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June 27, 2025 26 mins

🎓 Christoph Burgmer im Gespräch mit Hajo Funke (geb. 1944). Der mehrfach ausgezeichnete Berliner Politikwissenschaftler Hajo Funke erläutert in diesem Interview die weltpolitische Gefahrensituation nach dem Angriff Israels und den USA auf den Iran im Juni 2025.

/ Christoph Burgmer in conversation with Hajo Funke (born 1944). In this interview, award-winning Berlin political scientist Hajo Funke explains the global political threat situation following the attack by Israel and the USA on Iran in June 2025.

/ Christoph Burgmer s'entretient avec Hajo Funke (né en 1944). Hajo Funke, politologue berlinois plusieurs fois primé, explique dans cet entretien la situation de danger politique mondiale après l'attaque d'Israël et des Etats-Unis contre l'Iran en juin 2025.

📚 Veröffentlichungen u.a. /  Publications a.o. / Publications, entre autres:

- Hajo Funkes Blog mit regelmäßigen Kommentaren zur aktuellen politischen Situation / Hajo Funke's blog with regular commentaries on the current political situation / Le blog de Hajo Funke avec des commentaires réguliers sur la situation politique actuelle

- Hajo Funke: "Staatsaffäre NSU." Kontur Verlag, Münster 2015.

- Hajo Funke: "Gott macht Amerika. Ideologie, Religion und Politik der US- amerikanischen Rechten." Verlag Hans Schiler, Berlin 2006.

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Episode Transcript

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(00:08):
Willkommen bei Audioarchiv,
dem Kanal für historische Interviews mit SchriftstellerInnen, PhilosophInnen, AktivistInnen
und Intellektuellen aus aller Welt.

(00:33):
Hallo. Politik ist Machtpolitik. Orientierung gibt die klassische Analyse von Machtpolitik,
wie wir sie mit dem Politikwissenschaftler Hajo Funke in diesem Gespräch vorstellen.
Hajo Funke ist angesichts eines unberechenbaren amerikanischen Präsidenten und des Krieges mit
dem Iran unter Beteiligung mehrerer Atommächte die Gefahr eines Atomkrieges so groß wie seit der Kuba-Krise nicht mehr. Und die war 1962.

(01:04):
Widerstand dagegen bedeutet, öffentlich dagegen zu demonstrieren.
Im Namen der Menschenrechte gegen den drohenden Atomkrieg nach den Angriffen auf den Iran, genauso
wie im Namen der Menschenrechte gegen die Kriegsverbrechen der israelischen Armee in Gaza, genauso
wie im Namen der Menschenrechte gegen die Weigerung der NATO und Putins im Ukraine Krieg Frieden zu schließen.

(01:26):
Weder die NATO und die USA, noch Putin samt aller Oligarchen und amerikanischer Tech-Milliardäre
können ihr Glück derzeit kaum fassen.
Seit dem Zweiten Weltkrieg können sie nicht mehr so feudal durchregieren und den Menschen und Gesellschaften ihren Willen aufzwingen.
Que Bono, wem nützt es?
Das zündelnde Personal setzt so auf allen Ebenen ziemlich ungestört eine neue alte Form der Wehr-Ertüchtigung durch.

(01:54):
Langsam und Schritt für Schritt betreiben PolitikerInnen die Re-Militarisierung der demokratischen Gesellschaften.
Die Erinnerungen und Erfahrungen werden einfach umgedeutet.
Aus »SoldatInnen sind Mörder« macht die veröffentlichte Meinung »SoldatInnen sind Helden«.
Widerstand gegen den Genozid in Gaza wird in Deutschland mit der Antisemitismus-Keule totgeschlagen

(02:18):
und demokratische Grundrechte werden mir nichts dir nichts einfach so ausgehebelt, weswegen
sogar der Europarat Deutschland rügte.
Der russische Imperialismus wird propagandistisch täglich monströser, während der völkerrechtswidrige
Angriff Israels und der USA auf Iran vom Bundeskanzler als "Drecksarbeit" bezeichnet wird.

