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June 12, 2025 32 mins

🎓 Christoph Burgmer im Gespräch mit Shaykha Halima Krausen (geb. 1949). Die Hamburger Theologin und Imamin Shaykha Halima Krausen leitete bis 2014 die deutschsprachige muslimische Gemeinde Hamburg. Sie setzt sich über die Stadtgrenzen hinweg für den christlich-islamischen Dialog ein und fordert die religiöse gleichberechtigte Teilhabe von Muslim:innen in der deutschen Gesellschaft.

/🎓 Christoph Burgmer in conversation with Shaykha Halima Krausen (born 1949). Hamburg theologian and imam Shaykha Halima Krausen led the German-speaking Muslim community in Hamburg until 2014. She is committed to Christian-Islamic dialogue beyond the city limits and calls for the equal religious participation of Muslims in German society.

كريستوف بورغمر في حوار مع الشيخة حليمة كراوسن (مواليد 1949). قادت عالمة الدين والإمامة في هامبورغ شيخة حليمة كراوسن الجالية المسلمة الناطقة بالألمانية في هامبورغ حتى عام 2014. وهي ملتزمة بالحوار الإسلامي المسيحي خارج حدود المدينة وتدعو إلى المشاركة الدينية المتساوية للمسلمين في المجتمع الألماني.

Link zur Meldung rassistischer Übergriffe auf Muslim:innen / Link to the report of racist attacks on Muslims / رابط تقرير الاعتداءات العنصرية على المسلمين / رابط تقرير الاعتداءات العنصرية على المسلمين /

(https://marwa-meldestelle.de/)

📚 Veröffentlichungen u.a. / publications a.o. / منشورات من بين منشورات أخرى:

- Shaykha Halima Krausen: "Islam und Geschlechtergerechtigkeit." In: Zekirija Sejdini (Hrsg.): "Islam in Europa: Begegnungen, Konflikte und Lösungen." Waxmann Verlag, Münster 2018.

- Shaykha Halima Krausen: "Dialog in Transdifferenz - Transdifferenz im Dialog." Hrsg. mit Hans-Christoph Goßmann und Michaela Will. Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2019.

- Shaykha Halima Krausen: "Wir haben selber gehört und erkannt - We have heard and we know (Joh 4,42). Wege der Schriftauslegung - Ways of Interpreting the scripture." Hrsg. Hans-Christoph Goßmann u.a. Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2021.

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Transcript

Episode Transcript

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(00:08):
Willkommen bei audioarchiv,
dem Kanal für historische Interviews mit Schriftstellerinnen, Philosophinnen, Aktivistinnen
und Intellektuellen aus aller Welt.

(00:34):
Hallo. Das Grundgesetz verbirgt in Artikel vier die Freiheit von Religion, Gewissen und Weltanschauung.
Jedoch orientiert sich das deutsche Staatskirchenrecht, in dem die Rechtsnormen sowie die Rechtsstellung
von Religions und Weltanschauungsgemeinschaften sowie deren Verhältnis zum Staat geregelt sind,
an den beiden großen christlichen Konfessionen.

(00:56):
Die in Deutschland offiziell lebenden zwischen 5,3 und 5,6 Millionen Muslim innen, davon beinahe
99 % in den sogenannten alten Bundesländern, haben jedoch traditionell keine einheitliche Repräsentanz,
die diesem recht formal entsprechen würde.
Die Vielfalt der unterschiedlichen islamischen Glaubensrichtungen spiegelt zudem die kulturelle

(01:19):
Vielfalt der Herkunftsländer der Muslim innen aus der Türkei, Albanien, Kosovo bis zum Iran,
Afghanistan, Syrien oder Tunesien und Marokko wieder.
Dennoch zeichnen sich in Deutschland demokratische Teilhaben ab.
Inzwischen existieren Ausbildungen islamischer Religionslehrer genauso wie staatliche Ausbildung

(01:40):
zu Imamin oder anderer islamreligiöser Bereiche wie islamische Seelsorge oder islamspezifische religiöse Sozialarbeit.
Es gibt immer mehr islamische Friedhöfe und auch Arbeitgeber respektieren zunehmend die religiösen Bedürfnisse muslimischer Arbeitnehmer innen.
Dennoch werden Muslim innen wie Jüd innen in Deutschland immer wieder zu Opfern rassistischer Übergriffe.

(02:06):
Insbesondere muslimische Frauen sind Attacken rechter und rechtsradikaler volksverhetzender
Propaganda durch die AfD im Bundestag ausgeliefert.
Rechtsradikale Auslandsdeutsche wie die afd Vorsitzende Alice Weigel nutzen ihrer berliner Bundestagsrepräsentanz zur Herabwürdigung Andersgläubiger.
Und selbst Massenmedien halten an diskriminierenden Sprachgebräuchen wie Deutscher, türkischer

(02:32):
Abstammung oder Migrant innen in der dritten Generation fest.
Unsere heutige Gesprächspartnerin, Scheichja Halima Krausen, war bis 2014 Imamin in Hamburg
und ist eine der herausragenden Vertreter innen des deutschen Islam.
Halima Krausen engagiert sich für einen gesellschaftlichen Dialog, der die Millionen deutschen

(02:54):
Muslim innen nicht für politische Extremist innen haftbar macht und fordert Musliminnen gleichzeitig
dazu auf, ihre demokratischen Bürgerrechte wahrzunehmen.
Der Islam ist nach Katholiken und Protestanten die drittgrößte Religionsgemeinschaft in Deutschland.
Wie kann man die Beziehung zwischen den großen christlichen Kirchen und den islamischen Glaubensgemeinschaften charakterisieren?

