibe mir und Christoph
gewogen, unterstütze uns mit einer positiven
(44:01):
Bewertung auf Spotify oder Apple und schicke Dein Feedback und
Deine Vorschläge an mail at tv-helden.com.
Wenn Du zwei Tage intensiv die TV-Familie erleben
willst, dann komm doch vom
2. Bis 3. April 2025 nach Frankfurt zur
Media Hall während den Fiber Days. Ich organisiere hier
(44:23):
gemeinsam mit den Fiber Days ein Event für DICH. Wie
in den letzten Jahren auch werden viele hervorragende
Expertinnen und Experten vor Ort sein. Die Themen der Media Hall werden
genau die sein, die wir in der heutigen Folge
besprochen haben. Wie gewinne ich Gen Z und Gen
A für mein TV-Produkt? Neue Monetarisierungsstrategien
(44:46):
für TV-Plattformen und Streaming-Anbieter.
Es wird eine intensive Diskussion und Best-Practice-Beispiele zu
den Themen Personalisierung des Fernsehenerlebnis und Content
Experience geben. Wir Fragen, wie wir Fast Channels in
Deutschland kommerziell erfolgreich machen können. Und natürlich
darf das Update zum Markt 275 Tage nach dem
(45:09):
Wegfall des Nebenkostenprivileg nicht fehlen. Und
die Tipps für alle Verantwortlichen, Markettiers und Produktmanager. Wie
vermarkte ich TV-Produkte? Was planen die White Label TV as
a Service Plattformen? Und welche Chancen haben Wohnungswirtschaften,
wenn sie Produkte anbieten? Runden das Programm
ab! Dies und viel mehr auf der Media Hall
(45:31):
2025. Wenn du mehr wissen willst, dann folge doch der
Media Hall und mir auf LinkedIn und schau mal immer
wieder auf der Webseite media-hall.de
oder www.tv-helden.com
vorbei. Vielen Dank, ich freue mich auf Dich, Dein Christian Heinkeler.
(46:00):
SWR 2021