(02:41):
Krieg als "Drecksarbeit" klingt nach Kriegstreiber-Jargon.
Hajo Funkes Analyse der aktuellen Weltpolitik macht Angst.
Zumal, wenn er über sich selbst in dem Gespräch sagt, dass ihm der Atem stockt, wenn ihn seine
Analyse der aktuellen Machtpolitik logisch zur immer größer werdenden Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges führt.

(03:05):
Die im 20. Jahrhundert sowohl von den USA in Vietnam als auch von der Sowjetunion in Afghanistan praktizierte
Militärstrategie der totalen Auslöschung des Feindes, sicherlich kopiert aus dem Vernichtungsfeldzug
Deutschlands gegen die Sowjetunion ab 1941, war erfolglos und wurde nach der Niederlage der
Sowjetunion in Afghanistan ad acta gelegt.

(03:27):
Putin seinerseits griff diese Vernichtungsstrategie in meinen Augen jedoch im zweiten Tschetschenien-Krieg
erneut auf, als er Grozny in einem Feldzug den Erdboden gleich machte.
Es war dies Anfang der 2000er die erste Totalvernichtung einer Großstadt seit Ende des Zweiten Weltkriegs.
Diese Strategie verfolgte Russland auch in den folgenden Kriegen.

(03:47):
Es scheint, dass zum Beispiel Israel in Bezug auf Gaza von dieser neuen Militärdoktrin fasziniert
ist, weil sie einen regionalen Krieg möglich macht.

Nach dem Motto (03:59):
vernichte den Feind, seine Infrastruktur, seine Schulen, Theater, Krankenhäuser, Kindergärten.
Der Feind wird nicht unterworfen, er wird vernichtet.
Woher kommt diese neue neuerliche Attraktivität dieser Doktrin?
Hat das vielleicht auch mit der Technologieentwicklung zu tun?
Also ich unterscheide da, anders als die Frage das suggeriert, doch stärker und gucke mir die einzelnen Kriege an.

(04:30):
Der Vernichtungskrieg Deutschlands gegen die Sowjetunion und zugleich gegen die Jüdinnen und
Juden in der Welt seit Ende 1941 spätestens ist nach wie vor solitär.
Wenn wir die einzelnen Kriege, die du genannt hast, durchgehen, dann gibt es erhebliche Unterschiede.

(04:50):
und mir ist es wichtig,
die einzelnen Kriege in ihrer ideologischen und in ihrer Vernichtungs- oder Zerstörungskraft anzusehen.
Und da fehlt einer der Kriege, nämlich der Vietnamkrieg.
Der ist natürlich nach wie vor größter Bedeutung angesichts der vielen Millionen, die dabei

(05:10):
umgebracht worden sind, der Dauer und auch der Tatsache, dass er dann doch politisch eingedämmt
werden konnte. und zwar durch Bewegungen dagegen und interne Widersprüche innerhalb des US-Imperiums.
also allein die Tatsache, dass der Organisator der Eskalation, McNamara, plötzlich abbrach, nämlich am 1.

(05:35):
Januar 1968, wie er dann in Berkeley ausführlich begründete und sich selbst kritisierte.
Dann wurde genannt, der Afghanistankrieg, von dir genannt, der Afghanistankrieg, der auch eine
Provokationselement seitens des Westens enthalten hatte und in der brutal, wie du sagst, vorgegangen worden ist.