(03:17):
Ja, ich denke, konstruktives Miteinander sogar, nicht nur nebeneinander.
Das hat ja angefangen schon in der Zeit, wo es hier gerade noch Studenten und die ersten damals Gastarbeiter gab.
Ja es manchmal Kirchengemeinden waren, die Räume zu gebeten und Festtagen und so weiter angeboten

(03:38):
hatten, noch bevor die ersten Moscheen dann eingerichtet wurden.
Und so hat sich da ein ständiges Gespräch dann entwickelt, was bis heute andauert.
Nicht nur Gespräch, sondern auch das eine oder andere gemeinsame Projekt.
Wenn ich den christlich islamischen Arbeitskreis bei der EKD und solche evangelische Kirche
Deutschlands, wo also ständig muslimische und christliche Vertreter sitzen und über aktuelle

(04:05):
Probleme sprechen, auch wie man mit bestimmten Entwicklungen umgehen kann.
Gibt es da einen Unterschied in der Beziehung zwischen der katholischen Kirche zu den Muslimen und der protestantischen?
Wenn, dann wäre das meine subjektive Wahrnehmung.
Evangelische Christen, speziell in Norddeutschland, die sind so ein bisschen eher aufs Praktische orientiert.
Aufs konkrete und katholische Gesprächspartner habe ich oft erlebt, dass die sehr viel Verständnis

(04:31):
hatten und leicht auch eine Verständigung zustande kam auf der spirituellen Ebene.
Aber das ist jetzt meine subjektive Wahrnehmung, dass denke ich nicht.
Also es sind, denke ich schon zu beiden großen Kirchen gleich gute Beziehungen.
Wenn wir von den Beziehungen sprechen der Kirchen zu den Muslimen, müssen wir auch sprechen
von der Beziehung der Muslime zu den christlichen Kirchen.

(04:54):
Gibt es da Unterschiede zwischen verschiedenen muslimischen, islamischen Gruppen, die unterschiedliche
Beziehungen zur christlichen Kirche haben?
Ich denke, das hängt davon ab, welche Kirche wo stärker vertreten ist und wo am meisten Zusammenarbeit notwendig ist.
Ich denke, das ergibt sich daraus nicht so sehr.
Zu der einen Kirche hat eine bessere Beziehung als zu der anderen.

(05:15):
Und diese Zusammenarbeit, können sie da einfach mal so konkrete Beispiele sagen?
Sie haben jetzt angefangen, dass die Kirche in den Anfangszeiten der Muslime, die eingewandert
waren nach Deutschland, Gebetsräume zur Verfügung gestellt hat.
Welche andere Zusammenarbeit gibt es da noch?
Also worauf gründet sich die Notwendigkeit einer solchen Zusammenarbeit überhaupt?

(05:35):
Damals, da ging es um diese praktischen Fragen.
Danach ging es eine Zeit lang um das Engagement der Kirchen für ausländische Arbeitnehmer, jetzt
mit mittlerweile Migranten und so weiter.
Es ist auch immer noch da, aber inzwischen sind die muslimischen Gemeinden hier auch eigenständig
geworden und haben eine Infrastruktur entwickelt.
Jetzt ist es schon so, dass man diese Themen gemeinsam angehen kann, dass man aber auch gemeinsam

(05:58):
an, jetzt sage ich mal, Themen arbeitet wie Globalisierung z.B. oder überhaupt wirtschaftliche
Gerechtigkeit und eben halt auch bestimmte politische fragen.
Kann man sagen, dass die aktiven Christen in den Kirchen sich besser mit dem Islam auskennen
als die Mehrheit der Bevölkerung, oder ist auch dort eigentlich die Kenntnis des Islam nicht so groß?

(06:23):
Ja, nur das beruht ja wohl auf Gegenseitigkeit.
Ich meine, kennt das Gegenseitige, das ist alles noch ein bisschen, liegt alles noch ein bisschen im Augen.
Aber es ist schon so, dass die aktiv religiösen Menschen, dass sie natürlich auch Verständnis
haben für aktive Menschen oder gläubige Menschen in anderen Religionen und dass man sich dann
auf der eben näher kommt.

(06:44):
Historisch gesehen gab es zwischen dem europäischen Christentum und dem Islam über Jahrhunderte starke Konfrontationen und Auseinandersetzungen.
Ist davon noch was zu spüren?
Gibt es noch Vorurteile oder Überlieferungen von solchen Dingen, die heute noch eine Rolle spielen?
Die bei Religionsgemeinschaften sind ja praktisch Konkurrenzunternehmer.