(06:01):
Du hast den Tschetschenienkrieg genannt und die Zerstörung von Grossi.
Und du hast Gaza genannt.
Du hast nicht genannt den Ukrainekrieg, wo ich wiederum eine andere Taktik von Putin sehe, nämlich
aus der Kritik an der Osterweiterung der NATO, einen zunächst begrenzten Krieg zu machen und

(06:25):
ihn auch beenden zu wollen, aber daran durch den Westen gescheitert ist.
Und wir deswegen im vierten Kriegsjahr sind, mit immer brutaleren Formen.
Das heißt, die interne Dynamik muss mit berücksichtigt werden, warum ein Krieg ist und warum
er dann kriegstypisch nach Clausewitz bis zum Äußersten gerät bzw. betrieben wird, je nachdem.

(06:50):
Dann kommt der Irakkrieg davor.
Und das war wiederum ein Spezifikum einer neokonservativ ausgerichteten, aggressiven Kriegsaußenpolitik.
Bush junior hat das furchtbare Geschehen gegen die Twin Towers brutal genutzt, um eine neokonservative

(07:10):
Ideologie, die schon vorher entwickelt worden war, natürlich auch Reagen, aber vor allem dann von Paul Wolfowitz.
Also den Klassischen, die Neokonservativen, die sich auch so nennen.
Und dazu habe ich dann auch im Nachgang zum Irakkrieg ein Buch gemacht, Gott macht Amerika.
Nämlich die Mischung von diesen Neokonservativen, die zum Teil dann auch Israel nah waren, mit

(07:36):
einer bestimmten Politik, israelischer Politik zusammengingen und den Evangelikalen.
Wozu heutzutage dann auch die Teckis kommen.
Ja, da bin ich historisch möglichst spezifisch, um dann doch wieder zu generellen Schlussfolgerungen zu kommen.
Und da muss ich sagen, der Irakkrieg hat insgesamt die Spannung in der Welt ungeheuer erhöht,

(08:05):
indem man in der Folge des Irakkriegs und durch den Irakkrieg eine ganze Region wirklich zerstört hat.
Und es auch darauf angelegt hat, indem man etwa mit Bremer, dem Kommandeur im Nachkrieg des
Irak, also eine libertäre neoliberale ökonomische Ordnung, die nur zerstörerisch war, festgelegt

(08:29):
hat und die Armeeangehörigen allesamt entlassen hat.
Also die Spätfolgen sind IS, nicht nur die Zerstörung des Iraks, nicht nur die Zerstörung von
Syrien, also der gesamten Region.
Aber zu den Motiven für diesen Irakkrieg gehört die Idee oder die Ideologie der Achse des Bösen.

(08:52):
Und da wollte man eigentlich jemand anderen haben, nämlich den Iran.
Das hat man sich damals nicht getraut.
Wolfowitz war dafür und andere.
Insofern ist es eine alte Agenda.
Netanyahu war schon immer da, seit er an der Hetze gegen Rabin beteiligt war, vor genau 30 Jahren, ein halbes Jahr lang.

(09:15):
Und am Ende hatten wir einen rechtsextremen Attentäter, der Rabin ermordet hat.
Nach einer Kampagne, wo Rabin zu Hitler erklärt wurde, zum Verräter, zum Teufel und dergleichen.
Und an dieser Kampagne haben sich Sharon und Netanyahu beteiligt.
Die sind mitschuldig am Mord an Rabin.

(09:36):
Und Rabin war der Einzige, der aus einer konservativen Ausrichtung gesagt hat, wir müssen zu einem Kompromiss kommen.
Der das auch versucht hat durchzusetzen, in Schritten und in allen Grenzen mit dem Osloabkommen.
Aber der wollte es am Ende, bevor er ermordet wurde.
Er wurde ermordet, weil er es wollte.
Und seitdem haben wir Netanyahu.

(09:58):
Seitdem haben wir das Begehr von Netanyahu, endlich den Iran zu zerschlagen. Möglichst zu vernichten. Regime change.
Und die Anlagen aber eben auch.
Das ist ähnlich, noch nicht identisch wie in Gaza, die Zerstörung der Lebensbedingungen.

(10:19):
Aber so weit sind wir noch nicht.
Und auch da ist es wichtig, ob es,
das gibt, da auch da die Gefahr, wie in Kuba eines Atomkriegs da ist.
Und sich jetzt auch die Kriege überlappen, jedenfalls der Ukraine-Krieg und der Gaza-Krieg, beziehungsweise nun der Iran-Krieg.

(10:47):
Wir werden prüfen, ob diejenigen, die auf Verhandlungen setzen, dazu kompetent sind und einflussreich. Es ist immer beides.
Wenn jemand nicht verhandeln kann, dann braucht er auch nicht verhandeln wollen.
Wir haben ja jetzt die beiden regionalen Machtzentren.
An dem Zentrum steht natürlich Israel, das nach dem verheerenden Anschlag der Hamas allen den Krieg erklärt hat.

(11:15):
Nicht nur Gaza, sondern auch den Kritikern überall.
Wir haben in Deutschland eine Politik des Antisemitismus, die dazu geführt hat, dass der Europarat
Deutschland kritisiert, weil zum Beispiel Yanis Varoufakis gar nicht einreisen durfte zu einer Gaza-Konferenz. Was bedeutet dieser Zusammenhang?
Der ist so für viele sehr schwer durchschaubar, was eigentlich genau geschieht, weil es so viele komplexe Positionen gibt.

(11:42):
Und in Deutschland war noch diese historische Bedingung auch natürlich da ist. Man muss sehr differenzieren.
Dass Palästinenserinnen und Palästinenser angesichts des Genozids, den sie sehen, und der Kriegsverbrechen,
wie ich sie ebenfalls sehe, durch die israelische Armee protestieren wollen, ist ihr Recht.

(12:02):
Dass ihnen durch eine CDU-geführte Regierung in Berlin das fast nicht gestattet wird, sondern
immer, wenn man allein das Wort Free Palestine ruft, schon des Antisemitismus bezichtigt wird,
zeigt, dass wir hier Einschränkungen der demokratischen Grundrechte haben.
Es ist natürlich geboten und vernünftig, dass man gegen die Kriegsverbrechen in Gaza nicht nach

(12:29):
dem Völkerrecht die nötige humanitäre Versorgung zu gewährleisten, dass man dagegen protestiert.
Ja, fordert, dass die Regierung in Deutschland dagegen protestiert, aus der richtigen Konsequenz,
aus der Geschichte eines universalen Menschenrechtsforderung, wie sie im Grundgesetz und mit

(12:51):
der Menschenwürde formuliert worden ist und nicht davon absieht.
Was wir sehen, ist davon absehen, ist kläglich, ist unterwürfig, ist feige, ist schweigen.
Damit verkehrt sich das, was die Konsequenz aus dem Nationalsozialismus war, nämlich nicht zu
schweigen, sondern aufzustehen, wenn Unrecht passiert. Das ist die Konsequenz.

(13:15):
Und das hat die großartige Margot Friedländer in ihrem letzten Auftritt auch beschworen, seid Menschen.
Und das bedeutet, Menschenrechte, das Recht, Rechte zu haben, geltend zu machen, wo immer es darum geht.
Umri Böhm hat das als Philosoph immer wieder versucht zu sagen und wird auch beschnitten. Das geht nicht.

(13:38):
Insofern verkehrt sich die eigentlich durchaus vorangetriebene Aufarbeitung des Nationalsozialismus,
etwa in Gestalt der Entscheidung, ein Mahnmal im Herzen Berlin zu machen, ins Gegenteil.
Wir sind nicht mehr Weltmeister.
Nein, wir haben verloren, wenn wir da so unterscheiden und eine Staatsräson bemühen, die schon

(14:03):
mit einem falschen Begriff arbeitet.
Staatsräson ist, wenn man aus staatlichen Verteidigungs- und Sicherungsgründen individuelle Rechte einschränkt.
Aber Staatsräson Deutschlands mit Israel, was heißt denn das?
Es kann doch nicht heißen, dass man damit die Prinzipien der Aufarbeitung des Nationalsozialismus
so gröblich verletzt, wie dies gegenwärtig die Bundesregierung und auch in der letzten Zeit

(14:28):
und insbesondere der sogenannte Antisemitismusbeauftragte Felix Klein getan hat und tut.
Verbrechen gegen die Menschheit oder Menschlichkeit, je nachdem, wie man das übersetzen will,
formal verhandelbar am internationalen Gerichtshof, dem weder China, die USA, Russland, Iran, Saudi-Arabien noch Israel angehören.