(07:05):
Das macht sich immer mal bemerkbar, wenn da so Dinge kommen, wie darf zum Gebet nach draußen
gerufen werden und da ist dann ausgerechnet in der Kirchengemeinde, die dann dafür stark macht,
dass das nicht sein soll.
Solche Teile, die kommen ja vor und da schwelt dieses dann auch noch irgendwie im Gefühl.
Also spielt dieses Konkurrenzverhältnis dann wohl auch noch eine Rolle.

(07:26):
Sonst kommt es im Gespräch natürlich auch ab und zu dann mal, wenn man sich voneinander aufgewärmt
hat, dann kommen auch schon mal kritische Themen zur Sprache, so Kreuzzüge und überhaupt Spanien
und Türken vor Wien und solche Sachen.
Die kommen dann natürlich aber auf eine andere Art und Weise, als wenn das jetzt mit nicht religiösen

(07:46):
Gespräch Gesprächspartnern wäre, wo da wirklich ich mehr Feindseligkeit erlebt habe.
Die Feindseligkeit, die sie da erleben, gründet die auf Unverständnis oder gründet die auf Ablehnung,
weil islamische Länder in den Medien so stark negativ gezeichnet werden und vieles ja auch negativ

(08:07):
ist, was in islamischen Ländern passiert, was dann projiziert wird auf Muslime, die in Deutschland leben.
Ja, also da ist denke ich mal das eine, dass man im Geschichtsunterricht dann ja noch diese
aus dem Mittelalter überbrachten Feindbilder im Hinterkopf hat und eben halt hier in den Massenmedien
geschieht und was da so rüberkommt.
Es kommen ja nur Negativnachrichten rüber.

(08:28):
Und ich denke, das kombiniert sich da so ein bisschen.
Nun nehmen die Kirchen für die Muslime auch viele Rechte wahr.
Ist das so oder nicht? Gegenüber dem säkularen Staat?
Das war mal eine Zeit lang so, dass die Kirchen sich für die Rechte von Muslimen eingesetzt haben.
Es ist jetzt schon eher so, dass die muslimischen Gemeinden sich da selber zu helfen wissen

(08:51):
und dass das jetzt nicht mehr so stark im Vordergrund steht.
Nun ist der Islam aber nicht als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt.
Nehmen da die christlichen Kirchen islamische Interessen, muslimische Interessen wahr?
Nein, so einfach geht das nicht.
Aber man kann als eingetragener Verein ja schon auch eine ganze Menge Ringe durchsetzen, zeigen
können, dass das auf Dauer angelegt ist und so weiter.

(09:13):
Da kann man eben halt auch als genügend starker Verein, da kann man genügend Interessen durchsetzen.
Nun definieren viele Muslime selber ihre Situation in Deutschland als in der Diaspora befindlich.
Woher kommt dieses Denken und hat das eine Relevanz?
Ja nun, Diaspora heißt ja, dass wir in der Minderheit sind und dass wir nicht alle zusammen

(09:34):
irgendwo in einer zusammengehörigen Gemeinschaft leben, das nennt sich Diaspora, das nennt sich Zerstreuung.
Man merkt es in Großstädten vielleicht nicht so.
In Hamburg gibt es praktisch 40 Moscheen und Gebetsräume, da hat man eine Auswahl.
Aber schon eben halt auf dem flachen Land, da ist es schon nicht so einfach, dann mal Muslime
zu treffen oder auch zu einer Versammlung zusammenzukommen und zusammen was zu machen.

(09:59):
Scheitert das manchmal einfach an den Entfernungen und dass man auf Quadratkilometer vielleicht
die einzige Familie, das einzige Individuum ist?
Und diese Isolation, wird die von einer aktiven Kirchengemeinde dann auch aufgefangen?
Oder gibt es da Beziehungen zueinander?
Unterscheidet sich das zwischen Stadt und Land?
Wie sollte eine Kirchengemeinde das auffangen, wenn Muslime zusammen sind? Die möchten zusammen beten.

(10:24):
Das kann man nicht mit einer Kirchengemeinde.
Die Muslime, die auf dem Land leben, die haben auch die in der Stadt.
Es gibt immer sehr gute Beziehungen zu der benachbarten Kirchengemeinde, wenn die dafür offen
ist, oder zum Pfarrer, der da zuständig ist.
Aber das ist halt kein Ersatz für eine muslimische Gemeinschaft und das Gemeinschaftsgebet und
eine Möglichkeit, wo man über Probleme sprechen kann, die man gemeinsam hat.

(10:46):
Minderheiten haben nicht dieselben Probleme wie Mehrheiten.
Was sind denn die gemeinsamen Grundlagen zwischen der christlichen Religion und dem Islam?
Also was verbindet beide miteinander und was trennt sie voneinander?
Das ist zunächst mal der Glaube an Gott und dass wir einen großen Teil von Überlieferungen und schriftlichen Zeugnissen teilen.

(11:06):
Z.B. ja, biblische Schriften z.b. und dann ist eine weitere große Gemeinsamkeit, dass wir gleiche ethische Prinzipien haben.
Jetzt einfach das Beispiel soziale Gerechtigkeit, da kann man sehr leicht drüber sich verständigen,
wo sich Christen und Muslime unterscheiden. Das ist einmal organisatorisch.
Christen sind organisiert in kirchlichen Strukturen.