(14:49):
Was bedeutet das für Deutschland in Bezug auf die rechtsradikale Regierung in Israel, deren
Krieg gegen die Menschen in Gaza und gegen diese ununterbrochen bis heute weiter existierende Waffenlieferung?
Die Waffenlieferungen hätten mit dem Zweck eingestellt werden müssen. und das gilt vor allem
natürlich auch für die Vereinigten Staaten, aber dann auch für Deutschland zum alleinigen Zweck des

(15:15):
Endes der Kriegsverbrechen in Gaza, des Waffenstillstands, der Herstellung eines Waffenstillstands,
der Herstellung völkerrechtsmäßig geboten, einer humanitären Grundversorgung für alle, des Verzichts
und der Blockade, der Hungerblockade, also des Aufgebens einer Hungerstrategie, die zum Tod

(15:35):
von vielen führt, wie wir täglich sehen, wenn wir sehen wollen.
In diesem neuen globalen Verteilungskampf, der militärisch geführt wird, auch besonders von
den USA, auch militärisch verbal zumindest mal, der Anektieren von Grönland und Iran hat 80 Millionen Einwohner.

(15:58):
Das ist das einzige Land in dieser Region, was niemals kolonisiert wurde.
Es ist das Land mit einer mehrtausendjährigen Tradition und Geschichte, überreichern Kulturdenkmäler
und bei aller Furchtbarkeit des Terrorregimes dort doch eine dem Westen eigentlich zugehörige Kulturnation. Was bedeutet das?

(16:22):
Auch da gilt es, die spezifischen Eskalationsgründe sich genau anzuschauen.
Netanjahu hat Iran immer sozusagen als zentrales Aggressionsziel für die israelische Politik
von rechts definiert, weil es auf dem Wege sei, atomwaffenfähig zu werden.

(16:43):
Ich glaube, das war der zentrale Grund, eine Gefährdung des Dominanzanspruchs Israels in der Region.
Natürlich haben da die Iraner schwere Fehler gemacht, begünstigt durch Trump.
Trump hat das Atombegrenzungsabkommen von 2015 aus dem Nichts aufgekündigt, damit den Strategen

(17:04):
des Mullah-Regimes erlaubt, daraus risikoreiche Strategien zu einer begrenzten Uranerreichung, die erheblich ist.
Offenbar mit dem Kalkül, man ist ein Atomschwellenland, Atomwaffenschwellenland, aber hat sich
nicht entschieden, die Atomwaffe zu bauen.

(17:25):
Das ist hoch differenziert, aber kam nicht mehr an.
Und deswegen gelang es sozusagen mit dem de facto Deckung von Trump, von dem man nie genau weiß,
was er als nächstes vorhat oder nicht.
Er hat die Gelegenheit jetzt zuzuschlagen und die Weiterungen sind jetzt fast sozusagen militärtechnisch geboten.

(17:49):
Wenn man Fordo ausschalten will, was auch nur für eine begrenzte Zeit wiederum der Fall sein
würde, dann bräuchte man offenkundig die Bomben der B2-Bomber und damit den unmittelbaren Kriegseintritt der Vereinigten Staaten.
Davor scheut sich Trump noch im Wissen, dass er dann Russland täglich mehr dagegen hat.