(11:28):
Das gibt es so im Islam nicht.
Und das andere, das ist eine theologische Frage, zwei theologische Fragen.
Das eine ist eben halt auf christlicher Seite dieses ganze Thema Trinität, Gottessohnschaft.
Und das ist dann also auch muslimischerseits eben halt der Prophet Muhammad.

(11:49):
Redet man über diese Themen dann?
Diskutiert man darüber, um mehr Verständnis für den anderen zu haben?
Oder ist das einfach gesetzt?
Es gibt einfach mal, dass man Zeit hat, neben dem eigentlichen Thema, dass man da also versucht,
dann den Standpunkt der anderen zu erforschen, auch schon mal, dass man da Fragen stellt.
Früher war das ein bisschen temperamentvoller, als ist man da vorsichtiger geworden.

(12:12):
Das andere ist dann natürlich, wenn man unter Theologen, wenn man sich da näher kommt und da
vielleicht auch lange Zeit zusammengearbeitet hat, dann versucht man vielleicht auch noch mal
die ganze Sache ein bisschen tiefer zu sehen, ein bisschen tiefer dann zu ergründen.
Sowohl, dass Muslime das christliche Gottesverständnis als auch Christen dann schon mal propheten.

(12:35):
Nun ist es so, dass es ganz verschiedene islamische Glaubensgemeinschaften auch in Deutschland gibt.
Hat das eine Auswirkung auf das Verhältnis zu christlichen Gemeinden?
Also ich denke, das liegt nicht an den verschiedenen Glaubensgemeinschaften, sondern das liegt
an der momentanen Entwicklung und an den momentanen Erfahrungen, die dann die Leute vor Ort jeweils miteinander gemacht haben.

(13:03):
Wenn ich denke, dass gerade im Moment Verband islamischer Kulturzentren z.B. die haben im Moment
so eine Denkpause im Dialog eingelegt und es sind wohl Erfahrungen, die die gemacht haben.
Und das ist ja bei anderen Gruppierungen auch zeitweilig so gewesen.
Oder das kann auch dann zeitweilig mal wieder so sein.
Aber es kommt drauf an, dass man sich da ein bisschen rauszieht und dann erstmal noch mal versucht,

(13:27):
sich der eigenen Wachstum zu vergewässern und dass man sich dann nachher da wieder öffnet irgendwie.
Ich denke, das hat eine lokale Bedeutung und das hat eben halt so eine entwicklungsbedingt.
Wie stark ist denn der Einfluss der Länder, aus denen viele Muslime kommen?
Hat das eine Rückwirkung auf die Beziehung der Muslime zu Christen hier?

(13:49):
Ich denke jetzt nicht mehr so stark, weil viele Muslime hier auch Wurzeln geschlagen haben und
auch einfach nicht so die Probleme in den Herkunftsländern nicht mehr so akut sind, wie wenn
die Leute sich hier als erste Generation Einwanderer so verstanden haben als nur vorübergehend
hier und irgendwann dann ist die Zeit um, dann kehrt man da wieder zurück.

(14:10):
Gleich geht es weiter mit dem Interview.
Liked uns, wenn es euch gefällt.
Die Perspektive, die hat ja die zweite und die dritte und vielleicht vierte Generation dann
nicht mehr, sondern die verstehen sich dann als Deutsche und deren Probleme sind dann hier.
Dann haben automatisch die politischen Verhältnisse in den Herkunftsländern nicht mehr die Bedeutung, die sie mal hatten.

(14:30):
Nun gibt es eine klassische Unterscheidung im Islam.
Darar hab das Haus des Krieges, darar Islam das Haus des Islam als Unterteilung der islamischen
Welt und der nicht islamischen Welt.
Spielt das eine Rolle in dem Gefühl, in der Diaspora zu sein?
Das wird schon mal reingebracht und ich denke, es ist ein bisschen primitiv, so die Welt oder

(14:53):
so kommt es manchmal rüber, so ein bisschen schwarze weiß Malerei dazwischen.
Und das wird heute oft übersehen, sowohl von außenstehenden Beobachtern als auch von Muslimen selber, die damit operieren.
Das ist dar, das ist der Ort praktisch, wo Rechtsordnung herrscht, wo man als Muslim sich zu
Hause fühlen kann, wo man eben halt einigermaßen seine Religion praktizieren kann, wie sich

(15:18):
hat und nicht irgendwelchen Gefahren ausgesetzt ist.
Und das denke ich, das ist hier gegeben.
Und deswegen sind diese beiden anderen Begriffe irrelevant.
Ich denke mal von Darul Islam zu sprechen, das ist heute sowieso so ein Problem.
Wo, in welchem Land herrschen denn tatsächlich islamische Verhältnisse?
Ich meine, da herrschen überall mal irgendwelche Absichten, das zu verwirklichen, aber nicht,

(15:42):
dass man von irgendeinem Land sagen kann, das ist jetzt ein Beispiel für den islamischen Staat. Und genauso Daryl Haarp.
Also das ist schon, ich denke, man kann nicht so einfach sagen, dass es eine Gegend gibt, wo
man müsste schon stark suchen, wenn man irgendwas finden wollte, wo Muslime wirklich unverdient
von nicht Muslimen verfolgt wurden, dass man da Krieg führen müsste oder dass man da nicht leben kann.

(16:06):
Nun gibt es in der öffentlichen Diskussion immer wieder so Begriffe wie Dschihad oder ein etwas
unbekannterer vielleicht, ahl al kitab.
Die Muslime akzeptieren nur die Buchreligionen, aber Buddhisten nicht.
Spielt das eine Rolle oder wird das fehlinterpretiert?
Ja, also das Wort Dschihad, das wird uns oftmals provokativ um die Ohren gehauen. Ihr wollt ja.

(16:28):
Und das wird dann meistens übersetzt mit heiliger Krieg.
Und das klingt schon fast wie eine Schallplatte, wenn ich dann zum nur und so vielen Mal im
Jahr erklären muss, dass Dschihad ja eigentlich Bemühungen heißt und dass es eigentlich bei
unseren Bemühungen heute auf einer ganz anderen Ebene stattfinden müsste, als eben halt nur
auf dieser Ebene des Überlebenskampfes.

(16:50):
Wir sind heute gehalten, uns für Verständigung einzusetzen, um Verständigung zu bemühen, um
Wissen zu bemühen, auch Muslime eben halt.
Das ist eine religiöse Pflicht.
Das ist vielfach übersehen worden oder ins Hintertreffen geraten.
Und das ist was, was wiederbelebt werden muss und was auch noch wieder größere Bedeutung haben muss.

(17:11):
Das ist der größere Dschihad, der Kampf gegen den inneren Schweinehund.
Das sind eben halt Sachen, wo man immer herausgefordert wird, die zu erklären.
Dann ist es wieder durch die Massenmedien, da kommt dann immer wieder die alte Übersetzung,
kommt sich vor wie im Mittelalter, dann heißt es so zum mal heiliger Krieg und dann fängt die
ganze Sache von vorne an.
Ja, was war die andere Sache?
Das war über die Ahu Kitab.

(17:32):
Ja, ich würde das so sehen, dass im Koran, wenn da von Alu Kitab die Rede ist, da sind Juden und Christen angesprochen.
Und dann kann man das so verstehen, dass die damit gemeint sind und alle anderen nicht.
Und ich denke, darauf beziehen sich viele Muslime, denn der Dialog mit Juden und Christen, der
ist ja wegen derselben Begrifflichkeit und ähnlicher Bilder, ist ja relativ einfach, während

(17:55):
man bei allen anderen Religionen erstmal Vokabeln lernen muss.
Ich denke, man kann es auch sehen, dass die Juden und Christen Beispiele sind, für Ahlu Kitab,
worauf es ankommt bei Kitab, das ist nicht, dass die ein Buch haben in dem Sinne, sondern Kitab,
das hat was zu tun mit Schrift, das hat auch was zu tun mit Vorschrift in dem Fall, also mit ethischen Prinzipien.

(18:16):
Wenn da Religionsgemeinschaften sind, die solche ethischen Prinzipien haben, dann müsste man
mit denen auf ähnliche weise Dialog führen können wie mit Juden und Christen, wenn man sich
dann die Mühe gibt, die Vokabeln zu lernen.
Nun ist es so, dass die Muslime in einem nicht islamischen Staat leben.
Was bedeutet das für sie?

(18:36):
Die Probleme mit dem System und wie weit man da als Moslem seinem Gewissen folgen kann, das
ist überall in der Welt gegeben.
Es gibt da kein Land, was eine Ausnahme ist.
In einem mehr, bei den anderen weniger.
Ich denke, es war nicht notwendig, in den Ländern, wo jetzt z.B. von islamischen Religionsunterricht
die Rede ist, da war es nicht nötig, eine Körperschaft öffentlichen Rechts zu sein.

(18:59):
So, man macht es eben halt dann ohne.
Es ist auch umstritten, diese Frage mit der Körperschaft öffentlichen Rechts, weil die ja manchmal
auch vorauszusetzen scheint, dass man ähnliche Strukturen entwickelt wie eine Kirche.
Und das ist die Frage, ob das im Sinne der islamischen Prinzipien ist, so wie wir die verstehen.
Nun gibt es aber viele islamische Organisationen, die sich bilden. Ist da der Konflikt? Ist das der Hintergrund?

(19:24):
Diese Organisationen bilden sich wahrscheinlich aufgrund der Bedingungen, die sie hier vorfinden,
der juristischen, der politischen, der Gesellschaft.
Das würde man im islamischen Land auch so machen.
So wie man seine Interessen am besten vertreten kann, so organisiert man sich.
So gibt es dann religiöse Stiftungen in den islamischen Ländern oft, die bestimmte Dinge dann da tun.
Schuleinrichtungen, Studieneinrichtungen und dergleichen, soziale Einrichtungen und so weiter.