(18:13):
Deswegen ist das Ganze ein hin und her, ein chaotisches, gefährliches hin und her zwischen:
wir verhandeln vielleicht doch noch und wir eskalieren auf jeden Fall.
In der Widersprüchlichkeit dieser beiden Sätze zeigt sich, wie gefährlich die Situation ist.
Wir wissen nicht, ob Trump sagt, okay, interessiert mich nicht, was du Putin sagst, ich muss

(18:36):
Fordo bombardieren. und nähert sich damit mit dieser Möglichkeit eine Annäherung an einen Atomkrieg.
und ich merke, dass ich selbst dabei stottere.
Das dürfte eigentlich nicht sein.
So war auch die Abschreckungslogik zwischen Russland und Amerika konzipiert und hat noch bis gestern funktioniert.

(19:02):
Nämlich bis zu dem Zeitpunkt und nach dem Zeitpunkt, als die Ukrainer die russischen Bomberflotten angegriffen haben.
Da haben die untereinander kommuniziert und da hat sozusagen die Logik, die nukleare Abschreckungslogik funktioniert. Wir kommunizieren.

(19:24):
Ohne Kommunikation ist diese Abschreckungslogik nichts wert.
Und das haben sie nochmal gezeigt.
Wenn nun Putin droht, dass wenn Trump dann doch sich auf die Seite Israel schlägt, was er vielfach
getan hat und wozu er fähig ist und auch schon sich entschieden hatte, dann zeigt das, wie riskant

(19:46):
dieser Konflikt wird. und der sogar den Ukraine Krieg, der gefährlich genug ist, in den Schatten stellt.
Nochmal, es gibt sozusagen einen europäischen Blick, der das so, wie du es jetzt beschrieben hast, auch macht.
Aber es gibt auch einen asiatischen Blick darauf.
Wir haben direkt als Nachbarland Irans Pakistan als Atommacht.

(20:07):
Wir haben Indien als Atommacht, die im Konflikt liegen über Kaschmir und die sich darüber auch
sehr bewusst sind, dass sie es niemals eskalieren lassen dürfen.
Ja, Iran ist einfach ein Nachbarland zu einem Atomstaat.
Ja, und zwar von gleiches Regional ein bisschen ausweitet von drei Atommächten, nämlich Israel, Indien, Pakistan und Russland.

(20:33):
Und die Amerikaner sind auch dabei.
Das heißt, neben China, die sich zurückhält, eine kluge Außenpolitik alles in allem macht, meines
Erachtens sind es die wichtigen Atommächte.
Vielleicht haben wir noch einen ausgelassen, die Franzosen, die Briten.
Das heißt, wir haben inzwischen innerhalb von wenigen Minuten der Weltgeschichte, also von wenigen

(20:54):
Wochen, vier Atommächte, die miteinander darum ringen, dass es nicht eskaliert, durch Drohungen,
dass sie atomar intervenieren könnten.
Und diese Eskalation hat es so bis auf Kuba noch nicht in der Nachkriegszeit, also im Atomwaffenzeitalter gegeben.

(21:19):
Hinzu kommt, dass Pakistan glaubt, sich an die Seite des Irans setzen zu wollen, was ebenfalls die Lage ständig verschlechtert.
Und es wirkt fast wie eine Ironie der Geschichte, dass der deutsche Außenminister heute versucht,
diesen Konflikt noch zu begradigen, zusammen mit den Briten und Franzosen.

(21:40):
Jetzt mal eine ganz populistische These.
Das politische Personal, über das die Welt heutzutage verfügt, ist ein Personal, was hauptsächlich
aus Apparaten kommt, wenig individuelle Erfahrung hat, Lebenserfahrung, sag ich mal, und völlig überaltert ist.