(19:48):
Und so ähnlich werden wir das ja auch machen müssen.
Und das mit der Körperschaft öffentlichen Rechts, das ist vielleicht auch ganz gut, wenn man
so einen offiziellen Status hat.
Aber zunächst mal, denke ich, ist es am wichtigsten, dass man Schritt für Schritt das verwirklicht, was notwendig ist.
Was ist notwendig, Schritt für Schritt zu verwirklichen?
Dass unsere Kinder eine anständige Erziehung kriegen, also auch religiöse Erziehung.

(20:11):
Dass unsere Kranken in Krankenhäusern und vielleicht ältere Menschen, wenn die ins Pflegeheim
kommen, dass die menschenwürdig behandelt werden, dass wir mitsprechen können hier bei der Ausbildung
von eben halt den Lehrern, die unsere Kinder unterrichten.
Dass wir mitwirken können hier im politischen leben.
Wie jeder andere Bürger auch, ist das.
Alles derzeit nicht gegeben.

(20:31):
Das ist manchmal ein bisschen unbefriedigend.
Das ist manchmal ein bisschen unbefriedigend.
Überhaupt hier, ich weiß auch nicht, ob das eine Körperschaft öffentlichen Rechts lösen kann.
Ich denke z.B. an diese Diskussion hier öffentlichen Dienst mit Kopftuch zu arbeiten oder solche Sachen.
Ich denke mal, die können das genauso viel oder wenig lösen, wie eben halt Organisationen, so
wie sie jetzt im Moment bestehen und darauf hinarbeiten.

(20:53):
Und mir kommt es persönlich mehr auf das Inhaltliche an.
Das heißt, diese praktischen Zielsetzungen, die man hat, die persönlichen, die menschlichen,
die arbeitsmäßigen, die Mitsprachemöglichkeiten, die Möglichkeiten, sich in der Öffentlichkeit zu artikulieren.
Das heißt also, es gibt zwar die freie Religionsausübung in der Bundesrepublik für Muslime,

(21:16):
aber das ist eine Privatangelegenheit.
Und in der öffentlichen Darstellung islamischer Interessen sind die Muslime in einer Minderheitenposition,
aus der heraus sie auch nicht gehört werden.
So kommt es meistens rüber, ja, so wird es oft empfunden.
Wobei ich denke, oftmals nicht verstanden wird, dass wenn man diese Rechte auf dem Papier hat,

(21:37):
das ja noch nicht besagt, dass man eingeladen wird, die wahrzunehmen, sondern man muss auch durchsetzen.
Und das ist, was Muslime da erstmal lernen müssen.
Das heißt, auf juristischem Wege, oder?
Ja, das eine oder andere, das geschieht auf dem juristischen Wege, aber sonst eben halt auch,
dass man vielleicht Alternativen aufbaut, dass man auch Verständnis wird erstmal überhaupt,
dass man erklärt, worum es überhaupt geht, was überhaupt diese Interessen sind.

(21:59):
Das ist ja nicht, dass jeder das dann von vornherein weiß.
Oftmals sind dann Hindernisse, gerade beim Verständniswerben.
Wir stoßen da immer wieder auf eben halt Dinge, dass wir gleichgesetzt werden mit verschiedenen
Phänomen in der islamischen Welt, wo es nicht so ideal zugeht und wo wir dann auch erstmal gefordert sind, Stellung zu nehmen.
Es ist ein bisschen unfair, denn die meisten von uns, die haben nichts mit Dingen zu tun, die

(22:24):
beispielsweise in Afghanistan passieren oder sonst irgendwas.
Es ist ein bisschen flott, wenn man sagt, das ist weit weg und wir verstehen uns als Brüder und Schwestern.
Das heißt also, beschäftigen tut uns das schon.
Es ist ein bisschen eine Zwickmühle.
Häufig ist es so, dass die Öffentlichkeit Ängste gegenüber Muslimen hat. Aussehen, Auftreten, Forderungen.

(22:47):
Wie reagiert man innerhalb von verschiedenen islamischen Gemeinden darauf?
Ich finde es erstmal bemerkenswert, dass die Mehrheit uns von der Minderheit hat.
Das ist zunächst mal das, was mich am meisten erstaunt.
Aber man kann halt nichts anderes als das Gespräch suchen und auch von Person zu Person.
Das geht nicht über Institutionen.
Institutionen, die haben einen Sprecher, der weiß dann Bescheid, also ist der Dialogbeauftragte

(23:11):
der evangelischen evangelischen Kirche, der kennt sich mit Muslimen bestens aus.
Das heißt nicht, dass alle dann in seiner Kirche dann da sich mit Muslimen bestens auskennen
oder mit denen auch nachbarschaftlich zusammenleben können.
Es ist also nichts über das Gespräch von Mensch zu Mensch, es ist nichts über solche Projekte
wie Tag der offene Moschee oder sowas, wenn man Leute einlädt zu sich.
Also die Kirchen haben in ihrer eigenen Organisation Struktur reagiert auf die Anwesenheit der Muslime in Deutschland.