(22:01):
Und die Frage ist, wieso eigentlich für jeden Rentner, für jeden Universitätsprofessor eine
Altersbeschränkung in der Tätigkeit gilt.
Aber wieso sich ein solches Personal in diesem Alter auch noch wählen lassen?
Die Frage der Kompetenz ist nicht eine Frage des Alters.
Allerdings die alten Ideen der geostrategischen Dominanz oder des Hemisphärenimperialismus eines

(22:28):
Trump und von mir aus auch eines Putin oder eines Xi Jinping und nun doch auch noch des kleinen,
aber atomwaffenbesitzenden Israels oder Netanyahus.
Es ist nicht eine Frage des Alters, sondern der sozusagen überkommenen geostrategischen Regionalimperien

(22:52):
oder der drei großen Mächte, China, Russland und USA.
Und allein die Chinesen sind im Moment interessiert, das zu balancieren, aber halten sich dann
auch in der Intervention in den Kriegen unnötig stark zurück, obwohl sie Versuche gemacht haben, etwa im Ukraine-Krieg.

(23:15):
Diese multipolare Orientierung ist natürlich erst recht, wenn wir inkompetentes, also diplomatisch
inkompetentes Personal an der Spitze haben, eine Gefahr für Friktionen, Konflikte und Kriege. Und das im Atomzeitalter.
Und das ist die große Gefahr.
Insofern ist der Hinweis auf Genscher richtig.

(23:38):
Ist der Hinweis auf Pérez de Cuéllar richtig, der damals den iranisch-irakischen Krieg mithilfe von
Michael von der Schulenburg und Anderen tatsächlich beenden konnte, indem er, indem sie Khomeini gebeten haben, das durchzusetzen.
Sonst wäre es im Iran, wie ich höre, auch zu Unruhen oder sogar eine Art Bürgerkrieg gekommen,

(24:04):
weil man ja erkannt hat, dass man jedenfalls nicht gewinnt.
Und auch dieser achtjährige Iran-Irak-Krieg ist zu beträchtlichen Teilen vom Westen provoziert worden.
Vorneweg die ehemalige imperiale Macht Großbritannien und dann je nachdem und manchmal sehr
entschieden Teile des außenpolitischen, militärpolitischen Apparats der Vereinigten Staaten.

(24:28):
Da ist ja viel dazu formuliert worden, wie da die verschiedenen Geheimdienste mit am Zündeln waren.
Das heißt, wir haben immer die Zündler und wir hatten dann immer wieder auch angesichts weniger
komplexer Situationen, wie der jetzigen, Leute, die wussten, dass sie es nicht übertreiben,

(24:49):
sondern für Deeskalation sorgen wollen würden.
Das ist auch jetzt immer noch denkbar.
Selbst bei Trump, wenn er einen guten Tag hat, das reicht aber nicht, weil es keine wirkliche Konsistenz erkennbar ist.
Außer dem diffusen Willen, nicht neue Kriege zu beginnen.
Aber wir wissen es nicht und das ist unerträglich, dieses Nicht-Wissen, was er will und er auch

(25:13):
die Welt nicht wissen lässt, was er vielleicht will oder nicht.
Das ist ja sein Spiel.
Das ist ein Spiel mit der Welt, ein narzisstisches Spiel mit der Welt und ungut.
Putin sieht die Gefahren sehr klar, sehr kalkuliert. er ist smart, er weiß, was er will und
er weiß, wo er eigentlich nicht eskaliert.

(25:35):
Und das ist der Unterschied zu Grosny im Falle bei allen Grenzen und dem jetzigen Steigerung
der Angriffe bisher jedenfalls in der Ukraine gewesen.
Ich versuche so gut wie möglich zu differenzieren, was die jeweiligen Kriegsanlässe, Kriegsfolgen
und Kriegsausmaße anlangt, obwohl wir jetzt in einer Situation sind, wo es tatsächlich zu einem weltvernichtenden Atomkrieg kommen kann.

(26:05):
Danke, dass ihr bei Audioarchiv dabei wart.
Folgt uns, dann verpasst ihr keine Folge und vergesst nicht den Like-Button.
Bis nächste Woche, euer Audioarchiv-Team.
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