(23:37):
Kann man das so sagen, wenn sie sagen, es gibt einen Vertreter, der nur für Muslime zuständig ist?
Es gibt in den Landeskirchen oder in den lokalen Kirchen meistens dann auch jemanden, der sich da fachlich mit beschäftigt.
Ich meine, der sorgt dann natürlich auch so, dass das eine breite Wirkung hat.
Der sorgt für Veranstaltungen, für Projekte, wo man sich gegenseitig kennenlernt, wo man Dinge gemeinsam macht.
Der ist unser Ansprechpartner, wenn es dann um solche Projekte geht wie Ramadan und Adventure,

(24:04):
Austausch zwischen Kirchengemeinschaft und Moscheegemeinde oder eben halt, wenn es um lokale Projekte geht.
Ja, aber das heißt nicht, dass alle in der Kirche dann da Bescheid wissen oder dass da alle
mitziehen oder dass da alle eben halt gleichkundig sind.
Gibt es denn Unterschiede in der Beziehung der Muslime zu den Kirchen hier oder anderswo in

(24:24):
Europa, z.B. zur anglikanischen Kirche oder zur russisch orthodoxen Kirche?
Russisch orthodoxe Kirche weiß ich nicht, aber ich denke, es gibt ähnliche Beziehungen zur anglikanischen Kirche in England.
Da gibt es ja auch schon längere Zeit Dialogprojekte, die da laufen.
Das ist da schon ähnlich wie hier, nur in England haben Muslime eine andere Infrastruktur, da

(24:46):
ist die Zusammenarbeit auf einer anderen Basis.
Das heißt, die Diaspora der Muslime in den verschiedenen europäischen Ländern ist komplett anders organisiert.
Ja, da entstehen andere Strukturen und da waren ja andere Erfahrungen, denke ich mal.
Also England, das war ja kolonialreich und die haben schon viel länger Beziehungen zu Muslimen.
Da sind Muslime auch schon viel länger da.

(25:08):
Und durch die Kolonialherrschaft hat sich die englische Öffentlichkeit auch mehr mit dem Phänomen
Islam, also in den islamischen Ländern, auseinandergesetzt, als es hier in Deutschland war.
Also es gibt ja immer wieder den Vorwurf, der erhoben wird, auch in der Öffentlichkeit, dass
der Islam keine Reformation durchgemacht hätte, dass es keine Aufklärung im Islam geben würde. Spielt das eine Rolle?

(25:32):
Gelegentlich kriegen wir den Vorwurf zu hören, nicht so im Alltag.
Dann ist ja die Aufklärung und die Reformation, so wie die hier gewesen ist, die ist ja nun
aus den historischen Erfahrungen gewachsen, die hier in Europa gemacht worden sind.
Vor allen Dingen, was diese beiden Organisationen, Kirche und Staat angeht.
Deswegen betreffen die ja auch oft diese Beziehung.
Und das hat ja vielfach mit Strukturen zu tun, die entgegengesetzt sind.

(25:57):
Ich denke aber nichtsdestotrotz, dass sich Muslime und vor allen Dingen Gelehrte zunehmend Gedanken
machen müssen, wie man wirklich jetzt die Postmoderne in Angriff nimmt und wie man auch eine
Zukunftsperspektive entwickelt, wie man bestimmte Prinzipien, die da gegeben sind, dann eher
manchmal auch die Form vielleicht ein bisschen kritisch betrachtet, vielleicht versucht, die

(26:21):
Formen auch in so umzuwandeln, dass die also heute effektiv sind.
Können sie da mal Beispiele nennen, weil das so ein bisschen abstrakt klingt, womit.
Wir heute zu tun haben?
Das sind solche Sachen wie Gentechnologie, diese solche Dinge mit Informationstechnologie, wo
bleibt die Wahrheit und so weiter, mit solchen Sachen, wirtschaftsethische Fragen und so weiter.

(26:42):
Das ist also nicht mehr alleine nur hier Zinsen und so weiter, sondern da sind ganz andere Strukturen,
die da mal zu hinterfragen sind und wo man dann sehen muss, wie man das prinzipiell Gerechtigkeit
dann darauf anwenden kann und was man dann daraus für Ratschläge entwickelt bezüglich dessen,
was man tun sollte und was man besser bleiben lassen sollte.

(27:02):
Ich denke, Wirtschaftsethik ist schon das beste Beispiel.
Gibt es da sowas, dass Muslime da Konzepte entwickelt haben oder Ratschläge oder Verhaltensweisen,
die speziell aus diesen Zusammenhängen hier auch in Deutschland entwickelt wurden?
Hier sind nicht so viele Fachleute, die sich mit sowas beschäftigen können.
Das geht dann immer in eine Rückkopplung mit Gelehrten in den islamischen Ländern.

(27:25):
Das ist eine Sache, die wirklich noch anliegt und wo ich denke, wo sich hier intellektuelle Muslime mit auseinandersetzen müssen.
Also sie meinen, dass es auch eine Abhängigkeit gibt von Gelehrten oder Mullahs oder.
Wir haben ja nicht so viele Gelehrte hier müssen wir unsere Infrastruktur in der Beziehung erstmal entwickeln.
Das ist doch nicht, dass jeder, der hier Gebete leitet in einer Strasseneckenmoschee, dass der gelehrter ist.

(27:49):
Es gibt einige, aber dann sind die halt auch so mit den unmittelbaren Anliegen beschäftigt,
dass die dann eben halt nicht sich dauernd zusammensetzen können, um über solche Fragen nachzudenken.
Das muss man in Zusammenarbeit miteinander.
Aber das ist ja eine globale Frage, wirtschaftliche Gerechtigkeit, das kann man nicht hier in

(28:09):
Deutschland, da muss man schon sagen, in Europa zumindest oder Europa und Amerika zumindest,
das kann man nicht losgelöst sehen.
Was ich noch für auch einen Begriff halte, der ständig durch die Medien auch geistert und der
in diesem Zusammenhang genannt werden muss, der Begriff der Fatwa.
Spielt dann in solchen Fragen, wenn eine Fatwa von einem Gelehrten der Al Azha Moschee oder

(28:36):
eine Fatwa im Iran herauskommt, für die Muslime dann hier auch eine Rolle?
Nun, das Problem ist, dass man für eine Fatwa einmal die Grundlagen kennen muss natürlich.
Man muss in der Lage sein, mit den islamischen Quellen, von den islamischen Quellen Dinge herzuleiten
und man muss den Sachverhalt kennen.
Und ich denke, das ist nicht immer, dass man den Sachverhalt kennt, wenn man in einen ganz anderen

(28:56):
Kulturkreis sitzt oder unter ganz anderen Verhältnissen.
So sind diese Sachen, die sind immer zu verstehen oder sage ich mal, die sind immer davon abhängig,
von dem Blickwinkel des Betreffenden.
Ich würde das nicht so einfach als.
Übertragbar sehen, aber können sie sich vorstellen oder wer ist das?
Aber es müsste noch klar sein, dass das ein Rechtsgutachten ist.

(29:18):
Ein Rechtsgutachten ist nicht bindend für jemand anders, der selber unabhängig arbeiten kann
und unabhängig Rechtsfindung betreiben kann.
Also wäre es vorstellbar, dass Muslime in Deutschland ihre Struktur entwickeln, so dass Fatwas
hier erscheinen, speziell zu den Problemen der Muslime in Deutschland, die ähnlich sind wie
vielleicht die Enzyklika, die in der katholischen Kirche verlesen werden?

(29:42):
Nein, Fatwa ist eine Meinung eines Rechtsgelehrten.
Das ist nicht dasselbe wie Enzyklika einer katholischen Kirche. Die ist bindend.
Und alle Leute, ob sie was davon verstehen oder nicht, die müssen dem folgenden der eine Gelehrte
gibt die eine, der andere gibt die andere.
So, das ist jetzt ein Gutachten.
Wenn jetzt ein Richter sich mit dem Fall beschäftigt, der kann das in Betracht ziehen, der muss

(30:03):
aber letztendlich hier sein eigenes Urteil finden.
Aber wie ist das, muss ein Muslim.
Zu ihrer Frage von eben, das ist nicht nur wünschenswert, das ist notwendig, dass Muslime hier
ihre eigene Rechtsfindung betreiben, denn nur Muslime vor Ort kennen ihre eigene Situation.
Wäre das dann so etwas wie eine Konkurrenz zum öffentlichen Recht hier?

(30:27):
Holger Nein, das öffentliche Recht ist mit einzubeziehen.
Das öffentliche Recht ist ein Teil der islamischen Rechtsquellen.
Wir haben die islamischen schriftlichen Rechtsquellen, wir haben Methodologie und wir haben
das einzubeziehen, was lokale Rechtsvorstellungen ist, also ORF und ADAT.
Das muss mit einbezogen werden.
Auf jeden Fall ist das binnen, was wir hier an Rechtsgrundsätzen finden, das muss sich im Rahmen des Grundgesetzes bewegen.

(30:53):
Aber ein Muslim ist freigestellt, einer Fatwa, die dann meinetwegen in Kairo an der Al Azha
Moschee von einem Gelehrten gemacht wird, zu folgen oder nicht, auch wenn er in Deutschland lebt.
Und ein Moslem ist zunächst mal seinem Gewissen verpflichtet, jetzt ein individueller Moslem.
Und wenn er also Orientierung sucht und sich an der Fatwa orientiert, dann sollte das eine sinnvolle sein.

(31:15):
Also sie sehen nicht die häufig gebrachte Meinung, dass der Islam ein konkurrierendes Rechtssystem
mit bestehenden Rechtssystemen ist, nicht in Deutschland.
Es ist vielleicht eine Sichtweise, mit dem bestehenden Rechtssystem umzugehen und das zu interpretieren,
genauso wie jede politische Partei und jede weltanschauliche Gruppe, da eben halt dann auch

(31:38):
die eine oder andere Färbung gibt und dann eben halt damit lebt.
Und das kann man im Gespräch miteinander, da kann man auch einen Konsens finden hier vor Ort.
Danke, dass ihr bei Audioarchiv dabei wart.
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Bis nächste Woche, euer Audioarchiv Team.
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